Apfelwiese der Zukunft
Zum „Summer Special“ des Obstbauseminars des Vereins der -Absolventen Landwirtschaftlicher Schulen (ALS) versammelten sich an Pfingsten mehr als 100 Bauern beim Versuchszentrum Laimburg.
Das Projektkürzel LIDO steht für „Laimburg Integrated Digital Orchard“ und bezeichnet eine Apfelanlage, in der Versuche mit neuester Technologie durchgeführt werden. Auf rund einem halben Hektar stehen Apfelbäume der besonders anspruchsvollen Sorte „Rosy Glow“, erzogen im 2-D-System (Mehrachs- oder Guyot-Erziehung) und umgeben von allerlei Leitungen, Sensoren, Messgeräten und computergesteuerten Stationen zur Datenverarbeitung und -übertragung. Die Anlage wurde vom Versuchszentrum Laimburg mit Unterstützung des EU-Fonds EFRE errichtet.
Die Laimburg-Experten Walter Guerra (Pomologie) und Martin Thalheimer (Boden, Düngung und Bewässerung) erläuterten in der Versuchsanlage die neuesten technischen Systeme und Möglichkeiten. Eine echte Premiere präsentierte Walter Guerra: eine automatische, fix installierte Sprühanlage zur Applikation von Pflanzenschutzmitteln. Sie wurde zur Vorführung mit Wasser in Betrieb gesetzt. Computergesteuert sprüht sie schubweise in genau definierter Dosierung von oben auf die Apfelbäume und reinigt sich anschließend von selbst. Die Behandlungen können auch ferngesteuert – und somit nur im akuten Bedarfsfall – in Gang gesetzt werden. Die Ausbringung eines Mittels erfolgt zeitgleich mit höchster Effizienz in der gesamten Anlage, ohne dass ein Traktor durch die Baumreihen fahren muss, und spart darüber hinaus Wasser und Energie. Auch die Abdrift wird damit stark reduziert.
Das System wird derzeit auf Praxistauglichkeit getestet – es gilt zu prüfen, wie unterschiedliche Flüssigkeitsbeschaffenheit, Wasserqualitäten und Temperaturen sich auf die Düsen auswirken, wie wirksam die Applikation aus der Höhe tatsächlich ist und anderes mehr. Auch sind noch rechtliche Fragen zu klären – eine derartige Anlage darf in Südtirol derzeit nur im Testbetrieb zum Einsatz kommen.
Martin Thalheimer erläuterte dagegen mehrere Versuchssysteme zur Prüfung des Wasserbedarfs der Pflanzen – entwickelt von verschiedenen Unternehmen, aber auch Eigenentwicklungen. Sie reichen vom bekannten Tensiometer zur Messung der Bodenfeuchte über die Messung des Wassergehalts im Boden mithilfe von Satellitentechnik bis hin zur Erkennung des Wasserbedarfs einer Pflanze durch Sensoren auf den Blättern, welche die Verdunstung laufend kontrollieren. Alle Systeme senden ihre Daten über Internet oder Funk an den Bauern.
Die Teilnehmer am ALS-Obstbauseminar „Summer Special“ zeigten sich überaus interessiert und stellten den Referenten viele Fragen. Im Seminar wurden anschließend auch weitere Themen behandelt, darunter der Rußtau-Komplex, die Restwasser-Aufbereitung und neue Strategien in der Vermarktung.