Das Thema der heurigen Berglandwirtschaftstagung: Boden und Bodenfruchtbarkeit

Das Grünland als Grundlage

Der Boden und seine Fruchtbarkeit standen dieses Jahr im Fokus der Berglandwirtschaftstagung. Die Referenten aus Südtirol und Österreich teilten ihre Erfahrungen und ihr Wissen in vier Vorträgen mit den Anwesenden.

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Produktion Wirtschaft

Bodenschutz ist ein Wort, das viele Bäuerinnen und Bauern erschrecke, eröffnete Norbert Ecker seinen Vortrag bei der 16. Berglandwirtschaftstagung am Freitag, dem 13. Jänner, in Brixen. Jedoch dürfe man Bodenschutz nicht als Einschränkung sehen, sondern als neue Möglichkeit. Denn ohne intakte Böden fehlt die Grundlage für die erfolgreiche Bewirtschaftung eines Betriebes. Norbert Ecker ist Berater bei Agrar-EN sowie selbst Landwirt und referierte zum Thema „Boden und Klimawandel“. Die Berglandwirtschaftstagung konnte sowohl in Präsenz im Forum Brixen als auch online verfolgt werden.

Gülle nicht im Herbst ausbringen
Die Tendenzen des Klimawandels sind eindeutig: Die Temperaturen steigen – und werden es auch weiterhin tun –, während immer weniger Wasser zur Verfügung steht. Deshalb gilt es, die Böden so zu bewirtschaften, dass sie möglichst trockenheitsresistent werden. In diesem Zusammenhang erwähnte Ecker, dass eine dauerhafte künstliche Beregnung hier nicht zielführend sei. Denn: Durch die künstliche Bewässerung tendiere der pH-Wert im Boden zu steigen, was die Nährstoffverfügbarkeit für die Pflanzen verringert. Zudem wird der Pflanzenbestand zu Oberflächenwurzlern erzogen, was bei einer Dürreperiode äußerst kontraproduktiv ist.
Ein Faktor mit dem die Landwirtinnen und Landwirte wesentlich auf die Böden einwirken, ist die Düngung. Hier ist Ecker das Ausbringen der Gülle im Herbst ein besonderes Anliegen. Dieser Vorgang sei zwar aus arbeitstechnischen Gründen absolut nachvollziehbar – schließlich hat kaum ein Betrieb die Möglichkeit, die Gülle aus den Sommermonaten über den gesamten Winter zu lagern – jedoch nicht, wenn man an die Nährstoffversorgung des Grünlands denkt. Die Gülle sollte dann ausgebracht werden, wenn das Grünland sie am meisten braucht und das ist im Frühjahr. Dabei ist eine bodennahe Ausbringung der Gülle fundamental. Außerdem sollte sie gut verdünnt oder separiert sein, damit sie direkt in den Boden eindringt und nicht auf Regen gewartet bzw. gehofft werden muss.

Wert von Wirtschaftsdünger erkennen
Die Bäuerinnen und Bauern müssten sich laut Ecker wieder über den Wert der Hofdünger bewusst werden. Betrachtet man die Inhaltsstoffe der Gülle, des Mists oder der Jauche, die auf einem Viehbetrieb anfallen, und rechnet diese mit den aktuellen Preisen am Düngermarkt auf, kommen erhebliche Summen zusammen. Deshalb Eckers Appell: „Anstatt teure Düngemittel zuzukaufen, müssen wir unsere Hofdünger optimal einsetzen – mit möglichst wenigen Verlusten und zum idealen Zeitpunkt.“
Wie Gülle verlustarm im Berggebiet ausgebracht werden kann, zeigte das Hofporträt von Anton Hartl, Machlschwaig, in St. Johann im Pongau in Österreich. Zwar konnte Hartl nicht selbst an der Tagung teilnehmen, sein Betrieb wurde aber trotzdem vorgestellt. Gemeinsam mit seiner Frau, seinen Eltern und seinem Bruder bewirtschaftet der junge Landwirt seinen Milchviehbetrieb im Familienverbund. Nur durch den Zusammenhalt der ganzen Familie war es ihm schließlich auch möglich, seinen Traum zu verwirklichen: das Vieh den Sommer über auf einer Alm zu halten und dort zu melken. Die Gülle wird per Schleppschlauch auf den Flächen rund um den Hof ausgebracht. Diese Methode ist ideal auf steilen Flächen, da das Eigengewicht der Maschine gering ist.

Beratung und Bodenproben als Basis
Thomas Prünster vom BRING – Beratungsring Berglandwirtschaft ging schließlich auf die Situation der Grünlandböden in Südtirol ein. Besonders hob der Berater dabei hervor, dass die Bodenbeschaffenheiten auch innerhalb kleinerer Gebiete sehr stark variierten und keine allgemeinen Aussagen getroffen werden können. Nur durch gezielte Bodenproben könnten standortgerechte Düngungsempfehlungen für einzelne Bäuerinnen und Bauern erarbeitet werden. Pauschal Mineraldünger einzusetzen, davon rät Prünster ab. Schließlich wolle man das Geld nicht zum Fenster rausschmeißen. Dünger sollte idealerweise nur nach Bodenproben und einer Beratung ausgebracht werden. In einigen Fällen lässt sich die Bodenfruchtbarkeit auch mit einfachen Mitteln verbessern: Bei zu niedrigen pH-Werten beispielsweise hilft die Gabe von Kalk, um den pH-Wert zu regulieren und die Nährstoffmobilisierung zu verbessern.

Wirtschaftsdünger und ­Artenvielfalt
Giovanni Perathoner vom Versuchszentraum Laimburg stellte schließlich die Ergebnisse aus einem Versuch vor, der auf Anregung des BRING durchgeführt wurde. Über fünf Jahre wurde dokumentiert, wie sich Wirtschaftsdünger auf die Artenvielfalt auswirkt. Dazu wurden zwei „Wiesen-Typen“ betrachtet: mäßig artenarme Wiesen und mäßig artenreiche – sprich Natura-2000-würdige – Wiesen. Auf beiden Wiesentypen wurde auf getrennten Versuchsparzellen unterschiedliche Mengen an Gülle, Mist oder Mist in Kombination mit Jauche ausgebracht und die Entwicklung des Pflanzenbestands über fünf Jahre beobachtet. Der Versuch zeigt, dass über die Laufzeit des Versuchs die Art des Wirtschaftsdüngers kaum Einfluss auf die Flächen hatte.
Die Menge der Düngung hingegen zeigte einen deutlichen Einfluss auf die Erträge. Dabei reagierten die Natura-2000-würdigen Flächen sensibler auf die Bewirtschaftung als die mäßig-artenarmen Flächen. Die Anzahl der Pflanzenarten änderte sich über den Versuchszeitraum jedoch in beiden Wiesentypen nicht. Um die längerfristige Auswirkung der Bewirtschaftung auf die Flächen zu erfassen, wäre eine Fortsetzung der Forschungsarbeit notwendig.

Aktuelle politische Themen besprochen
Landwirtschafts-Landesrat Arnold Schuler stellte im Rahmen der Berglandwirtschafts-tagung die Förderungen für die nächsten fünf Jahre vor. Dabei unterstrich er, dass die Förderungen der Zukunft vermehrt an Umweltauflagen und Tierschutzthemen gekoppelt sein werden. Das primäre Ziel der Förderungen sei es nach wie vor, die Berglandwirtschaft in Südtirol zu schützen und zu erhalten.
Bauernbund-Landesobmann Leo Tiefenthaler ging in seinen Grußworten auf aktuelle politische Entwicklungen ein – darunter das Thema Wasser und dass dieses für die Landwirtschaft verfügbar bleiben muss, denn nur so könnten Südtirols Bäuerinnen und Bauern weiterhin Lebensmittel produzieren. Beim Thema Großraubwild hofft Tiefenthaler auf stärkere Unterstützung aus Rom und um die steigenden Energiekosten zu bewältigen schlägt der Bauernbund-Landesobmann vor, erneuerbare Energiequellen wie Sonne und Wasser noch besser zu nutzen.

Anna Pfeifer

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