Der Hauptreferent Christian Wenter (2. v. l.) mit der Führungsspitze der Seniorenvereinigung.

Das Schöne am Alter sehen

„Ganz SCHÖN Alt“: Unter dieses Motto stellte die Seniorenvereinigung im Südtiroler Bauernbund ihre Landesversammlung am Samstag, dem 22. März, im Haus der Vereine in Nals. Auf das Motto gingen Landespräsidentin Theresa Agreiter Larcher und der ehemalige Primar Christian Wenter ein.

Lesedauer: 10
Seniorenvereinigung

Agreiter Larcher zog eingangs einen Vergleich mit einem Stück Holz: „So wie dieses feine Linien, tiefe Furchen, glatte Stellen und tiefe Löcher aufweist und somit eine Lebensgeschichte erzählt, ist es auch mit uns Senioren. So wie dieses Stück Holz trotz oder gerade wegen seines Äußeren als schön angesehen wird, sollte es auch mit den älteren Menschen sein – ,schön‘ im Sinne von wertvoll und wertgeschätzt zu verstehen ist, von uns selbst, von den anderen und von der Gesellschaft.“ Wie nie zuvor biete der medizinische Fortschritt vielen Menschen die Möglichkeit, alt zu werden und dabei gesund zu bleiben. „Hadert daher nicht mit dem Alter, sondern nehmt es an und gestaltet es so verantwortungsvoll, wie ihr könnt. Jeder Lebensabschnitt hat seine schönen Seiten!“, betonte die Landespräsidentin. Im Alter sei es auch erlaubt, zufrieden auf das Vergangene zurückzublicken und dankbar in Erinnerungen zu schwelgen. „Schaut daher von Zeit zu Zeit einmal zurück auf das, was ihr leistet, und bewahrt vor allem die schönen Erlebnisse in euren Herzen!“, appellierte Agreiter Larcher an die Seniorinnen und Senioren. Die „Wipptaler Singvögel“, die die Landesversammlung mit Liedern aus dem Buch „Singen, weil es Freude macht“ gestalteten, nahm die Landespräsidentin zum Beispiel dafür, dass man sich im Alter ruhig auch die Zeit nehmen dürfe für das, was einem einfach guttut. „Tut daher immer mal wieder etwas, was euch Freude macht, und genießt diese schönen Momente der Auszeit vom Alltag“, rief Agreiter Larcher die Anwesenden auf.

Digitalisierung und ­Seniorenanwalt
An die zahlreichen Gäste aus Politik und bäuerlichem Verbandswesen richtete die Landespräsidentin mehrere Appelle: „Mit der zunehmenden Digitalisierung und der damit einhergehenden Anonymisierung der Gesellschaft wird eine ganze Gruppe, und das nicht eine kleine, ausgegrenzt: die Seniorinnen und Senioren. Wir wollen unser Leben selbst bestimmen, wir wollen nicht abhängig sein von unseren Kindern und von unseren Enkeln!“ Gerade auf den Höfen seien die Altbäuerinnen und Altbauern eine wichtige Stütze, indem sie Arbeiten übernehmen, die sich für die Jungen oft zeitlich nicht ausgehen oder die sonst einfach liegen bleiben würden. Agreiter Larcher bekräftigte die Forderung der Seniorenvereinigung nach einem  eigenen Seniorenanwalt: „Es geht hier nicht nur um eine Anlaufstelle, sondern auch um die Sichtbarkeit einer Altersgruppe, die sich diese Wertschätzung mehr als verdient hat“, betonte die Landespräsidentin. Der pensionierte Primar der Geriatrie am Krankenhaus Meran, Christian Wenter, ging in seinem Vortrag „Alt werden – gesund bleiben“ auf die Frage ein, was man im Alter aktiv dazu beitragen kann, um möglichst lang ein gutes Leben führen zu können. „Die Gesundheit im Alter hängt im Wesentlichen von drei Faktoren ab: zu einem geringen Prozentsatz von der genetischen Veranlagung, zu einem etwas größeren Teil von den Lebensumständen und vom Umfeld, zum allergrößten Teil aber vom eigenen Lebensstil, also der Art und Weise, wie wir mit unserer Gesundheit und mit unserem Körper umgehen. Ob wir gesund alt werden, liegt zu einem erheblichen Teil in unserer eigenen Hand.“ Die Südtirolerinnen und Südtiroler gehören zu den langlebigsten Menschen der Welt – auch, weil sie in ihren Ernährungsgewohnheiten recht nahe an der sogenannten mediterranen Diät liegen: viel Obst und Gemüse, weniger rotes und mehr weißes Fleisch und ein ausgewogener Mix an Nährstoffen. Zu einem gesunden Lebensstil gehören aber auch der Verzicht auf Nikotin, ein maßvoller Umgang mit Alkohol, genügend Bewegung und ausreichend Schlaf. Ein wesentlicher und oft unterschätzter Faktor dafür, dass Menschen im Alter anfälliger für Krankheiten werden, sei aber die häufige Isolation und Einsamkeit. „Und gerade hier leisten Organisationen wie die Seniorenvereinigung im Südtiroler Bauernbund Großartiges, denn sie bringen Menschen zusammen und schenken ihnen Freude, Gemeinschaft und Geselligkeit. Ihr seid die perfekte Prävention gegen Einsamkeit“, lobte Wenter die Seniorenvereinigung. 

Rückblick auf Jubiläumsjahr
Die beiden Stellvertreter der Landespräsidentin, Johann Weissensteiner und Rita Vantsch Verginer, erinnerten in ihrem Rückblick an ein ereignisreiches Jahr 2024, in dem die Seniorenvereinigung im Südtiroler Bauernbund ihr 35-jähriges Bestehen feierte. Höhepunkt des Jubiläumsjahres war eine Wallfahrt nach Maria Weißenstein mit anschließendem Fest auf der Schönrastalm in Aldein. Besonders erfreulich war die Gründung von drei neuen Ortsgruppen in Toblach, Brenner und Aldein. Ein besonders berührender Moment war die Vorstellung des Buches „Ein Bergbauernleben“ über den mittlerweile 95-jährigen Ehrenpräsidenten der Seniorenvereinigung, Johann Messner. Die Autorin Martina Mantinger hat nach vielen Gesprächen mit Johann Messner selbst und seiner Familie ein wertvolles Büchlein zusammengestellt. Bei der Landesversammlung war die Familie von Messner anwesend, der Ehrenpräsident erzählte selbst einige Anekdoten aus seinem Leben. Am 3. April wird das Buch in St. Peter/Villnöß noch einmal vorgestellt. In ihren Grußworten hoben einige der Ehrengäste den großen Wert der Seniorenvereinigung hervor, der vor allem in ihrer Pflege der Gemeinschaft für die älteren Menschen sichtbar werde. Bauernbund-Landesobmann Daniel Gasser rief die Senioren auf, mit Zuversicht in die Zukunft zu schauen und sich von den Wirren der heutigen Zeit und so mancher Neiddebatte nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Bei den Gemeinderatswahlen im Mai sei es sehr wichtig, den bäuerlichen Kandidatinnen und Kandidaten eine starke Stimme zu geben. 
Landeshauptmann Arno Kompatscher lud die Senioren ein, auch weiterhin ihre Gemeinschaft zu pflegen und auf ihre Lebensleistung stolz zu sein. Für aktuelle Herausforderungen, die die Landwirtschaft betreffen, ließen sich Lösungen finden, indem man miteinander rede. Landwirtschaftslandesrat Luis Walcher bezeichnete die Treffen der bäuerlichen Senioren als „Tage, die nicht mit Geld aufzuwiegen sind“. Bei keinem anderen Wirtschaftsverband säßen in den Gremien Alt und Jung an einem Tisch und diskutieren über die anstehenden Themen. Rosmarie Pamer, Landesrätin unter anderem für Soziales und Senioren, unterstrich die Unterstützung des Landes für die älteren Menschen. Ein Abkommen mit dem Sozialfürsorgeinstitut INPS mache es möglich, Senioren konkret zu unterstützen. Beim Thema Digitalisierung sei eine massive Unterstützung für die ältere Generation notwendig, betonte Pamer.

Weitere Artikel zu diesem Thema