Die Stimme der Senioren hörbar machen

Den Anliegen der älteren Menschen am Hof eine Stimme geben und dafür sorgen, dass diese auch Gehör findet: Das hat sich die Seniorenvereinigung im Südtiroler Bauernbund zum Ziel gesetzt. Bei der Landesversammlung in Nals stellten die bäuerlichen Senioren am heutigen Samstag (14. Mai) ihr überarbeitetes Leitbild vor.

Organisation Seniorenvereinigung

Ein Leitbild hatte sich die Seniorenvereinigung im Südtiroler Bauernbund bereits vor über zehn Jahren gegeben. Seitdem hat sich viel geändert – nicht zuletzt auch die „Seniorengeneration“ selbst, wie die Landespräsidentin der Seniorenvereinigung, Theresia Agreiter Larcher, zu berichten wusste: „Die Altersgruppe der Senioren wird stetig größer und zunehmend unterschiedlicher. Weiters hat es in der Landwirtschaft einige Veränderungen gegeben: So sind zum Beispiel nicht mehr alle Bauern, die in Rente gehen, Vollerwerbsbauern.“ Die Seniorenvereinigung hat sich nach den jüngsten Vorstandswahlen vorgenommen, ihr Leitbild zu überarbeiten. Das Ergebnis dieses Prozesses stellten die Senioren bei ihrer Landesversammlung in Nals vor. Was ein solches Leitbild bieten soll, fasste Präsidentin Agreiter Larcher bildlich zusammen: „Ein Leitbild ist wie eine ,Leitplankeʻ und wir wollten sozusagen zuerst diese errichten, bevor wir die Straße selbst befahren.“ Wichtig war den Senioren, dass das neue Leitbild ein „Gemeinschaftsprodukt“ wird, an dem sich alle, die mit der Seniorenvereinigung im Südtiroler Bauernbund zusammenarbeiten, beteiligen. So entstand das überarbeitete Leitbild in mehreren Arbeitsgruppen, an denen nicht nur die eigenen Mitglieder und Funktionäre, sondern auch jene der anderen bäuerlichen Organisationen – Bauernbund, Bauernjugend und Bäuerinnen – und zahlreiche externe Partner beteiligt waren.

Motto „Miteinander und Füreinander! Wir geben Senioren eine Stimme!“
Herausgekommen ist ein Leitbild, das auf vier Bereiche aufbaut, in denen die Seniorenvereinigung ihrer Aufgabe nachkommen will. Im Zentrum steht das Motto „Miteinander und Füreinander! Wir geben Senioren eine Stimme!“, und der erste Bereich, in dem sich dieses Motto zeigt, ist die Gemeinschaft als wichtige Grundlage der Tätigkeit in den Ortsgruppen. „Wir wollen eine starke Gemeinschaft sein, in der alle aufeinander zugehen und zusammenarbeiten. Wir wollen als Gemeinschaft ständig wachsen, indem wir neue Ortsgruppen dazugewinnen und uns mit anderen Gemeinschaften vernetzen“, erklärte Agreiter Larcher. Als starke Gemeinschaft will die Seniorenvereinigung dann auch Sprachrohr sein für die Anliegen der älteren Menschen am Hof.

Bei Digitalisierung auf Senioren Rücksicht nehmen
Auf zwei Punkte wies Agreiter Larcher bei der Landesversammlung ganz besonders hin: die Digitalisierung und das Auskommen mit der Mindestrente. „Die Digitalisierung von Dienstleistungen ist für die meisten Senioren im Land – und nicht nur für diese, sondern auch für viele Jüngere – zu schnell erfolgt. Wenn viele Bürger weder über die Fähigkeit noch über die Technik verfügen, um diese zu nutzen, dann stimmt etwas nicht und es kann nicht funktionieren. Das widerspricht dem Recht eines jeden auf einen Zugang zu den öffentlichen Diensten“, unterstrich die Präsidentin und forderte „weiterhin eine analoge Möglichkeit, um die öffentlichen Dienste in Anspruch zu nehmen.“ Was die Bürger finanzieren, müsse für sie auch zugänglich sein!

Auch bäuerliche Senioren brauchen Unterstützung!
Zum Thema „Finanzieren“ brachte Agreiter Larcher noch einen weiteren Punkt vor: „Sehr viele Sparten – und das ist grundsätzlich auch richtig und wichtig – haben Corona-Hilfsmittel erhalten, nur die Rentner nicht. Aber auch für uns steigen die Lebensmittelpreise, die Strompreise usw.“ Viele Mitglieder, die, wenn überhaupt, nur die Mindestrente in der Höhe von circa 500 Euro monatlich erhalten, wüssten nicht mehr ein noch aus. „Auch die bäuerlichen Senioren brauchen Unterstützung! Dass sie großteils auf den Höfen wohnen und keine Miete zahlen, kann kein Ausschlusskriterium sein. Ich rufe die politischen Vertreter daher dazu auf, die Rentner auch in dieser Hinsicht nicht zu vergessen!“, betonte die Präsidentin eindrücklich.

Zu den Aufgaben der Seniorenvereinigung gehört es auch, Tradition, Brauchtum und Glaube zu leben und diese „alten Schätze“ an die nächsten Generationen weiterzugeben. „Nicht zuletzt sollten wir Senioren aber nicht vergessen, gut auf uns zu schauen und das zu tun, was uns Freude macht. Dabei ist es wichtig, dass alle Altersgruppen innerhalb unserer Generation mit eingebunden werden, damit niemand – von den Jüngeren bis zu den Älteren und von den Aktiveren bis zu den Schwächeren – ausgeschlossen wird.“, sagte Agreiter Larcher. Sie hoffe, dass „wir mit unseren Initiativen nun wieder richtig durchstarten können und so die Unterhaltung, den Austausch, das Erleben und die Gemeinschaft wieder in den Mittelpunkt rücken dürfen“.

Faltblatt und Wattkarten gehören zum Leitbild
Das neue Leitbild hat die Seniorenvereinigung in einem handlichen Faltblatt zusammengefasst. „Auf wenigen Seiten wird unser Motto schließlich mit Beispielen erklärt und so beschrieben, was wir tun, um miteinander und füreinander da zu sein, und welche Maßnahmen wir ergreifen, um Senioren eine Stimme zu geben“, erklärte die Präsidentin. Ergänzt wird das Leitbild durch eine Packung Wattkarten, die helfen soll, nun den nächsten Schritt zu tun – das Leitbild mit Leben zu füllen und in den Ortsgruppen umzusetzen.

Einige Beispiele und Tipps, wie die Senioren das Leitbild nun umsetzen können, hatte die Kommunikationstrainerin Luise Vieider mit zur Landesversammlung gebracht. Vieider hatte die Seniorenvereinigung auf ihrem Weg zum neuen Leitbild begleitet und dabei viele positive Erfahrungen gemacht: „Auch ihr werdet gebraucht, ihr seid Vorbilder für die jüngeren Generationen und mit eurer Erfahrung und Gelassenheit auch ein Ruhepol in einer hektischen Zeit“, betonte Vieider. Es gehe gerade auch für die älteren Menschen darum, den eigenen Wert für die Gesellschaft nicht zu unterschätzen. „Die Seniorenvereinigung im Südtiroler Bauernbund leistet einen wichtigen Beitrag dazu, das Selbstbewusstsein älterer Menschen zu stärken, gibt ihnen die Möglichkeit, etwas Sinnvolles zu tun und die Gemeinschaft zu pflegen“, unterstrich Vieider und riet den Senioren zum Abschluss, ihre Arbeit besser sichtbar zu machen: „Die letzten zwei Jahre haben uns gezeigt, was verloren geht, wenn man nicht gesehen wird. Jetzt ist es Zeit, wieder sichtbar zu werden und zu bleiben!“

Die Leistungen der Seniorinnen und Senioren lobten auch die Ehrengäste in ihren Grußworten: Landesrat Arnold Schuler, Bauernbund-Obmannstellvertreter Bernhard Burger, EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann, Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer und Hans Berger, ehemaliger Landesrat und Vertreter der Senioren im nationalen Bauernverband Coldiretti, brachten ihre Hochachtung für die älteren Menschen zum Ausdruck und sicherten ihnen ihre Unterstützung zu.

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