Bei der Vorstellung im Gustelier: vorne die drei Fruchtriegel, dahinter das Brot und im Hintergrund der Sirup

Drei heimische Produkte, ein Ziel

Drei Fruchtriegel, eine Brotbackmischung und ein Sirup sind die Produkte, die die Vitalpina Hotels gemeinsam mit Partnern entwickelt haben: in Bio-Qualität und aus heimischen Rohstoffen. Ein erster Schritt echter Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Tourismus.

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Produktion

Was 2023 mit einer Idee begann, wurde kurz vor Ostern im Gustelier des Hoteliers- und Gastwirteverbandes der Öffentlichkeit vorgestellt: drei Fruchtriegel aus Regiokorn-Getreide und Südtiroler Obst (Äpfeln, Preiselbeeren und Marillen), eine Brotbackmischung aus Regiokorn-Dinkel und -Roggen und ein Sirup von Schwarzen Johannisbeeren aus dem Martelltal. Alle drei Produkte kommen mit wenigen (Bio-)Rohstoffen aus, sind ohne Konservierungs- und Zusatzstoffe und wurden von heimischen Betrieben entwickelt: von der Manufaktur Seibstock, der Meraner Mühle und der Bäckerei Ultner Brot.
Brigitte Zelger, Präsidentin der Angebotsgruppe Vitalpina Hotels Südtirol, zeigte sich bei der Vorstellung sichtlich stolz darauf, was die Zusammenarbeit zwischen der Gruppe im Hoteliers- und Gastwirteverband, der Landwirtschaft, des Handwerks und des Handels mit Unterstützung von IDM herausgekommen ist: „Das ist echte Zusammenarbeit“, unterstrich sie, denn für Vitalpina sei Regionalität nicht nur ein Trend, sondern Teil der DNA, eine bewusste Entscheidung. „Wir stehen für kleine Kreisläufe, regionale Produkte und Gesundheit, für ein Rundum-Urlaubserlebnis“, betonte Zelger. Zudem forderte sie mehr Demut und Mut innerhalb der Südtiroler Wirtschaft. „Wir müssen aufeinander zugehen, denn wir sind einzeln so klein, dass wir nur im Netzwerk wirklich erfolgreich sein können“, meinte sie.

Projekt flächendeckend umsetzen
In dieselbe Kerbe schlug Landesrat Luis Walcher, der die Initiative lobte: „Dieses Projekt ist ein erster konkreter Ansatz echter Regionalität“, meinte er. Die Landwirtschaft liefert die Rohstoffe, das Handwerk produziert daraus gesunde Lebensmittel, die Gastronomie bietet die Produkte ihren Gästen an, und Einheimische wie Urlauber können die Produkte auch in Geschäften wie Pur Südtirol und Naturalia kaufen. „Für die heimische Hotellerie ein Pluspunkt, denn die Gäste können so nicht nur unsere Landschaft genießen, sondern auch das, was unsere Betriebe herstellen“, erklärte Walcher. Er mahnte: „Unsere Landwirtschaft hat nur dann eine Chance, wenn sie mit dem Tourismus zusammenarbeitet. Und unser Tourismus kann nur dann stark bleiben, wenn wir nicht nur unsere Gastfreundschaft anbieten, sondern auch das, was unser Land so unverwechselbar macht, nämlich unsere Produkte.“
Walcher bedankte sich bei allen beteiligten Unternehmen, auch bei Ulrich Wallnöfer, der als Vertreter von Pur Südtirol bereits bei der Entwicklung der Produkte mitgearbeitet hat und nun für Logistik und Vertrieb der neuen Produkte verantwortlich ist. Der Landesrat mahnte aber auch an, dass dies nur ein erster Schritt sei, denn die 30 Vitalpina Hotels seien nur ein kleiner Ausschnitt des Südtiroler Tourismus. „Dieses Projekt müsste flächendeckend angeboten werden“, erklärte er, die Sektoren müssten enger zusammenrücken, um den Gästen ein stimmiges Gesamtpaket liefern zu können. Diesen Wunsch unterstrich er mit dem Schlusssatz: „Der Wert einer Idee liegt in ihrer Umsetzung.“ Ein erster Schritt sei getan, nun sollten weitere folgen. Auch Raffael Mooswalder, neuer Direktor des Hoteliers- und Gastwirteverbandes, lobte die Angebotsgruppe Vitalpina Hotels als Speerspitze der Südtiroler Hotelbranche und die Initiative als wirklich nachhaltigen Ansatz, der Schule machen sollte.

Produkt eins: die Backmischung
Bettina Schmid, die das Gustelier leitet, stellte zusammen mit den Verarbeitungsbetrieben die Produkte vor: Gemeinsam mit der Meraner Mühle ist die Brotbackmischung aus Regiokorn-Getreide entwickelt worden. Geschäftsführer Rudolf von Berg zeichnete den Weg von Regiokorn nach: „Vor 14 Jahren sind wir mit dem Projekt gestartet, mit im Boot waren von Beginn an der Südtiroler Bauernbund und IDM.“ Deshalb habe es sich auch von Anfang an zwar langsam, aber gut entwickelt. Heute produzieren 60 Südtiroler Bäuerinnen und Bauern rund 350 Tonnen Getreide pro Jahr, vor allem Roggen und Dinkel, seit Kurzem auch Gerste und ganz neu nun auch Buchweizen. Das Ganze sei noch ausbaufähig, meinte von Berg, aber man sei zufrieden.
Eine der größten Herausforderungen bei der Entwicklung der Brotbackmischung aus Biogetreide (Roggen und Dinkel), typischen Gewürzen wie Brotklee und Fenchel, Sauerteig, Salz und Hefe sei die Verpackung gewesen: „Wir wollten eine Verpackung, die zum Produkt passt und voll kompostierbar ist, also ohne Kunststoffbeschichtung auskommt. Deshalb musste ein Backtriebmittel gefunden werden, das auch in Kontakt mit Luftfeuchtigkeit die Triebfähigkeit nicht verliert.“ So habe man eine speziell gekapselte Hefe verwendet, die es erst seit Kurzem auf dem Markt gibt. „Diese Mischung ist so einfach zu handhaben, dass sogar ganz Ungeübte es schaffen, daraus ein schmackhaftes Brot zu backen“, erklärte Rudolf von Berg.

Produkt zwei: die Fruchtriegel
Hannes Schwienbacher von der Bäckerei Ultner Brot hat die drei Fruchtriegel entwickelt: einen reinen Apfelriegel, einen mit Haferflocken und getrockneten Marillen und einen dritten mit Buchweizenschrot und Preiselbeeren. Alle Riegel kommen mit vier bis maximal fünf Zutaten aus, als Bindemittel dient Apfeldicksaft, natürlich aus Südtirol. „Die Riegel sind sehr einfach, aber praktisch zum Mitnehmen, lange haltbar, obwohl keinerlei Zusatz- oder Konservierungsmittel verwendet werden, nicht zu süß und deshalb besonders gesund“, erklärte Schwienbacher. Sein Favorit sei der kernige Riegel mit Aprikosen. Zur ersten Verkostung habe er den Buchweizen-Preiselbeer-Riegel eigentlich gar nicht mitbringen wollen, er sei nicht davon überzeugt gewesen. In der Verkostung aber habe dieser am besten abgeschnitten. Ulrich Wallnöfer ergänzte, der Aprikosen-Riegel sei kauintensiver und geschmacklich sehr ansprechend, der Preiselbeer-Riegel dank des geschroteten Buchweizens leichter zu essen, mit feiner Säure und komplexen Aromen – etwas für geübte Gaumen. Der reine Apfelriegel sei der Standard, dabei nicht wie Mus, sondern mit leichtem Biss und sehr fruchtig.

Produkt drei: der Sirup
Peter Seibstock zeichnet mit seiner Manufaktur für den Sirup aus Schwarzen Johannisbeeren verantwortlich: „Wir arbeiten eng mit der Genossenschaft Martell zusammen und verarbeiten ihre Früchte, also Erdbeeren, Rote und Schwarze Johannisbeeren und Himbeeren, zu Fruchtaufstrichen und Sirupen“, erklärte Seibstock. Vor allem die Schwarze Johannisbeere sei im Frischesortiment nicht besonders gefragt und bleibe oft übrig.  Das habe dazu geführt, dass ihr Anbau stark zurückgegangen ist. Seibstock erklärte, dass die Wahl gerade deshalb auf diese Beerenfrucht gefallen sei. Zudem ist sie sehr gesund und als wahres Superfood bekannt und hat eine ansprechende Farbe. Verkauft wird der Sirup in zwei Flaschengrößen: einer kleinen, die ideal ist als Geschenk oder Mitbringsel, und einer großen für die Gastronomie oder für Familien.  „Besonders freut es mich, dass auf dieses Projekt hin der Anbau der Schwarzen Johannisbeere im Martelltal wieder etwas anziehen sollte. So ist nicht nur uns ein schönes Produkt gelungen, sondern auch den kleinen Produzenten im Martelltal geholfen.“

Renate Anna Rubner

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