Präsentierten die Ergebnisse: (v. l.) Thomas Letschka (Versuchszentrum Laimburg), Bettina Müller (Leiterin der Studie), Klaus Eisendle (Krankenhaus Bozen) und Antonia Widmann (Apfelkonsortium)

Ein Apfel am Tag gegen Heuschnupfen

Regelmäßiger Apfelkonsum kann die Beschwerden einer Pollenallergie deutlich lindern und könnte eine natürliche Alternative zur herkömmlichen Immuntherapie sein. Zu diesem Schluss kommt die Studie „Apple Care“, die kürzlich in Bozen vorgestellt wurde.

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Etwa jeder fünfte Südtiroler leidet an einer Pollenallergie, wobei Birkenpollen zu den häufigsten Auslösern von Heuschnupfen zählen. Bisher galt die Immuntherapie als gängige Behandlungsmethode: Einige Monate vor der Pollensaison beginnen Betroffene mit der täglichen Einnahme eines Medikaments, um das Immunsystem schrittweise an das Allergen zu gewöhnen. Doch die Ergebnisse der „Apple Care“-Studie zeigen, dass auch der gezielte Verzehr von Äpfeln helfen kann, die Symptome zu lindern. Äpfel enthalten ein Protein, das dem in Birkenpollen sehr ähnlich ist. Wird es kontrolliert aufgenommen, kann es allergische Reaktionen deutlich verringern. Dies haben Experten der Abteilung Dermatologie am Krankenhaus Bozen, des Versuchszentrums Laimburg sowie der Universität Innsbruck und der Medizinischen Universität Innsbruck wissenschaftlich untersucht. Die Studie wurde vom Südtiroler Bauernbund und dem Südtiroler Apfelkonsortium unterstützt. 
Klaus Eisendle, Primar der Dermatologie in Bozen, betonte die Bedeutung der Ergebnisse: „Die Apfeltherapie stellt eine vielversprechende, nebenwirkungsarme Alternative für Birkenpollenallergiker dar. Sie bietet eine natürliche Möglichkeit, die Beschwerden im Frühling zu lindern und damit die Lebensqualität zu verbessern.“ 

Neben der Wirkung gegen Heuschnupfen kann die Apfeltherapie auch Kreuzallergien positiv beeinflussen. Viele Pollenallergiker reagieren zusätzlich auf bestimmte Lebensmittel wie Nüsse, Kernobst empfindlich. Der kontrollierte Apfelverzehr führt im erfolgreichen Fall dazu, dass Betroffene größere Mengen an Äpfeln und anderen kreuzreaktiven Lebensmitteln vertragen. Seit 2017 wurden in drei Phasen geeignete Apfelsorten getestet, ein Therapieablauf entwickelt und klinisch untersucht. Insgesamt nahmen 160 Patienten über mehrere Jahre an der Studie teil. Bettina Müller von der Allergieambulanz der Universität Innsbruck erläuterte den Ablauf der Therapie: „Im Herbst beginnt der Patient mit einem kleinen Stück eines wenig allergenen Apfels wie Granny Smith. Alle zwei Wochen wird die Menge verdoppelt, bis ein ganzer Apfel verzehrt wird. Anschließend erfolgt der Wechsel zu einer mittelallergenen Sorte wie Pink Lady. Am Ende der Therapie kann der Patient im besten Fall sogar einen hochallergenen Apfel wie Golden Delicious essen.
Die Ergebnisse der Studie belegen, dass die Apfeltherapie eine wirksame Alternative zur medikamentösen Behandlung sein kann – mit einigen zusätzlichen Vorteilen. „Die Nebenwirkungen waren ähnlich wie bei der Immuntherapie, jedoch weniger stark ausgeprägt und sind schneller abgeklungen“, hebt Müller hervor. Zudem ist der Apfel ein natürliches Lebensmittel mit vielen gesundheitlichen Vorzügen.  

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