Gesunde Klaue trägt die Milch
Plagt eine Kuh im Stall ein Leiden, dann ist die Ursache dafür oft in den Klauen des Tieres zu suchen, auch wenn es oft auf den ersten Blick nicht so scheint. Diese Botschaft nahmen die Besucher der 17. Berglandwirtschaftstagung des BRING im Forum Brixen mit nach Hause.
Das Thema Tiergesundheit beschäftigt den BRING ebenso stark wie viele Bergbäuerinnen und Bergbauern im Land. Grund genug, die Berglandwirtschaftstagung im Forum Brixen ganz dem Aspekt der Klauengesundheit zu widmen. Um das Thema umfassend abzuhandeln, hatte der BRING eine ganze Reihe von Referenten eingeladen – allen voran den Tierarzt Christoph Meis aus Westfalen in Deutschland. Er gilt als ausgewiesener Klauenexperte und brachte den Besuchern der Tagung die Bedeutung einer regelmäßigen, umfassenden Klauenpflege näher: „Erfolg im Betrieb gibt es nur ohne lahme Kühe, Klauenprobleme sorgen nicht nur für leidende Tiere, sondern können sich auch massiv auf das Betriebsergebnis auswirken“, unterstrich Meis.
Klauenpflege oft nur Behandlung statt Vorbeugung
Leider würde Klauenpflege häufig eher aus der Behandlung von Symptomen als aus vorbeugender Pflege bestehen, was die Situation für die Tiere noch schlimmer mache. „Lahme Kühe bedeuten sehr hohe Kosten sowie einen hohen Arbeitsaufwand und sind sowohl im Hinblick auf das Tierwohl als auch auf den Tierschutz unerwünscht. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, braucht es fundiertes Wissen um die Haltung und Ernährung wie auch die sachgerechte Pflege der Tiere, inklusive der Klauen“, erklärte Meis. 85 Prozent der Lahmheiten bei Milchkühen hätten Klauenerkrankungen zur Ursache. „Wir haben alle Mittel, diese Erkrankungen zu behandeln oder – noch besser – zu verhindern. Es gibt also keinen Grund, sich nicht darum zu kümmern!“, unterstrich Meis. Dass ein Vortrag zu einem Fachthema wie der Klauenpflege auch sehr unterhaltsam sein kann, zeigten im Anschluss Stefan Jud, Melanie Reger und Stefan Winkler – allesamt Mitarbeiter des BRING. In ihrem gemeinsamen Vortrag spannten sie den Bogen vom Erkennen der Symptome über deren Behandlung bis hin zur Beratung der Tierhalter. Die Botschaft: Die Kuh müsse man stets als Ganzes betrachten, das Tier genau beobachten und vor allem dürfe man die Klauenpflege nicht verschieben. Mit Hilfe eines Fallbeispiels wurden die Ursachen und Folgen von Klauenproblemen genauer besprochen. Dabei gingen die drei Berater des BRING besonders auf Zusammenhänge von Fütterung, Haltung und richtiger Klauenpflege ein. Leichte Lahmheiten würden oft nicht erkannt oder ernst genommen. Die Folgen hingegen seien meist recht offensichtlich: Abmagerung, Fressunlust, Fruchtbarkeitsprobleme, Mastitiden und andere gesundheitliche Probleme. Trotzdem würden solche Probleme häufig nicht mit den Klauen in Verbindung gebracht und die eigentliche Ursache oftmals nicht beseitigt.
Daher sei eine gute Beobachtung der Tiere unerlässlich. Anhand der Bein- und Klauenstellung sowie der Rückenlinie könnten lahme Tiere schnell erkannt werden. Auch die Einschätzung der Körperkondition könne hilfreich sein, da lahme Kühe aufgrund der Schmerzen deutlich mehr liegen und weniger oft zum Fressen gehen. Georg Ramoser vom Feierumhof in Unterinn am Ritten erzählte von seinen Erfahrungen aus der Praxis. Am Hof werden 13 Milchkühe und die Nachzucht am Hof gehalten. Als Fütterungsgrundlage dient eine Grünlandfläche von 11,5 Hektar, davon sind sieben Hektar Eigenfläche. Für Ramoser spielt die Klauengesundheit auch bei der Haltungsform eine Rolle. Inzwischen ist der Stall am Feierumhof zu einem Laufstall umgebaut worden.
Die Klauenpflege genießt bei Ramoser einen besonders hohen Stellenwert. Für ihn begann die Pflege der Klauen mit einem interessanten Lehrbuch, danach dem Lernen durch die Anwendung an der Klaue seiner Rinder und mittlerweile auch durch den Austausch mit anderen. Jedoch ist auch die Früherkennung für ihn wichtig. Während der täglichen Arbeitsroutine lassen sich durch gezielte Beobachtungen und mit der bereits gesammelten Erfahrung schnell Auffälligkeiten entdecken. Dies geschieht unter anderem im Gehen, Stehen, beim Treiben und beim Warten im Melkstand.