„Grüne Branche“ vernetzen
Wie man mit sozialen Projekten und viel Emotion wirksam für ein gutes Image sorgen kann, haben Südtirols Gärtner im vergangenen Jahr wieder bewiesen. Bei ihrer Jahresversammlung stellten sie weitere Projekte und Aktionen für 2020 vor.
Die Zukunftsfähigkeit der Gärtnereien, ein positives Image für die heimischen Gartenbaubetriebe und eine starke Vernetzung innerhalb der Mitglieder sind drei der vier großen Themenbereiche, die die Südtiroler Gärtnervereinigung künftig verstärkt angehen will. Obmann Valtl Raffeiner stellte bei der Jahresversammlung der Südtiroler Gärtner im Pastoralzentrum von Bozen aber auch noch einen vierten strategischen Schwerpunkt vor: „Wir sollten ernsthaft darüber nachdenken, eine Vernetzung innerhalb der „Grünen Branche“, sprich mit anderen Berufs- und Interessengruppen, die im Garten- und Landschaftsbau, in der Gartenpflege, in der Floristik und anderen grünen Berufen tätig sind, anzustreben.“ Verstärkt zusammenarbeiten werde man auch mit den Südtiroler Junggärtnern: Man wolle künftig öfter zusammenkommen, um sich abzusprechen und zu synchronisieren.
In einigen Bereichen sei bereits viel geschehen, besonders am positiven Image der Südtiroler Gartenbaubetriebe werde bereits seit Jahren hart gearbeitet. Beispielsweise mit sozialen Projekten wie dem Integrationsprojekt „Blühende Sprache“, das im letzten Jahr bereits zum zweiten Mal über die Bühne ging: 13 Asylwerbern war nach einem Deutsch- und einem Gartenbaukurs an der Fachschule Laimburg ein 300-stündiges Praktikum in einer Gärtnerei ermöglicht worden. „Die wirklich positive Meldung daran ist“, sagte Raffeiner, „dass die meisten Betriebe den Asylwerber nach dem Praktikum weiterbeschäftigt haben.“
Neben den traditionellen Veranstaltungen und Aktionen, die die Südtiroler Gärtner jedes Jahr organisierten, wie der Schüler- und Valentinsaktion (Schenken mit Sinn), dem „Tag der offenen Gärtnerei“ im Frühjahr und „Advent beim Gärtner“ zum Einläuten der Vorweihnachtszeit sowie der Pflanze des Jahres mit einem prominenten Paten, sind im vergangenen Jahr auch eine Nachwuchskampagne („Outdoor-Hero“ und „Queen of Nature“), eine Legostein-Aktion für das SOS-Kinderdorf und eine Christbaumaktion, bei der für jeden beim Südtiroler Gärtner gekauften Christbaum ein Euro für die Wiederaufforstung nach dem Sturmtief Vaia zur Verfügung gestellt wird.
Ein weiteres Highlight war die Weltmeisterschaft im russischen Kazan, wo zwei junge Landschaftsgärtner Silber geholt haben. Bei den beiden Ausgaben davor haben die Südtiroler Teilnehmer zwei Mal in Folge Gold geholt. „Das ist eine Super-Leistung!“, freute sich Raffeiner. „Ich bin überzeugt, dass diese Erfolge nur deshalb möglich sind, weil wir, also die SGV, die Ausbildungsbetriebe und die Fachschule Laimburg mit Direktor und Lehrern eine Familie sind.“
Neues Mitglied und Präsidentschaft bei IGCA
Erfreut zeigte sich Raffeiner über ein neues Mitglied, das die Südtiroler Gärtnervereinigung aufnehmen konnte: Die Gärtnerei Mahlknecht in Bruneck ist von einer Genossenschaft übernommen worden und wird nun als „Grünes & Co.“ weitergeführt. Der Obmann gratulierte auch Martina Schullian, die zur Präsidentin der International Garden Centre Association (IGCA) gewählt worden ist.
Valtl Raffeiner sprach aber auch weniger Erfreuliches an: So sei das Jahr 2019 für die Gärtner nicht gut gewesen. Durch das kalt-nasse Frühjahr sei das Geschäft nicht in Fahrt gekommen, was die Umsätze stark einbrechen ließ. Nicht mehr aufzuholen, auch nicht im Juni, der endlich wärmere Temperaturen bescherte. Was die Raumordnung anlangt, appellierte Raffeiner an seine Kollegen: „160 Quadratmeter für Wohnzwecke am Betrieb sind ein Privileg. Wir haben unser Wort gegeben, dass wir da zu 100 Prozent korrekt sind, also keine Spekulationen bitte!“
Bei der Handelsordnung sei man nicht so erfolgreich: „Wenn wir ein Südtiroler Produkt in unseren Gärtnereien mitverkaufen könnten, wäre das super. Aber das dürfen wir nicht. Jeder andere kann aber Pflanzen verkaufen.“ Auch die Förderungen sind gestrichen worden: Das sei nicht gut, schließlich bekämen Obst- und Weinbau weiterhin Förderungen über die Genossenschaften.
Schwerpunkt Nachhaltigkeit
Ulrike Larcher, Vorsitzende des Werbekomitees, blickte zunächst auf die Werbetätigkeit 2019 zurück und gab dann Einblick in die geplanten Aktionen: Als Pflanze des Jahres 2020 wird am 15. April die Vanilleblume (Heliotrop oder Sonnenwende) mit ihrem Paten Michael Aster vorgestellt. Unter dem Titel „Fridays for Flowers“ soll gemeinsam mit der Fridays-for-Future-Bewegung ein Akzent gesetzt werden. Überhaupt soll der Schwerpunkt stark auf Nachhaltigkeit gelegt werden: mit Alternativen in der Verpackung, bienenfreundlichen Pflanzen und natürlichen Düngern und Erden. Und nicht zuletzt soll über die sozialen Medien nicht nur mit Emotionen am Gärtnerimage gefeilt, sondern auch die fachliche Kompetenz der Gärtner ins Rampenlicht gestellt werden.
Viel Lob für die vielfältige Tätigkeit kam von Seiten der Ehrengäste: Landtagsabgeordneter Franz Locher, Landesobmann Leo Tiefenthaler und Paul Mair, Direktor der Fachschule Laimburg, zeigten sich beeindruckt.
Michael Stricker, Obmann der Garten- und Landschaftsbauer, stellte das Programm des letzten Jahres vor und kündigte für 2020 Kurse, Exkursionen und Betriebsbesichtigungen an. Unter dem Thema „Emotional Selling“ fasste Edith Oberhofer von der HGV-Betriebsberatung den Gärtnereien das zusammen, was sie bereits erfolgreich machen, und zwar als Vereinigung wie als Einzelbetriebe: an einer starken Marke bauen, um sich von der Konkurrenz abzuheben.