Durch Humusaufbau wird nicht nur der Boden reicher, auch Kohlenstoff wird dadurch gebunden.

Kohlenstoff binden

Der Klimawandel ist eine Realität. Im Rahmen der Nachhaltigkeits-Leuchtturmprojekte hat der Südtiroler Bauernbund eine Potenzialanalyse ausgearbeitet, um zu klären, welchen Beitrag die Südtiroler Landwirtschaft gegen den Klimawandel leisten könnte.

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Innovationen Produktion

Mit jedem Tag wächst der Handlungsbedarf, denn wir haben durch die Förderung und Verbrennung fossiler Brennstoffe die Atmosphäre mit CO2 angereichert. Der erste Schritt zum Klimaschutz ist natürlich die Vermeidung und Reduktion weiterer Emissionen. Um dem Klimawandel effektiv zu begegnen, bedarf es deshalb auch in der Landwirtschaft Änderungen in der Wirtschaftsweise.

Kohlenstoff binden
Darüber hinaus verfügen die Land- und Forstwirtschaft allerdings über das einzigartige Potenzial, durch besondere Bewirtschaftungsmethoden einen umgekehrten Kohlenstofffluss aus der Atmosphäre zurück in den Boden und die Vegetation zu erzeugen. Auf diese Weise kann sie bereits erfolgte Emissionen wieder binden. Die Summe dieser Bewirtschaftungsmethoden, die zusätzlich am Betrieb erfolgen, also nicht die übliche Form der Bewirtschaftung darstellen, wird unter dem Begriff „Carbon Farming“, auf Deutsch „Klimaeffiziente Landwirtschaft“, zusammengefasst. Oft spricht man in diesem Zusammenhang auch von sogenannten „negativen Emissionen“.

Märkte entstehen
Rund um zusätzliche Klimaschutzleistungen aus dem Agrar- und Forstbereich haben sich mittlerweile viele Geschäftsmodelle entwickelt. So werden beispielsweise über Humusaufbau, die Erzeugung von Pflanzenkohle oder gezielte Waldbewirtschaftung sogenannte „Emissionszertifikate“ oder auch „Carbon Credits“ generiert und diese auf einem freiwilligen Markt gehandelt. Pro Tonne gebundenem Kohlenstoff werden dem Landwirtschaftsbetrieb Gelder ausgezahlt. Unternehmen oder Privatpersonen können über den Ankauf der Zertifikate dann ihren eigenen CO2-Fußabdruck reduzieren, also ihre Emissionen „kompensieren“. Oft kommt ein Zwischenhändler zum Einsatz, der über das nötige Know-how verfügt, um eine Kohlenstoffsenke zu messen, Zertifikate zu erstellen, diese nach Verkauf wieder stillzulegen und den Landwirt/die Landwirtin beim Erstellen der Senke zu unterstützen. Dafür behält er einen Anteil des Verkaufspreises ein.

Lösungsansätze aus der ­Landwirtschaft
Ziel der Potenzialanalyse war es, Informationen zu Klimaprojekten und Kompensationsmodellen zu sammeln und davon Handlungsempfehlungen für die Südtiroler Landwirtschaft abzuleiten. Im Bereich der Lösungsansätze lag der Fokus vor allem auf der Eignung von Humusaufbau und Pflanzenkohleherstellung und -anwendung als Grundlage für Kompensationsprojekte. Auch Potenziale der Forstwirtschaft und Agroforstsysteme wurden betrachtet. Die zentralen Ergebnisse der Analyse zeigten, dass aufgrund der unterschiedlichen Charakteristiken der Landwirtschaftssektoren ein einziges Kompensationsmodell für alle Südtiroler Betriebe schwer zu realisieren ist. Während die größeren Potenziale für den Klimaschutz in den Dauerkulturen und auch in der Forstwirtschaft in der Sequestrierung liegen, liegen sie im Bereich der Viehwirtschaft in der Reduktion von Emissionen.

Humusaufbau
Für den Humusaufbau ist abzusehen, dass er durch die bereits sehr humosen Böden – sowohl in den Dauerkulturen als auch im Dauergrünland – ein eher geringeres Carbon-Farming-Potenzial hat. Weiterhin ist bei der Kleinstrukturiertheit der Südtiroler Landwirtschaft der Aufbau eines kosteneffizienten Kompensationsmodells eine besondere Herausforderung, da die Kosten für die Bodenbeprobung bei kleinen Flächen proportional höher sind als bei großen.

Den ganzen Bericht finden Sie ab Freitag in der Ausgabe 5 des „Südtiroler Landwirt“ vom 17. März ab Seite 73, online auf „meinSBB“ oder in der „Südtiroler Landwirt“-App.

Marianne Kuntz

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