Mehr als eine Legemaschine
Ob für die Eier- oder die Fleischproduktion: Die Wahl der richtigen Hühnerrasse ist individuell. Denn egal ob Araucana, Seidenhenne, braune oder weiße Legehenne – in der Diskussion um die einzelnen Hühnerrassen wird oft vergessen, dass das Huhn mehr ist als eine Eierlegemaschine.
Landwirtinnen und Landwirte, die Hühner halten, hatten die Diskussion bereits: Welches ist die richtige Hühnerrasse für den eigenen Hof? Ist es die braune oder die weiße Legehenne? Oder die Seidenhenne, die in der Legeleistung schwächelt? Oder doch die Araucana, die grün legende Hühnerrasse? Gibt es Alternativen zum klassischen Legehuhn? Was tun mit ausgedienten Legehennen?
Mit diesen Fragestellungen müssen sich Hühnerhalterinnen und -halter auseinandersetzen, denn mit der Wahl der Henne ändern sich auch Legeleistung, Lebensdauer, Rentabilität sowie Größe und Farbe der Eier. Ein Richtig oder Falsch gibt es hier nicht.
Auch die Bauernbund-Abteilung Innovation & Energie setzt sich seit Jahren mit dieser Materie auseinander, um Landwirtinnen und Landwirte individuell beraten zu können.
Zucht – Elterntierzucht, Brüterei und Voraufzucht
Die Zucht von Hühnern ist in Südtirol noch eine Nische. Es gibt zwar Voraufzüchter, aber weder eine lokale Brüterei noch eine Elterntierzucht. Züchtereien sind hoch spezialisierte Betriebe, die durch gezielte Kreuzungen die besten Hybride für die Geflügelmast bzw. Eierproduktion züchten. Eine gute Zusammenarbeit zwischen den Betrieben entlang der Wertschöpfungskette (Elterntierzucht, Brüterei, Junghennenaufzucht) ist dabei essenziell. Die Zucht in ihren verschiedensten Formen hat in Südtirol noch großes Potenzial.
Das Karriereende der Legehenne
Legehennen werden als Junghennen im Alter von 18 Wochen eingestallt und bringen bis zu einem Alter von etwa zwei Jahren (wird stark durch die ideale Legeleistung determiniert) Eier. Nach der „Pensionierung“ der Hühner hat man mehrere Optionen. Viele Legehennen müssen den Hof verlassen, da sich Hühner mit geringer Legeleistung nicht rechnen. Sie werden als Industrieware verkauft. Landwirtinnen und Landwirte können diese Legehenne aber auch selbst als Suppenhuhn vor allem auf dem italienischen Markt verkaufen. Darüber hinaus haben einige Unternehmen wie Pet Alpin in Leifers Interesse an Suppenhühnern für die Tierfutterproduktion.
Einige Landwirtinnen und Landwirte lassen die Hühner auch die Mauser vollziehen. Das rechnet sich meist nur für Hobby-Hühnerhalter oder die extensive Hühnerhaltung. In der sogenannten Mauser, welche etwa einen Monat dauert, legt die Henne keine Eier und erneuert ihr Federkleid. Dann tritt sie ihre zweite Legeperiode an. Die Legeleistung nimmt aber deutlich ab, und die Eier werden größer.
Zweinutzungsrassen
Eine weitere Alternative ist die Haltung von Zweinutzungshühnern, wie zum Beispiel der Rasse „Les Bleus“. Dabei handelt es sich um Geflügelrassen, die im Vergleich zu Legehennen mehr Muskelmasse ansetzen, deren Legeleistung deshalb im Vergleich zu klassischen Legehühnern leicht abfällt. Die Weibchen legen im Durchschnitt etwa ein Fünftel weniger Eier, die zudem kleiner sind. Die Männchen können hingegen in der extensiven Mast genutzt werden.
Geflügelmast mit Potenzial
Neben der Eierproduktion gibt es auch die Möglichkeit, in die Hühnermast einzusteigen. Dabei werden die Küken oder Junghennen bis zur Schlachtreife gemästet. Wichtig ist dabei, dass die Hühner ideale Futterbedingungen und Tränken vorfinden. Je nach Rasse ist die Mast nach 60 Tagen abgeschlossen. Die Hühner können dann geschlachtet und verkauft werden. Besonders interessant ist dieser Erwerbszweig, weil er noch viel Potenzial hat. Derzeit liegt der Selbstversorgungsgrad mit Geflügelfleisch in Südtirol unter 0,1 Prozent.
Soll noch mehr aus diesem Erwerbszweig gemacht werden, empfiehlt sich die Weiterverarbeitung von Geflügelfleisch. Sowohl edle als auch unedle Teile können von geschickten Landwirtinnen und Landwirten zu Hühnersuppe, Hühnergulasch, Hühnerspießen oder Hühnerwurst verarbeitet werden.
Hier gibt es weitere Informationen
Die Bauernbund-Abteilung Innovation & Energie hat im Rahmen des ELER-geförderten Projekts INNOGeflügel Informationsblätter und Broschüren mit dem Schwerpunkt Mastgeflügel ausgearbeitet. Sie sind auf der Webseite des Projekts unter bit.ly/sbb-innogefluegel zu finden.
Interessierte Landwirtinnen und Landwirte können sich bei der Bauernbund-Abteilung Innovation & Energie unter Tel. 0471 999363 oder innovation-energia@sbb.it melden.