Wer Äpfel mit Birnen vergleicht …
Diskussionen und Medienberichte über Pflanzenschutzmittel gehören auch hierzulande ab dem Frühjahr zum Alltag. Häufig werden dabei Daten verglichen, die nicht vergleichbar sind, oder es werden Informationen aus dem Zusammenhang gerissen. Mit guten Argumenten kann man bei solchen Diskussionen bestehen.
Erst kürzlich ließ eine Statistik aufhorchen: In Südtirol würde ein Vielfaches an Pflanzenschutzmitteln (40 kg/ha) ausgebracht als im restlichen Italien (6 kg/ha). Zahlen, mit denen sich gut Stimmung machen lässt gegen die Arbeit der Südtiroler Landwirte – die aber bei näherer Betrachtung schnell relativiert werden können.
Tatsache 1: Die ausgebrachte Gesamtmenge von Pflanzenschutzmitteln in Südtirol ist aus verschiedenen Gründen höher als in anderen Provinzen Italiens. Der erwerbsmäßige Anbau von Obst- und Weinkulturen – wie er in Südtirol bekanntlich stattfindet – ist nur durch geeignete Pflanzenschutz-Maßnahmen möglich. Dies betrifft den Anbau dieser Kulturen auf der ganzen Welt und ist keine Südtiroler Besonderheit. Wenn also der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln mit anderen Gebieten verglichen wird, sollte man nicht Äpfel mit Birnen bzw. Regionen mit vorwiegend extensivem Grünland oder Ackerbau mit Südtirol vergleichen. Grundsätzlich ist immer auch darauf zu achten, um welche Art von Pflanzenschutzmitteln es geht: Südtirol hat überproportional viele Obst- und Rebflächen, auf denen mehr Fungizide eingesetzt werden als im Ackerbau (z. B. Hartweizen) und Ackerfutteranbau (z. B. Silomais), welche national eine weit größere Rolle als in Südtirol spielen. Umgekehrt verhält es sich bei den Herbiziden: Diese werden im Ackerbau und Ackerfutteranbau ganzflächig angewendet, aber im Obst- und Weinbau, wenn überhaupt, nur auf den Baum- und Rebzeilen.
Tatsache 2: Die reine Menge an Pflanzenschutzmitteln pro Fläche ist grundsätzlich keine geeignete Kennzahl, weil dies nichts über die Eigenschaften der eingesetzten Wirkstoffe aussagt. Jedenfalls führt auch der relativ hohe Anteil der Bioproduktionsflächen an der Gesamtfläche in Südtirol (570 ha Bioweinbau, 10 % Anteil an der Gesamtfläche; 2500 ha Bio-Kernobst, 14 % Anteil an der Gesamtfläche) zu einer Steigerung der Gesamtmenge an eingesetzten Pflanzenschutzmitteln pro Fläche, weil die Mittel dort aufgrund ihrer Eigenschaften in höheren Dosierungen pro Hektar eingesetzt werden. Daraus zu schließen, dass der Bioanbau „Schuld“ an der höheren Menge an ausgebrachten Pflanzenschutzmitteln sei, ist aber auch zu voreilig. Nur die pro Hektar ausgebrachten Wirkstoffmengen in Kilogramm miteinander zu vergleichen, ist zu kurz gedacht, weil jeder Wirkstoff andere toxikologische Eigenschaften und Nebenwirkungen hat. Darauf weist auch der Beratungsring für Obst- und Weinbau in einem Beitrag der Zeitschrift „obstbau.weinbau“ vom Oktober 2022 hin. Zahlen aus den letzten Jahren zeigen, dass knapp 60 Prozent der Menge an eingesetzten Fungiziden auch im Bioanbau zum Einsatz kommen könnten. Biologischer und integrierter Anbau nähern sich also auch beim Pflanzenschutz im Südtiroler Obstbau immer mehr aneinander an.
Tatsache 3: Es ist im ureigensten Sinne der Bäuerinnen und Bauern, so wenig Pflanzenschutzmittel wie möglich und nur so viele wie unbedingt zu verwenden. Zum einen, weil Pflanzenschutzmittel viel Geld kosten und es sich kein Bauer leisten kann, überflüssig und sinnlos Pflanzenschutzmittel zu verschwenden. Die Südtiroler Bäuerinnen und Bauern sind sehr gut ausgebildet und werden – auch was den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln betrifft – professionell beraten. Zum anderen sind zugelassene Pflanzenschutzmittel bei korrektem Einsatz gesundheitlich unbedenklich. Wenn man überhaupt von einem Risiko sprechen kann, dann sind Bauern und ihre Mitarbeiter diesem am unmittelbarsten ausgesetzt. Auch die Landwirte haben Familie und würden jedes unnötige Risiko für sich und ihre Familie vermeiden.
Tatsache 4: Es gibt in Südtirol kein erhöhtes Krebsrisiko... Den ganzen Bericht finden Sie ab Freitag in der Ausgabe 10 des „Südtiroler Landwirt“ vom 24. Mai ab Seite 25, online auf „meinSBB“ oder in der „Südtiroler Landwirt“-App.