Hofeigene Dünger erhalten die Produktivität des Betriebes und helfen dadurch, Kosten zu sparen. Foto: Daniel Gütl

Wirtschaftsdünger effizient nutzen

Durch den fachgerechten Einsatz der hofeigenen Dünger bleiben die Nährstoffe am Betrieb, womit die Produktivität erhalten und gleichzeitig Kosten eingespart werden können. Dieser Beitrag erklärt, wie Wirtschaftsdünger im Grünland effizient eingesetzt werden können.

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Produktion Wirtschaft

Vor allem in Zeiten hoher Mineraldüngerpreise gilt es, die Nährstoffe am Betrieb so effizient wie möglich einzusetzen und möglichst geschlossene Kreisläufe zu fördern. Durch präzises Management der Wirtschaftsdünger können die enthaltenen Nährstoffe bestmöglich ausgenutzt werden, womit der Bedarf der Kulturpflanzen weitestgehend gedeckt und dadurch die Produktion sichergestellt werden kann. Einerseits wird – vor allem über die Wirtschaftsdünger Mist und Gülle – dem Boden wichtiges organisches Material zur Humusbildung und als Nahrungsgrundlage für fruchtbarkeitsfördernde Mikroorganismen zugeführt. Andererseits stellen die ausgebrachten Dünger wichtige Nährstoffe für das Pflanzenwachstum bereit, unter anderem die Grundnährstoffe Stickstoff (N), Phosphor (P) und Kalium (K). Der Stickstoff in flüssigen Wirtschaftsdüngern kommt dabei sowohl in Form von Ammonium (NH4+) als auch organisch gebunden vor. Der Ammoniumstickstoff wird im Boden größtenteils zu Nitrat (NO3-) umgewandelt und kann so direkt von den Pflanzenwurzeln aufgenommen werden. Aufgrund dieser schnellen Wirksamkeit eignen sich flüssige Wirtschaftsdünger gut für die Ausbringung im Frühjahr, um den Futterpflanzen zu Vegetationsbeginn dringend benötigte Nährstoffe zur Verfügung zu stellen. Im Gegensatz dazu beinhaltet Mist hauptsächlich organisch gebundenen Stickstoff. Bevor dieser von den Pflanzen genutzt werden kann, muss er im Boden durch mikrobiologischen Abbau mineralisiert werden. Dies kann je nach Mineralisationsrate über mehrere Jahre dauern, wobei stetig Nährstoffe freigesetzt werden, welche den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit sicherstellen. Wegen dieser verzögerten Wirkung eignet sich Mist bestens zur Herbstdüngung.

Verlustminderung durch Abdecken
Um das Potenzial der hofeigenen Dünger bestmöglich ausnutzen zu können, müssen entlang der gesamten Managementkette Verluste vermieden werden. Dies beginnt schon während der Lagerung: Festmist sollte unter einer Überdachung gelagert werden, um Nährstoffauswaschung durch eintretende Niederschläge zu vermeiden. Ist dies an der Hofstelle nicht vorgesehen, ist außerdem eine Ablaufmöglichkeit der Sickersäfte in die Jauchegrube vorgeschrieben, um den Eintrag der Nährstoffe in die Umwelt zu vermeiden und die Verluste in Grenzen zu halten. Bei der Zwischenlagerung von Mist am Feld muss auf eine kompakte Haufenbildung geachtet werden, idealerweise in Drei-ecksform. So können Niederschläge an der Oberfläche abfließen und dringen nicht ins Innere, wo sie zu erhöhter Sickersaftbildung und in der Folge zu Nährstoffauswaschung führen.
Bei der Lagerung von Flüssigdüngern ist ebenfalls auf eine Abdeckung zu achten, hauptsächlich um die durch Luftkontakt auftretenden Ammoniak-Verluste zu minimieren. Diese entstehen, wenn sich aus dem in Jauche und Gülle enthaltenen Ammonium-Stickstoff gasförmiges Ammoniak (NH3) bildet. Die Ausgasungsrate hängt dabei stark vom pH-Wert und vom Wasseranteil der Gülle ab, da sich der enthaltene Ammonium-Stickstoff im Lösungsgleichgewicht mit Ammoniak befindet. Dieses Gleichgewicht verschiebt sich bei hohen pH-Werten in Richtung Ammoniak, womit sich die Stabilität gegenüber Verlusten vermindert. Darum soll die Erhöhung des pH-Wertes durch den Eintrag basischer Materialien wie starken Kalken vermieden werden. Außerdem trägt ein hoher Wasseranteil in der Gülle zur Verlustreduktion bei, da in dem Fall Ammoniak besser im Wasser gelöst ist und nicht so einfach in die Atmosphäre entweichen kann.

Flexible Einsatzmöglichkeiten durch Gülleseparierung
Nicht nur bei überfüllten Güllegruben kann die Gülleseparierung Abhilfe schaffen, generell können dadurch eine Reihe von Vorteilen im Einsatz von Wirtschaftsdüngern erzielt werden. Unter Separierung versteht man die Trennung von flüssiger und fester Phase der Gülle. Dies geschieht meist in einem Pressschneckenseparator, mit der die Rohgülle durch eine rotierende Schnecke in einem Siebkorb nach vorne bewegt wird. Dieser ist mit einem federgespannten Deckel verschlossen, wodurch die festen Bestandteile unter Auspressen der Dünngülle zurückgehalten werden. Sobald der Gegendruck zu hoch wird, öffnet sich der Deckel und auch die Feststoffe entweichen. Die beiden Phasen werden dann gesondert abtransportiert und gelagert. Beim Ausbringen der Dünngülle läuft diese aufgrund ihrer hohen Fließfähigkeit gut von den Pflanzen ab und infiltriert rasch den Boden. Dadurch kann eine deutliche Reduzierung der Futterverschmutzung erzielt werden. Das Volumen der flüssigen Phase reduziert sich um 15 bis 30 Prozent, das heißt, die Lagerkapazität wird vergrößert. Die Transportkosten beim Ausbringen reduzieren sich im selben Ausmaß. Die Feststoffe hingegen können problemlos gelagert werden, sind zur Kompostierung bestens geeignet, verbessern die Bodenstruktur und fördern den Humusaufbau. Außerdem können sie, bei Beachtung grundlegender Hygieneregeln, auch als Einstreumaterial für die Liegeboxen im eigenen Betrieb weiterverwendet werden.

Wichtigster Güllezusatz ist Wasser
Am Markt gibt es unterschiedlichste Zusätze, die Wirtschaftsdüngern beigemengt werden können, um die Effizienz der Nährstoffnutzung zu verbessern. Das Angebot reicht von Gesteinsmehlen über Pflanzenstoffe bis hin zu verschiedenen Mikroorganismen, die die Umsetzung der Dünger beeinflussen sollen. Dabei ist die Wirkung dieser Zusätze in den allermeisten Fällen wissenschaftlich nicht nachgewiesen, deshalb besteht die Gefahr, dass möglicherweise viel Geld investiert wird ohne einen Erfolg zu erzielen. Der günstigste und gleichzeitig wirksamste Güllezusatz wird aber oft aus den Augen verloren: Wasser. Beim Ausbringen unverdünnter Gülle bei hohen Temperaturen kann ein Verlust von 95 Prozent des Ammonium-Stickstoffes entstehen. Werden die flüssigen Wirtschaftsdünger beim Aufrühren mit Wasser im Verhältnis von einem Teil Gülle und zwei Teilen Wasser verdünnt, so reduziert sich der Ammoniakverlust auf 42 Prozent (s. Tabelle). Der Zusatz von Wasser vermindert aber nicht nur Stickstoffverluste, sondern verbessert gleichzeitig die Fließgeschwindigkeit der Gülle von den Blättern, die Gülle kann besser in den Boden eindringen und ist dadurch auch besser pflanzen- und wurzelverträglich. Auch die Geruchsbelästigung wird durch Wasserzusatz reduziert.

Nährstoffe bedarfsorientiert und bodennah ausbringen
Das Ausbringen von Düngemitteln muss stets an den Nährstoffbedarf der Pflanzen angepasst sein, um einerseits die für das Wachstum benötigten Nährstoffe bereitzustellen, andererseits aber auch um überhöhte Nährstoffeinträge in den Boden zu vermeiden, was neben Umweltbelastungen auch eine Verunkrautung des Pflanzenbestandes zur Folge haben kann. Der Nährstoffbedarf ergibt sich dabei aus dem Entzug über das geerntete Futter zuzüglich anfallender Verluste, abzüglich der Nachlieferung im Boden. Da er je nach Bewirtschaftungsintensität und Pflanzenbestand unterschiedlich ist, stehen die BRING-Berater und -Beraterinnen bei der Bedarfsermittlung unterstützend zur Seite, um eine optimale Düngestrategie für jeden Betrieb zu entwickeln. Das Ausbringen der dem Bedarf angepassten Düngermengen soll dabei auf mehrere kleine Gaben aufgeteilt werden. Dadurch stehen den Futterpflanzen über das ganze Jahr verteilt ausreichend Nährstoffe zur Verfügung, womit deren Wachstumspotenzial bestmöglich ausgeschöpft werden kann. Werden hingegen alle Wirtschaftsdünger mit nur einer großen Gabe ausgebracht, können die enthaltenen Nährstoffe von den Pflanzenwurzeln nicht aufgenommen werden und verlagern sich in tiefere Bodenschichten oder werden ausgewaschen. Da der Hauptwurzel­bereich wichtiger Futterpflanzen nur in den obersten Bodenschichten liegt, profitieren bei einer Nährstoffanreicherung in darunterliegenden Zonen hauptsächlich tief wurzelnde Pflanzen, zu denen auch viele unerwünschte Wiesenunkräuter zählen.
Neben der Verteilung im Jahresverlauf spielt vor allem bei der Ausbringung von flüssigen Wirtschaftsdüngern auch die Tageszeit eine bedeutende Rolle. Beim Ausbringen in den Morgenstunden können Verluste von bis zu 78 Prozent des enthaltenen Ammonium-Stickstoffs auftreten, da aufgrund der hohen Temperaturen und starken Sonneneinstrahlung tagsüber eine erhöhte Ammoniak-Ausgasungsrate herrscht. Beim Ausbringen in den Abendstunden hingegen lassen sich die Verluste bereits auf 38 Prozent reduzieren, da die Gülle über Nacht in den Boden einsickern kann und am nächsten Tag nicht mehr der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist. Weitere Verlustreduktionen werden durch das Ausbringen bei kühlen Temperaturen, bei hoher Luftfeuchtigkeit, bedecktem Himmel oder leichtem Nieselregen und bei Windstille erreicht.
Eine weitere Verminderung der Stickstoffverluste kann auch mit geeigneter Ausbringungstechnik erreicht werden: Je feintropfiger die Ausbringung der Flüssigdünger und je größer die Wurfdistanz der einzelnen Tropfen, desto stärker ist die Ammoniak-Ausgasung. Je bodennaher und großtropfiger die Ausbringungstechnik ist, desto geringer sind die Verluste. Durch den Einsatz von Schleppschlauch- oder Schleppschuhverteilern können die Ammoniak-Emissionen um bis zu 72 Prozent gesenkt werden (s. Grafik).

Der Grund für diese deutliche Ausgasungsminderung liegt in der bodennahen, streifenförmigen Ablage der Gülle mit wenig Druck durch nachgezogene Schläuche, womit nur ein geringer Luftkontakt entsteht. Damit die in Streifen abgelegte Gülle nicht zu schnell abtrocknet und sogenannte Güllewürste das Futter verschmutzen, ist eine ausreichende Fließfähigkeit durch Separierung oder Verdünnung und das Ausbringen bei kühlen Temperaturen ausschlaggebend. Futterverschmutzung gibt es allerdings auch bei Güllebreitverteilung, da feine Güllepartikel an den Blättern kleben bleiben. Diese sind auf den ersten Blick allerdings nicht sichtbar und bleiben deshalb oft unerkannt. Somit kann der bodennahen und streifenförmigen Ausbringungstechnik pauschal keine erhöhte Futterverschmutzung zugeschrieben werden. Begrenzend ist bei der bodennahen Ausbringungstechnik oftmals die eingeschränkte Hangtauglichkeit aufgrund des zusätzlichen Gewichtes des Verteilers. Um die Einsatzgrenzen weiter in den Steilhang zu verschieben, bietet sich die Technik der Gülleverschlauchung an. Dabei wird die Verteilertechnik vom Fass abgekoppelt, die Zubringung der Gülle erfolgt über eine Druckleitung. Dies führt zu deutlichen Gewichtseinsparungen beim Ausbringen, womit der Bodendruck und gleichzeitig die Abrutschgefahr verringert werden. Bei gut arrondierten Flächen kann mittels einer Verschlauchungsanlage außerdem eine deutlich erhöhte Schlagkraft erzielt werden.

Verluste minimieren – Grünland optimal nutzen
Durch eine gezielte Minimierung der Verluste von Wirtschaftsdüngern bei Lagerung und Ausbringung können die Nährstoffe der hofeigenen Dünger ideal ausgenutzt werden, was sich in einem optimierten Pflanzenwachstum niederschlägt. Dadurch können nicht nur die Kosten reduziert werden,  weil Mineraldünger gespart wird, sondern auch die Erträge gesteigert werden, weil die Flächenproduktivität erhöht wird. Beides zusammen führt zu einer deutlich verbesserten Wirtschaftlichkeit der Betriebe.

Alexander Helfer

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