Die Bioflächen Südtirols sollen sich im Vergleich zu 2015 innerhalb von zehn Jahren verdoppeln. Daran arbeitet man mit dem Biokonzept 2025.

Bio: im Netzwerk stark

Das Biokonzept will die Biofläche Südtirols bis 2025 verdoppeln. Zwar steigen die Flächen, die Branche hat aber mit Herausforderungen zu kämpfen, wurde bei einem Treffen aller Player anlässlich des internationalen Tages der biologischen Landwirtschaft deutlich. Gemeinsam sind sie aber zu meistern.

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Produktion Wirtschaft

„Die biologische Produktion ist stark kontrolliert und bei Verstößen gegen das Reglement so drastischen Strafen unterworfen wie keine andere in der Landwirtschaft“, unterstrich Giuseppe Romano, Präsident der AIAB (Associazione dell’Agricoltura biologica). Deshalb könne man sich darauf verlassen, dass auch Bio drin ist, wo Bio draufsteht, meinte er. Romano war Gastreferent beim Treffen, das der Südtiroler Bauernbund jedes Jahr zum Biokonzept 2025 organisiert. Eingeladen dazu sind alle Bioverbände, die Vermarktungs- und Beratungsorganisationen, die landwirtschaftlichen Fachschulen, die Landesverwaltung sowie Forschungsorganisationen wie Versuchszentrum Laimburg oder die Universität Bozen. Gemeinsam hat man sich im Jahr 2015 zum Ziel gesetzt, die Bioproduktion Südtirols innerhalb von zehn Jahren zu verdoppeln.

Konstanter Zuwachs
Sara Gottardi vom Amt für Landmaschinen und biologische Produktion legte die aktuellen Zahlen offen. Insgesamt sei ein konstanter Zuwachs festzustellen, der aber in den einzelnen Sparten unterschiedlich ausfalle: Vor allem im Obst- und Weinbau komme man dem Ziel kontinuierlich näher, „bei Wiesen tritt man noch etwas auf der Stelle“, meinte Gottardi. Allerdings sei ein signifikanter Zuwachs bei den Almweiden zu verzeichnen. Ulrich Höllrigl, Vizedirektor des Südtiroler Bauernbundes, stellte als Gastgeber des Treffens zunächst die Fortschritte vor, die bei den einzelnen Leuchtturmprojekten erarbeitet worden sind: Bei sechs der acht Projekte habe man bereits mit den Arbeiten begonnen, bei fünf seien die Inhalte definiert und bei den meisten auch die Finanzierung sichergestellt. Er pickte drei konkrete Leuchttürme heraus: Den CO2-Fußabdruck, der die Datenbasis für landwirtschaftliche Betriebe und Sektoren sammeln soll, um dann konkrete Einsparungspotenziale zu eruieren. Das Projekt INNONährstoffe zur Optimierung der organischen Nährstoffkreisläufe als Alternativen zu Mineraldüngern. Und das Leuchtturmprojekt Artenreiches Südtirol, bei dem es um Biodiversitätsmaßnahmen geht.

Neue Gentechnik: nur Vorteile?
Da das Thema neue Gentechnik derzeit kontrovers diskutiert wird, wurde Carolin Pagel, agrarpolitische Referentin von Bioland, von Bayern aus zugeschaltet. Sie erklärte zunächst, welche Argumente für eine Deregulierung angeführt werden, beispielsweise die Beschleunigung der Züchtungsarbeit mit der entsprechenden Kostenersparnis oder die mögliche Reduzierung von Pflanzenschutzmitteln durch resistente Sorten. Sie erklärte auch, dass Bioland diesen vermeintlichen Vorteilen skeptisch gegenüberstehe, und führte auch Gründe dafür an: So sei die Zeit- und Kostenersparnis relativ, weil die Pflanzengenetik sehr komplex und die Züchtung entsprechend aufwändig sei. Nicht unterschätzen dürfe man die Gefahr der Resistenzdurchbrüche, die Wechselwirkung im Genom und in der Umwelt seien nicht absehbar und dadurch riskant. Ebenso kritisch sieht man bei Bioland das Thema der Patente für Pflanzeneigenschaften, denn sie „hemmen die Innovation und begrenzen die Wahlmöglichkeiten“. Pagel unterstrich: „Deshalb fordern wir die Sicherstellung des patent- und gentechnikfreien Anbaus!“ Auch der Südtiroler Bauernbund sieht die Patente für Pflanzeneigenschaften sehr kritisch, meinte Ulrich Höllrigl. „Der Südtiroler Bauernbund steht der Neuen Gentechnik hingegen grundsätzlich vorsichtig positiv gegenüber“, erklärte er.

Förderungen für Biobetriebe
Dann ging es um die Unterstützung von Biobetrieben. Reinhard Verdorfer, Geschäftsführer von Bioland Südtirol, rechnete vor, was Biokontrollen den Betrieben kosten, von Jahr zu Jahr müssten Bäuerinnen und Bauern mehr Geld dafür ausgeben. Vor allem für kleine Mischbetriebe sei die Zertifizierung aufwändig und entsprechend teuer. Das sei mit ein Grund dafür, dass gerade diese Betriebe sich nicht mehr zertifizieren lassen. „Sie arbeiten zwar weiterhin biologisch, aber ohne Zertifizierung. Dabei sind es genau diese Betriebe, die wir fördern möchten. Sie sind unser Aushängeschild!“, erklärte Verdorfer.  Er sprach sich deshalb um einen Beitrag für die Kontrollkosten aus, so ähnlich wie sie im Trentino gehandhabt wird. Mit dieser Forderung stieß er auf offene Ohren. Andreas Werth, Direktor des Amtes für Landmaschinen und biologische Produktion kennt das Thema, es sei schon öfter diskutiert worden. Die Entscheidung müsse aber von politischer Seite getroffen werden.

Bauern erwarten sich Signale
Hier hakte Andreas Gschleier ein. Der Obmann von Bio Südtirol erklärte die schwierige Situation, in der sich manche Biobauern nach Jahren der Missernten und schlechten Auszahlungspreise befinden. „Im VOG-Einzugsgebiet sind die Herausforderungen im Anbau seit Jahren größer als im höher gelegenen Vinschgau. Im Schnitt haben wir zwar eine relativ hohe Wertschöpfung, aber die Streuung zwischen den Betrieben ist sehr groß. Die schwachen Mitglieder fühlen sich abgehängt, es braucht konkrete Signale.“ Förderungen könnten hier flankierend helfen, es brauche aber die Kraft des gesamten Apfel-Netzwerks und konkrete Lösungsansätze, forderte Gschleier.

Den ganzen Bericht finden Sie ab Freitag in der Ausgabe 17 des „Südtiroler Landwirt“ vom 29. September ab Seite 11, online auf „meinSBB“ oder in der „Südtiroler Landwirt“-App.

Renate Anna Rubner

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