Gewässerschutz im Feld und am Hof
Der Schutz von Oberflächen- und Grundwasser ist ein zentrales Ziel der europäischen Umweltpolitik. Gute landwirtschaftliche Praxis hilft, den Eintrag von Pflanzenschutzmitteln in Gewässer zu vermeiden, und trägt so zum Gewässerschutz bei.
Sauberes Wasser ist eine Voraussetzung für intakte Ökosysteme, die landwirtschaftliche Produktion und die Trinkwasserversorgung. Die Landwirtschaft trägt maßgeblich zur Sicherung der Wasserqualität bei – insbesondere durch einen verantwortungsvollen Umgang mit Pflanzenschutz- und Düngemitteln. Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (2000/60/EG) legt den gesetzlichen Rahmen für den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Gewässer fest und verfolgt das Ziel, einen guten chemischen und ökologischen Zustand aller Oberflächengewässer und des Grundwassers zu erreichen. In Südtirol wird die Qualität der Gewässer von der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz überwacht. Dabei zeigte sich, dass in den letzten Jahren nicht alle Oberflächengewässer die erforderlichen Qualitätskriterien erfüllten. Der chemische Zustand von Gewässern wird anhand sogenannter „prioritärer Stoffe“ bewertet: Das sind Substanzen, die besonders überwacht werden müssen, weil sie schwer abbaubar sind, toxisch wirken oder sich in Organismen anreichern können. Dazu gehören bestimmte Industriechemikalien, Schwermetalle und einige früher zugelassene Pflanzenschutzmittelwirkstoffe wie DDT, Chlorpyrifos. Für die Bewertung des ökologischen Zustands spielen verschiedene Komponenten eine Rolle – dazu gehören biologische, chemische und hydromorphologische Elemente. Auch Pflanzenschutzmittelwirkstoffe fließen in die Bewertung des ökologischen Zustands ein, da sie das Gleichgewicht von Lebensgemeinschaften im Wasser stören können.
Landwirtschaftliche Einträge
Grundsätzlich gibt es zwei Wege der Gewässerverunreinigung durch die Landwirtschaft: Punktquellen und diffuse Quellen. Punktquellen sind eindeutig lokalisierbare Stellen, über die Schadstoffe direkt in Gewässer oder in die Kanalisation gelangen können – etwa wenn Sprühgeräte auf ungeeigneten Flächen gereinigt, Restmengen unsachgemäß entsorgt werden (siehe aktuelle Ausgabe Nr. 18 S. 58). Diffuse Quellen entstehen hingegen großflächig, etwa durch Abschwemmung bei Regen, Abdrift während der Ausbringung. Beide Formen können zur Verunreinigung von Oberflächengewässern oder Grundwasser führen, wobei vor allem Punktquellen einen wesentlichen Beitrag leisten und durch geeignete Maßnahmen stark reduziert oder verhindert werden können. Ein ausführlicher Beitrag zum Thema ist im Jahr 2022 in einem „Südtiroler Landwirt“-Spezial erschienen (Marschall et al. „Schutz der Oberflächengewässer“ Südtiroler Landwirt“, 76 (12), 36–39).
Gute landwirtschaftliche Praxis
Die Grundsätze der guten landwirtschaftlichen Praxis bilden die Basis für den Schutz der Gewässer und sind zentral für einen sachgerechten und umweltverträglichen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Die nachstehenden Maßnahmen erläutern, wie dieser in der Praxis umgesetzt werden kann.
Produktauswahl und verantwortungsvolle Handhabung
Der Schutz der Gewässer beginnt bereits bei der sorgfältigen Auswahl und Handhabung der Pflanzenschutz- und Düngemittel. Dazu zählen die Einhaltung der auf dem Etikett angegebenen Anwendungsbestimmungen und Dosierungen, eine angepasste Berechnung der Aufwandmenge, eine fachgerechte Entsorgung bzw. verdünnte Ausbringung von Restmengen, sowie die sichere Lagerung gemäß Gewässerschutzbestimmungen. Besonders beim Befüllen des Sprühgeräts und beim Ansetzen der Spritzbrühe ist darauf zu achten, dass keine Flüssigkeit direkt oder über einen Abfluss in Gewässer gelangt. Verwendet werden dürfen ausschließlich für den jeweiligen Einsatz zugelassene Produkte. Restmengen von nicht mehr zugelassenen Mittel gehören fachgerecht entsorgt.
Technik und Ausbringung
Neben Produktauswahl und Dosierung spielt auch die eingesetzte Technik eine entscheidende Rolle für den Schutz der Gewässer. Für eine präzise und umweltschonende Anwendung von Pflanzenschutzmitteln ist der Einsatz technisch einwandfreier und regelmäßig gewarteter Applikationstechnik unerlässlich. Im Obst- und Weinbau muss in Südtirol zur Vermeidung von Abdrift – mit wenigen Ausnahmen – abdriftmindernde Sprühtechnik eingesetzt werden. Dazu zählen u. a. die Verwendung von Injektorflachstrahldüsen an allen Positionen, ein geeigneter Gebläseaufbau sowie ein rückspülendes Filtersystem. Die Geräte sind korrekt einzustellen und die Fahrgeschwindigkeit so zu wählen, dass das Abdriftrisiko minimiert wird. Der Sprühnebel soll die Pflanzen gleichmäßig benetzen und nicht über die Baumgipfel hinausgetragen werden.
Umwelt- und Gewässerschutzmaßnahmen
Neben der richtigen Technik sind auch standortbezogene Faktoren sowie die Witterung entscheidend für den Schutz angrenzender Gewässer. Nach einem Dekret von 1904 ist zwischen Obst- bzw. Rebflächen und öffentlichen Gewässern ein Mindestabstand von vier Metern einzuhalten. Die Pflanzreihe am Gewässerrand sollte ausschließlich in Richtung des Feldes behandelt werden, und bei
kopfseitigem Angrenzen ist auf ein frühzeitiges Abschalten zu achten, um direkte Einträge zu vermeiden. Beim Ausbringen bestimmter Produkte ist laut Etikett außerdem ein festgelegter Mindestabstand zu Wasserläufen vorgeschrieben. Böschungen von Gräben dürfen nicht mit Herbiziden behandelt werden. Auch die Witterungsbedingungen zum Zeitpunkt der Ausbringung spielen eine wichtige Rolle. Besonders Windstärke und -richtung müssen dabei beachtet werden, um Abdrift auf Nichtzielflächen zu vermeiden. Laut dem Nationalen Aktionsplan für eine nachhaltige Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (NAP bzw. PAN) dürfen Behandlungen nur bei max. Klasse eins (leiser Zug) der Beaufort-Skala durchgeführt werden (das entspricht 0,3–1,5 m/s).
Miteinander für nachhaltigen Pflanzenschutz
Eine nachhaltige Landwirtschaft lebt nicht nur von Technik und Vorschriften, sondern auch vom Miteinander, denn jede und jeder kann aktiv zum Schutz der Gewässer durch den richtigen Umgang mit Pflanzenschutzmitteln beitragen. Wichtig bleibt auch hier die persönliche Verantwortung: Schon kleine Verbesserungen können langfristig viel bewirken – für den eigenen Betrieb und für die Umwelt.