Politiker und Experten stellten sich den Fragen der Bäuerinnen und Bauern.

Großer bäuerlicher Informationstag

Von der sozialen Absicherung über Maßnahmen zur Tierseuchenprävention bis hin zur Rolle der Landwirtschaft beim Klimaschutz ging es beim großen bäuerlichen Informationstag des Pustertals im Vereinshaus Pfalzen. Bäuerinnen und Bauern brachten dabei ihre Anliegen und Kritiken vor.

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SBB

„Ständig gibt es neue Herausforderungen für Bäuerinnen und Bauern“, erklärte der Pustertaler Bezirksobmann Manfred Vallazza beim großen bäuerlichen Informationstag am 12. April in Pfalzen. Die Veranstaltung biete eine gute Gelegenheit, sich Informationen aus erster Hand zu holen und mit Entscheidungsträgern und Experten zu diskutieren.  

Tierhalterausbildung: Gute Lösung gefunden
Christian Plitzner vom Beratungsring Berglandwirtschaft BRING informierte über die neue Pflichtausbildung für Nutztierhalter. Sie basiert auf einer EU-Verordnung und wurde 2024 in Südtirol eingeführt. Ausgenommen sind sogenannte „familiäre Betriebe“, die ihre Produkte nicht verkaufen. Auch habe man eine Reduzierung der Kursstunden erreicht. Die Ausbildung umfasst aktuell 18 Stunden und wird sowohl in Präsenz als auch online angeboten. Sie besteht aus drei Modulen: Tiergesundheit, Identifikation und Registrierung sowie Biosicherheit. Wer zehn Jahre Berufserfahrung hat, braucht nur die entsprechende Prüfung abzulegen. In diese Kategorie fällt ein Großteil der Südtiroler Bergbäuerinnen und -bauern. Für sie wird über die Bauernbund-Ortsgruppen ein Vortrag mit anschließendem Test abgehalten. Das Ganze dauert nicht länger als zwei Stunden, der Multiple-Choise-Test sei für jede/n schaffbar, erklärte Plitzner. In einigen Orten sei der Test bereits gemacht worden, das Feedback der Bauern sei insgesamt sehr gut. 

Sozialberatung und Absicherung
Siegfried Rinner, Direktor des Südtiroler Bauernbundes, gab einen Überblick der Sozialberatung: Dabei ging es um Themen wie die Bauernversicherung, die Mindestrente, den Zusatzrentenfonds und den Beitrag zur Zusatzrente für Bergbauern, um die Landesintegrierung für Niedrigrenten, die ISEE und das Kindergeld. Rinner betonte, wie wichtig es sei, frühzeitig an die Altersabsicherung zu denken und die entsprechenden Angebote zu nutzen. Vor allem die Möglichkeit, in einen Zusatzrentenfonds einzuzahlen, bedeutet später mehr Sicherheit und sei auch deshalb empfehlenswert, weil man dafür Unterstützung von der Region bekommt. Eine Bitte äußerte Rinner in Richtung Bäuerinnen und Bauern: „Überlegt euch, mehr einzuzahlen, um später mehr Rente zu bekommen und nutzt den Zusatzrentenfonds für Bergbauern!“ Wenn es um die Absicherung im Alter gehe, sei jede und jeder selbst gefordert.

Tierseuchen: Frühwarnsystem funktioniert
Zur aktuellen Tierseuchensituation und geplanten Maßnahmen sprach Landestierarzt Paolo Zambotto. Südtirol habe zuletzt einen Verdachtsfall von Maul- und Klauenseuche (MKS) rasch und transparent abgewickelt. „Das Frühwarnsystem hat funktioniert – das haben wir den aufmerksamen Bäuerinnen und Bauern zu verdanken“, betonte Zambotto. Ein echter Ausbruch hätte massive Folgen gehabt und eine vollständige Sperre für Tiere, Fleisch und Milch aus Südtirol bedeutet. Zambotto rief eindringlich dazu auf, in dieser heiklen Situation Tierimporte tunlichst zu vermeiden und bei günstigen Angeboten aus dem Ausland sehr skeptisch zu sein. Auch die Blauzungenkrankheit sei wieder auf dem Vormarsch, vor allem in den Nachbarländern. Impfungen seien hier empfohlen – insbesondere, wenn Tiere in Österreich gealpt werden. Die Botschaft von Paolo Zambotto war klar: „Nur mit eurer Hilfe können wir Tierseuchen verhindern.“

Landesrat Walcher: Landwirtschaft hat Zukunft
Landesrat Luis Walcher sprach über Förderrichtlinien, Borkenkäferbekämpfung und andere aktuelle Themen. Eingangs stellte er fest: „Wir haben beste Voraussetzungen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft.“ In den letzten Monaten sei er mehrmals mit dem neuen EU-Agrarkommissar Christophe Hansen zusammengekommen: „Er hat eine enge Bindung zur Landwirtschaft, auch zur kleinstrukturierten Landwirtschaft“, mit ihm könne man reden, weil er die Bedürfnisse der Bäuerinnen und Bauern versteht. Hansen habe erklärt, er könne sich Berggebiete ohne Landwirtschaft nicht vorstellen. In Südtirol habe man die erfreuliche Situation, dass die Höfe noch großteils bewirtschaftet werden. „Der Dank dafür geht an unsere Vorgänger, die die Basis für eine zukunftstaugliche Landwirtschaft gelegt haben, z. B. beim ländlichen Wegenetz“, erklärte der Landesrat.  Nun habe man dort die Förderung etwas anpassen müssen, um mit den nötigen Instandhaltungsarbeiten hinterherzukommen. „Helfen müssen wir jenen, die nicht nur am Hof wohnen, sondern dort auch arbeiten“, erklärte Walcher rundheraus. Es müsse alles dafür getan werden, um die Jungen dazu zu bewegen, auf ihren Höfen zu bleiben und sie zu bewirtschaften. Er plädierte dafür, dass Förderungen – z.B. für Innenmechanisierung – bei den Bauern ankommen müssen und nicht bei den Maschinenhändlern. Auch der Schutz von bäuerlichem Eigentum sei ihm ein Anliegen: „Der Verkauf geschlossener Höfe an Landwirtschaftsfremde muss unterbunden werden“, dafür wolle man im neuen Wohnbau-Omnibus sorgen. Dann schnitt Walcher Themen an wie die Förderung für die Bringung von Käferholz oder die Beiträge für den Stallbau, die angehoben wurden. Schließlich sprach er eines seiner Leitthemen an, die Kooperation mit Gastronomie und Tourismus: „Produkte aus Südtirol müssen ihren Weg in die Küchen der Hotels und Restaurants und auf die Teller finden“, betonte Walcher. Denn: „Landwirtschaft und Gastronomie gehören zusammen. Gemeinsam machen sie Südtirol einzigartig.“

Podiumsdiskussion
Der Diskussion mit dem Publikum stellten sich Senator Meinhard Durnwalder, die Landtagsabgeordneten Sepp Noggler und Franz Locher, Landesrat Luis Walcher, Landestierarzt Paolo Zambotto, Bauernbund-Direktor Siegfried Rinner und BRING-Geschäftsführer Christian Plitzner. Dabei ging es um Themen, die den Bauern des Pustertals unter den Nägeln brennen wie die schlechte soziale Altersabsicherung für Bauern und Bäuerinnen, Gefahrenschutzpläne, das ländliche Wegenetz und die Finanzierung von Trinkwasserleitungen, Naturparke und Natura 2000, Wolf, Schakal und Dachs. Bauern äußerten ihre Sorgen zum Klimaschutzplan, der über die Köpfe der Landwirtschaft hinweg ausgearbeitet wurde, über den Ausverkauf der Heimat, die Bedrohung durch Tierseuchen und die schlechte wirtschaftliche Lage vieler Bergbauern. 
Zum Abschluss der Veranstaltung richtete der Bezirksobmann noch einen Appell an die anwesenden Politiker und Bauernvertreter: „Bitte helft uns bei Natura 2000, denn noch mehr Auflagen können wir wirklich nicht brauchen!“

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