Die sechs Witwen, die beim Landesbäuerinnentag für ihre Lebensleistung geehrt wurden.

Hochachtung für Lebensleistung

Sechs Witwen wurden beim diesjährigen Landesbäuerinnentag wieder für ihre Lebensleistung geehrt. Die Laudatio hielt Schwester Miriam Volgger von der Stiftung Sparkasse, die den Preis jedes Jahr finanziert. Zum Schluss gab es viel Applaus und stehende Ovationen.

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Leben Bäuerinnenorganisation

Einer der Höhepunkte des Landesbäuerinnentages war auch in diesem Jahr wieder die Ehrung der Witwen. Sie haben ihren Ehemann früh verloren und es trotz allem geschafft, nicht nur ihre Kinder großzuziehen, sondern auch ihren Hof weiterzuführen und ihn an die nächste Generation weiterzugeben. Eine Lebensleistung, der Hochachtung gebührt, wie Schwester Miriam Volgger von der Stiftung Südtiroler Sparkasse unterstrich.

Erika Unterkofler Wwe. Laner, Wegmann, Flaas/Jenesien
Am Wegmann ist Erika aufgewachsen, dort lebte sie nach ihrer Hochzeit im Jahr 1985 gemeinsam mit ihrem Mann Luis. Er war 24 Jahre älter als sie. Bald erblickte Sabine das Licht der Welt, dann Andrea und 1999 Martin. 2004 bauten sie ein neues Haus. Doch ein Jahr danach verstarb Luis. Martin war sechs Jahre alt – wie sollte das gehen? Erika verkaufte das Vieh und verpachtete die Wiesen. Dazu kamen gesundheitliche Probleme. Es war Martin, der mit 15 Jahren beschloss, wieder Vieh zu halten. Später hat der gelernte Maurer einen Laufstall gebaut und 2020 den Hof übernommen. Erika ist zufrieden, wenn sie ihren gewohnten Arbeiten nachgehen kann. Die Hausarbeit ist nicht ihres, sie ist lieber draußen, auf den Wiesen, vor allem das Holzarbeiten mag sie gern. Wegziehen kam für sie nicht in Frage. Sie hat immer kämpfen müssen, um weiterzukommen, auch als Luis noch lebte. Doch wenn sie sieht, mit welcher Freude Martin mit Freundin Sandra den Wegmannhof bewirtschaftet, hat sich die Mühe ausgezahlt. Erika mag ihren Garten und sie ist zufrieden. Wichtig sind ihr auch ihre Töchter und die Enkel, die geben ihr Hoffnung.

Waltraud Kienzl Wwe. Pircher, Larcherhof, Vöran
Waltraud war 33 Jahre alt, als sie Witwe wurde. Ihr Mann Robert starb im Alter von 36 Jahren, Herzstillstand. Julian war damals zehn Jahre alt und Nadin acht. Der letzte Gang, hinaus vom Haus, hin zum Dorffriedhof war schwer zu ertragen. Waltraud hat oft mit dem Herrgott gehadert, doch wenn sie gar nicht mehr weiterwusste, hat sie ein Vaterunser gebetet. Diese Stütze hat sie gebraucht. Den Hof aufzugeben, kam für die junge Bäuerin nicht in Frage. Die Kinder hatten schon ihren Tata verloren, sie wollte ihnen nicht auch noch ihre Heimat nehmen. Viele halfen, vor allem die Schwiegermama, ihr Vater, die Geschwister und das ganze Dorf. Waltraud war für jede Hilfe dankbar. „Früher haben wir alle beide verdient, jetzt muss ich alles allein weiterziehen“, sagt die Bäuerin. Für Waltraud war klar: Sie möchte den Hof weiterbringen, für ihre Kinder.
Die junge Bäuerin hat auch das Ehrenamt nicht aufgegeben, es hat ihr immer gutgetan. Heute ist sie zudem Bürgermeister-Stellvertreterin in Vöran. Waltraud hat es sich so eingerichtet, dass sie alles allein schaffen kann, die Kinder müssen nicht zu Hause bei ihr bleiben. Sie sollen gehen können, wenn sie möchten. Ihr Rat an Witwen: Hilfe annehmen lernen, auch psychologische Hilfe.

Gabriela Mair Fleckinger Wwe. Pichler, Plankhof, Raminges/Sterzing
Gabriela lernte Walter in der Arbeit kennen. Nach zwei Jahren heirateten sie und Gabriela zog zu ihrem Mann auf den Plankhof in Raminges. Schon bald kam Richard zur Welt, danach innerhalb zehn Jahren Rosi, Andreas, Elisabeth, Barbara, Daniela und Renate. 1998 brannte das Stallgebäude ab und das Wohnhaus hatte einen Wasserschaden. Die Familie stand ohne Zuhause und ohne Geld da. Walter hatte immer wieder mit Problemen zu kämpfen und 2005 verließ er diese Welt. Gabriela musste alles allein schultern: die Kinder, die Schulden, die Ungewissheit. Richard interessierte sich schon damals für den Hof, und es war klar: Er wird der Bauer. Gabriela fing wieder an zu arbeiten und so schafften sie es gemeinsam, die Schulden abzubezahlen. Die Hofübergabe an Richard war für Gabriela eine Erleichterung. 2007 kam ihr erster Enkel zur Welt, und es kam wieder Freude in die Familie. Inzwischen hat Gabriela elf Enkel, die ihr Leben bereichern. Eine große Freude bereiten ihr auch die Hühner. Sie ist noch aktiv bei den Bäuerinnen in Sterzing und singt im Bäuerinnenchor. Die 60-jährige Bäuerin hat nicht aufgehört, sich weiterzubilden, und hilft, wo sie kann.

Zäzilia Weissteiner Wwe. Mayr, Schrott, Feldthurns
Zäzilia und Sepp heirateten 1977, gleich danach kam Tochter Michaela zur Welt, dann Veronika, Elisabeth und Kathrin. „Irgendwann haben wir uns entschieden, einen Hofschank aufzumachen“, erzählt Zilli. Im Jahr 2000 starb Sepp an Herzversagen – Zilli stand allein da, mit den Kindern, dem Hofschank und dem Hof. Wie soll es weitergehen? Der Hofschank wurde geschlossen und die Felder wurden verpachtet, den Weinberg bearbeiteten sie weiterhin selbst. „Die Nachbarn haben uns sehr geholfen.“ Später entschied die Familie, die Apfelanlage und den Hofschank wieder selbst in die Hand zu nehmen. 2005 konnte der Schrotthof an Michaela übergeben werden. Sie begann mit dem Umbau des denkmalgeschützten Hofes. Zudem stellte sie den Hof auf Bio um. Heute bewirtschaftet Michaela mit ihrem Mann Marius den Hof. Zilli freut sich, dass alles einen guten Weg genommen hat. Die schwierigste Phase war die Zeit nach dem Tod ihres Mannes. Abwechslung fand sie bei den Bäuerinnen. Jetzt ist sie im Ausschuss bei den Senioren. Sie hat trotz ihres Schicksals den Humor und die Lebensfreude nicht verloren.

Monica Costa Wwe. Clara, Planacer, St. Martin in Thurn-Kampill
Nachdem ihre Mutter gestorben war und ihr Vater noch mal geheiratet hatte, ging Monica nach Deutschland. Aber sie vermisste die Berge und so kam sie nach elf Jahren zurück und führte für ihren Bruder ein Hotel. Dann lernte sie Peter kennen und heiratete den Bauern vom Planacer. Ein Jahr später kam schon Elio auf die Welt, zwei Jahre später Elke. Sie verkauften das Hotel und Monica blieb ab dann auf dem Hof, den sie gemeinsam bewirtschafteten. Das Glück währte jedoch nicht lange. Peter verstarb an einem Herzinfarkt, ganz plötzlich im Alter von 51 Jahren. Elio war sechs Jahre alt und Elke vier. „Man funktioniert, macht, arbeitet, weiß eigentlich nicht wie und wieso“, sagt Monica. Zum Glück wusste sie, was zu tun war – im Stall und auf dem Feld. Die Musik hat ihr viel geholfen, sie hat viel mit den Kindern gesungen. Und auch das Ehrenamt war ihr Stütze. Heute braucht sie nicht mehr arbeiten. Elio hat vor 22 Jahren den Hof übernommen, er bewirtschaftet den Hof im Nebenerwerb. Monica verbringt die Zeit mit Klosterarbeiten, engagiert sich im Liturgiekreis, ist Kommunionhelferin, und vor allem liebt sie es, Zeit mit den Enkelkindern zu verbringen. Ihr Rat an die Witwen: „Nicht nur zu Hause zu bleiben, sondern rauszugehen, mit Leuten zusammenzukommen, sich mit anderen Witwen zu treffen – man ist nicht allein.“

Waltraud Eberhöfer Wwe. Forcher, Pinthof, Galsaun
Waltraud lernte Gustl auf einem Fest kennen und sie verliebten sich. Nach zwei Jahren heirateten sie und Waltraud zog am Pinthof  ein. Ein Jahr danach kam Maria zur Welt, dann Andreas und später Daniela. Waltraud und Gustl machten fast alle Arbeiten zusammen. 2011 wurde bei Gustl ein Tumor in der Lunge diagnostiziert, ein halbes Jahr später starb er. Die Zeit danach war für Waltraud sehr schlimm. „Familie und gute Freunde haben mir sehr durch diese schwere Zeit geholfen. Man braucht diese Menschen, damit man diese Zeit übersteht“, sagt Waltraud. Andreas hat den Obst- und Weinbaubetrieb übernommen. Heute lebt er dort mit seiner Frau und den zwei Kindern. Schwierige Momente gab es für Waltraud viele, aber besonders bei der Hochzeit ihrer Kinder hat ihr Gustl gefehlt. Den Hof zu verlassen, kam für sie nie in Frage. Sie wollte den Pinthof weiterbringen. Seit 2021 ist sie in Rente. Heute kocht sie noch für die ganze Familie und hilft, wo Not an der Frau ist. Stolz ist sie auf ihre Blumen und ihren Garten. Und sie genießt das Zusammensein mit ihren fünf Enkelkindern.

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