Die Daten des Julius-Kühn-Instituts sprechen für den Südtiroler Obstbau.

Pflanzenschutz: kein höherer Einsatz

Das „Umweltinstitut München“ unterstellte der Südtiroler Apfelwirtschaft einen „massiven Pestizideinsatz“. Dabei ist die tatsächliche Anzahl der Behandlungen hierzulande nicht höher als in Deutschland.

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Betriebsberatung Produktion Wirtschaft

Wie viele Behandlungen ein Obstbauer vornimmt, sagt im Grunde nichts über die Qualität des Pflanzenschutzes aus. Im Obstbau haben selektiv wirksame Pflanzenschutzmittel schon lange Wirkstoffe mit großer Breitenwirkung abgelöst, um Nichtzielorganismen zu schützen. Eine höhere Anzahl an Behandlungen ist somit nicht automatisch schlechter. Außerdem spielt die jährliche Witterung eine Rolle. Die öffentliche Meinung sieht das Bild jedoch anders: Wird öfters „gespritzt“, sieht die Bevölkerung das kritisch. Zuletzt machte sich das „Umweltinstitut München“ diese Unkenntnis zu Nutze. Der Verein legte kürzlich seine Ergebnisse der Auswertung von Betriebsheften von Vinschger Apfelproduzenten aus dem Jahr 2017 vor. Das „Umweltinstitut“ kritisierte neben den eingesetzten Wirkstoffen vor allem die Häufigkeit der Behandlungen. In den Medienberichten der „Süddeutschen Zeitung“ und des Bayerischen Rundfunks wurde der Eindruck erweckt, Südtirols Apfelbauern „spritzten“ mehr und öfters als in Deutschland und anderen Anbaugebieten üblich.
Aktuelle Daten zeigen, dass dieser Vorwurf haltlos ist. Selbst wenn man die Häufigkeit der Behandlungen als Kriterium heranzieht, steht der heimische Obstanbau nicht schlechter da als die Apfelwirtschaft in Deutschland: Nach einer Auswertung der VIP wurden im Jahr 2017 durchschnittlich 20 Pflanzenschutzbehandlungen in den integriert bewirtschafteten Apfelanlagen im Vinschgau vorgenommen, in den Bio-Apfelwiesen war es eine Behandlung mehr. Auf Apfelanlagen in Deutschland wurden laut Julius-Kühn-Institut im selben Zeitraum ebenso viele Behandlungen durchgeführt: 21 Applikationen im Schnitt aller Produzenten.

„Behandlungsindex“ liefert Daten zur Intensität
Die Behandlungshäufigkeit berücksichtigt jedoch nicht, ob innerhalb einer Applikation mehrere Pflanzenschutzmittel ausgebracht wurden. Dafür gibt es den „Behandlungsindex“ des Julius-Kühn-Instituts. Diese Kennzahl misst die Intensität des Pflanzenschutzmitteleinsatzes, unabhängig davon, ob ein Pflanzenschutzmittel als einzelne Applikation oder innerhalb einer Tankmischung ausgebracht wird. Auch nach dieser Kennzahl steht der heimische Obstanbau gut da: Nach der Auswertung der VIP kommt der Pflanzenschutz des Jahres 2017 im Vinschgau auf einen Intensitätsindex von 27 im integrierten Anbau bzw. 24 in der biologischen Produktion. Die Behandlungsintensität im Apfelanbau in Deutschland liegt hingegen bei einem Index von 29 und ist damit höher. Die Zahlen belegen, dass im Südtiroler Apfelanbau kein erhöhter Pflanzenschutzmitteleinsatz stattfindet. Im Vegetationsjahr 2017, welches das „Umweltinstitut“ für seine Auswertung herangezogen hat, wurde in den Apfelanbaugebieten Deutschlands sogar mehr „gespritzt“ als im Vinschgau. 

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