Der Wölflhof startet mit Fischzucht
Mit bäuerlicher Fischzucht den Hof weiterzuentwickeln, ist das Ziel von Elmar Darocca und Constanze Liebl vom Wölflhof in Radein. Im Interview mit dem „Südtiroler Landwirt“ erzählt die Bäuerin, wie sie den klassischen Milchvieh- zum Direktvermarktungsbetrieb mit eigener Fischzucht umgestaltet haben.
Der Wölflhof in Radein ist ein kleiner landwirtschaftlicher Betrieb mit Mutterkuhhaltung, Legehennen, Imkerei, Nischenkulturen und Direktvermarktung. Nun ist auch der Einstieg in die bäuerliche Fischzucht gelungen. Der Weg dahin war aber steinig. Bäuerin Constanze Liebl erzählt im Interview die ganze Geschichte.
Südtiroler Landwirt: Frau Liebl, was macht den Wölflhof aus?
Constanze Liebl: Der Wölflhof in Radein ist ein klassischer Familienbetrieb. Ich bin jetzt seit zehn Jahren auf dem Hof und bewirtschafte ihn gemeinsam mit meinem Mann Elmar. Früher war der Betrieb ein typischer Milchviehbetrieb, aber vor etwa vier Jahren haben wir auf Mutterkuhhaltung umgestellt. Mittlerweile haben wir auch Hühner und vermarkten die Eier direkt. Zudem betreiben wir eine Imkerei mit rund 80 Völkern und bauen etwas Gemüse und Beeren an – alles im kleinen Stil. Das Fleisch geben wir einem Metzger weiter, der auf Regionalität achtet. Und ganz neu kommt jetzt noch die Fischzucht dazu ...
Wie kam es dazu, dass Sie sich für die Fischzucht entschieden haben?
Dafür interessiert hat sich mein Mann schon lange. Im Jahr 2018 kam er im Rahmen eines Innovationsprojekts des Südtiroler Bauernbunds erstmals mit dem Thema in Berührung. Damals war es uns einfach zu viel, weil die Kinder noch klein waren. Aber das Thema ließ ihn nicht mehr los. 2022 haben wir dann Nägel mit Köpfen gemacht und mit der Planung begonnen – mit Unterstützung des Südtiroler Bauernbunds. Ich hatte vorher bereits die Direktvermarkter-akademie der Bauernbund Weiterbildung besucht und anschließend auch den Kurs zur bäuerlichen Fischzucht als alternativen Erwerbszweig. Dabei habe ich Markus Payer, den Fischzuchtberater des Südtiroler Bauernbunds, kennengelernt. Er hat uns bei der Umsetzung des Projekts sehr intensiv begleitet und unterstützt.
Was genau habt Ihr vor?
Insgesamt sind sechs Becken geplant, einige sind schon in Betrieb: Vier davon sind für die Fischzucht, eines wird als Sedimentationsbecken genutzt und ein Becken dient der Arten- und Insektenvielfalt – diese beiden sind behördliche Auflagen im Zuge der Wasserkonzession. In Vollauslastung können wir dann etwa 2,3 Tonnen Fisch pro Jahr produzieren. Damit entsteht ein schöner Nebenerwerb für unseren Hof.
Was waren die größten Herausforderungen?
Ganz klar: die Bürokratie und die Baukosten! Für den Bau einer Fischzuchtanlage werden in Südtirol keine Beiträge gewährt, also mussten wir alles selber stemmen. Eine Wasserkonzession zu erhalten, ist kein einfaches Unterfangen. Zunächst haben sich die Mitarbeiter des Südtiroler Bauernbundes gemeinsam mit Beratern unser Projekt angesehen. Danach gab es einen Lokalaugenschein mit dem Amt. Die Rückmeldung war positiv, die Vorzeichen standen also gut. Für die Konzession braucht es allerdings ein fertiges Projekt. Zum Glück haben wir ein erfahrenes Planungsbüro gefunden, das die Anlage geplant und uns beim Einreichen unterstützt hat. Denn damit allein ist es noch nicht getan – es gab immer wieder Rückfragen zum Projekt. Im Mai 2024 haben wir dann endlich die Konzession erhalten. Zudem brauchte es eine Baugenehmigung der Gemeinde. Dann aber stand unserem Projekt nichts mehr im Wege.
Wie ging es dann weiter?
Dann haben wir mit dem Bau begonnen: vier Zuchtbecken plus ein Absetz- bzw. Sedimentationsbecken. Das meiste haben wir in Eigenregie gemacht – mein Mann ist selbstständiger Restaurator und handwerklich sehr geschickt. Das Abdichten der Becken war allerdings eine Herausforderung: Wir arbeiten mit einer Schicht hofeigenem Lehm, darüber kommt ein Vlies und als Abschluss noch eine Kiesschicht. Die ersten Becken sind mittlerweile dicht und bereits in Betrieb. Wir haben erste Bachsaiblinge eingesetzt und konnten auch schon unsere ersten Fische vermarkten.
Welche Fischarten züchten Sie konkret?
Unsere Idee war von Anfang an, auf heimische Fischarten zu setzen. Die Marmorierte Forelle hätte mir besonders gut gefallen, aber es ist nicht ganz einfach, geeignete Eier zu bekommen. Deshalb haben wir beschlossen, mit Bachsaibling, Bachforelle und Regenbogenforelle zu starten. Wir ziehen die Fische von den Eiern an auf. Unsere Vision wäre es, langfristig auch Atlantischen Lachs ins Sortiment aufzunehmen, wobei wir dafür Eier aus Deutschland importieren müssen – sie sind nur begrenzt verfügbar.
Wie läuft die Vermarktung der Fische ab?
Die ersten Saiblinge konnten wir bereits im Herbst 2024 verkaufen. Derzeit liefern wir direkt an Privatkunden und sind im Gespräch mit einer Metzgerei in Auer als potenziellem Vertriebspartner. Auch einige Gastbetriebe haben Interesse angemeldet. Die Nachfrage scheint da zu sein. Langfristig möchten wir auch über zwei, drei Bauernmärkte verkaufen. Momentan sind wir mit Gemüse, Eiern und Honigprodukten am Monatsmarkt in Aldein vertreten – das allein reicht aber nicht. Unsere Fische verkaufen wir vakuumverpackt und küchenfertig, auf Wunsch auch filetiert. Dafür haben wir einen eigenen Schlacht- und Verarbeitungsraum eingerichtet. Dort können wir auch räuchern.
Wie funktioniert die Bestellung?
Fischbestellungen sind bis Dienstagabend möglich, die Auslieferung erfolgt donnerstags oder freitags direkt nach Hause – im Raum Unterland und Umgebung. Mehr Informationen zu unseren Produkten geben wir gerne auf Anfrage weiter.
Was bedeutet diese neue Einkommensquelle für Ihren Hof?
Die Fischzucht ist als Nebenerwerb gedacht, hat aber eindeutig Potenzial. Wenn alle Becken voll genutzt werden, ist ein Teilzeiteinkommen für eine Person realistisch. Insgesamt setzen wir auf eine gute Mischung: Auf unseren vier Hektar Grünland plus Wald wäre eine Spezialisierung auf ein Standbein allein nicht tragfähig. Wir wollen nämlich keine „Hobbylandwirtschaft“ betreiben, sondern einen Betrieb, der sich wirtschaftlich trägt – breit aufgestellt und mit hochwertigen Produkten, die wir direkt vermarkten. Das ist viel Arbeit. Und diese Arbeit darf auch etwas wert sein, damit meine ich auch preislich. Wenn wir selbstbewusst hinter unseren Produkten stehen, dann funktioniert das auch.

Constanze Liebl und Elmar Darocca betreiben am Wölflhof in Radein eine Fischzucht.