Rüstzeug für kommende Herausforderungen

Es herrscht eine Zeit des großen Umbruchs. In ganz Europa haben sowohl die rasant gestiegenen Energiepreise als auch politische Veränderungen die Wirtschaft erschüttert und große wie kleine Unternehmen an den Rand ihrer Existenz gebracht. Die politisch angekündigte Entbürokratisierung hat nie stattgefunden, und viele staatliche Vorschriften, gerade im Bereich der Arbeitssicherheit und der transparenten Betriebsführungen, werden als hohe Belastung empfunden. Noch ist nicht abzuschätzen, in welchem Ausmaß sich der Klimawandel auf das Land und die bäuerliche Produktion auswirken wird, und auch nicht, in welchem Ausmaß die immer größer werdende Wirtschaftsmacht China die europäische Wirtschaft beeinflussen und Absatzmärkte und Preisgestaltung verändern wird. Es ist eine Zeit, die verunsichert.

Mit Weiterbildung gut vorbereitet in die Zukunft
Wer sich nicht weiterbildet und weiterentwickelt, verpasst schnell den Anschluss. Das zeigt sich zurzeit deutlich in Deutschland, das es in den letzten Jahrzehnten versäumt hat, großzügig in Forschung und Entwicklung, in Digitalisierung und Ausbildung zu investieren und das nun – gerade auch aus diesen Gründen – in die schwerste Rezession der Nachkriegszeit geschlittert ist. Die Bundesrepublik, die in Europa als wirtschaftlich am stabilsten galt und neben Frankreich Hauptnettozahler der EU war, rechnet heuer bezüglich BIP mit einem Negativwirtschaftswachstum von 0,3 Prozent und musste sich wirtschaftlich sogar von Italien überholen lassen. Bauernbund-Landesobmann Leo Tiefenthaler weiß: „Genau das sind die Gründe, wieso wir größten Wert auf eine breitgefächerte, fundierte und sehr gut organisierte Aus- und Weiterbildung unserer Mitglieder legen.“ Durchdachte, auf die Herausforderungen der heutigen Zeit maßgeschneiderte Aus- und Weiterbildungsangebote, die die Südtiroler Landwirtschaft und deren Zu- und Nebenerwerbe zukunftsfähig machen, seien das beste Rüstzeug für die Bäuerinnen und Bauern, ist Tiefenthaler überzeugt.

Zusammenarbeit mit erfahrenen Partnern
Wie bereits in der Vergangenheit setzt der Südtiroler Bauernbund auf zuverlässige Partner. So wurde die neue Weiterbildungsbroschüre auch in diesem Jahr in enger Zusammenarbeit mit dem Beratungsring Berglandwirtschaft BRING und dem Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau erstellt. Doch auch andere Partnerorganisationen wie das Versuchszentrum Laimburg und die landwirtschaftlichen Fachschulen sowie Experten aus dem In- und Ausland wurden in die Planung des neuen Kursangebotes einbezogen.

Innovatives Angebot
Dem Gebot der Stunde folgend, wartet die neue Weiterbildungsbroschüre mit vielen innovativen Themen und Veranstaltungen auf. So gibt es Seminarangebote im Energiebereich, u. a. zur Energieeffizienz, zu den Möglichkeiten, die Höfe durch erneuerbare Energie wie Wasserkraft energieautarker zu werden, aber auch spezifische Farminare, beispielsweise zur energiesparenden Heubelüftung. Ebenso im Kursangebot berücksichtigt sind innovative Verfahrensweisen in der Lebensmittelproduktion und Produktverarbeitung, nachhaltige Bewirtschaftungsformen sowie Möglichkeiten zum Austausch landwirtschaftlicher Produzenten untereinander, beispielsweise im Rahmen der „Stadeltouren“.
Der neue Leiter der Bauernbund-Weiterbildung, Christoph Falkensteiner, erklärt: „Wir haben versucht, für unsere Mitglieder und alle an Landwirtschaft und landwirtschaftlichen Themen interessierten Bürger ein interessantes, ausgewogenes und vor allem auf aktuelle Entwicklungen angepasstes Weiterbildungsangebot auf die Beine zu stellen.“ Falkensteiner hat Agrarwissenschaften an der Freien Universität Bozen studiert und ist bereits seit 2008 für den Südtiroler Bauernbund tätig. „Ich bin überzeugt, dass für jeden etwas dabei ist und dass unsere Bäuerinnen und Bauern unser Angebot wieder gut annehmen werden“, ist er sich sicher.

Fachwissen zur Betriebsführung
In Zeiten hoher Inflation und steigender Preise in nahezu allen Bereichen ist der betriebswirtschaftliche Aspekt besonders wichtig. Das Kapitel „Unternehmen Bauernhof“ beinhaltet deshalb eine ganze Reihe von Angeboten, die die Bauern in der Betriebsführung und in rechtlichen Fragen unterstützen. Dabei wurden neben bereits bewährten Seminaren wie zum geschlossenen Hof, zur Hofübergabe, zur Pacht und zur Wohnungsvermietung auch neue Angebote ins Programm aufgenommen, beispielsweise zum digitalen Erbe und zu den jährlichen Flächen- und Tierförderungen. Auch die bäuerliche Unternehmerschulung wurde neu aufgelegt und inhaltlich weiterentwickelt. Im Rahmen des rund 30-stündigen Lehrgangs erhalten die Teilnehmer das nötige Wissen für die erfolgreiche Führung ihres Betriebs und wertvolle Tipps aus erster Hand von Fachexperten und erfolgreichen bäuerlichen Unternehmern.

Viel Neues in Land- und ­Forstwirtschaft
Damit die Bäuerinnen und Bauern für zukünftige Herausforderungen gewappnet sind, gilt es, auch bezüglich moderner Anbaumethoden und Viehhaltung auf dem neuesten Stand zu sein. Eine ganze Reihe von neuen Weiter­bildungsangeboten zu den Themen Einsaaten im Obstbau und im Weinbau, zur optimalen Nährstoffversorgung im Gemüseanbau, zur erfolgreichen Mast, zur Schaf- und Ziegenhaltung, zur Kuhmilch, zur Fütterung und vielem mehr bieten die Möglichkeiten dazu. Für Waldbesitzer bietet die Bauernbund-Weiterbildungsgenossenschaft in der kommenden Saison gemeinsam mit der Forstschule Latemar Seminare zur Handhabung der Motorsäge, zur Holzbringung mit der Traktorseilwinde und zum Umgang mit dem Borkenkäfer an.

Neues für den Zu- und ­Nebenerwerb
Und natürlich gibt es auch diesmal wieder ein reichhaltiges Angebot zu zusätzlichen Einkommensmöglichkeiten auf dem Hof. Gerade im Bereich Urlaub auf dem Bauernhof hat sich in den vergangenen Jahren viel getan. Neben dem bewährten Spezialisierungslehrgang, der inhaltlich überarbeitet und spezifisch auf die Bedürfnisse der UaB-Betreiber zugeschnitten wurde, gibt es zahlreiche neue Kursangebote, die von der Sauna bis zur Inneneinrichtung und Außengestaltung reichen. Aber auch zu anderen Zuerwerbsmöglichkeiten und innovativen Betriebsideen geben Fachleute wieder zündende Ideen, Anleitungen und Informationen. Im Rahmen der Innovationsreise nach Niederösterreich, Kärnten und in die Steiermark können sich interessierte Bäuerinnen und Bauern viele Ideen und Impulse innovativer Landwirtschaftsbetriebe holen.

Bäuerliche Produzenten und Direktvermarktung
Dem Themenbereich Direktvermarktung ist auch in der neuen Broschüre viel Raum gewidmet. Neben einer überarbeiteten Auflage der 120 Stunden umfassenden Direktvermarkter-Akademie, einem aufgrund der hohen Nachfrage sogar zweifach angebotenen Lehrgang zur Fleischvermarktung und einer ganzen Reihe zu Fortbildungsveranstaltungen zu hof­eigenen Produkten wie Essig, Saft und Käse wird wiederum ein Seminar zur bäuerlichen Fischzucht als Zuerwerb angeboten. Verschiedene Brotbackkurse, u. a. auch für glutenfreies Brot, runden das Angebot ab.

Bäuerliche Werte und Traditionen bewahren
Bei aller Notwendigkeit, auf wirtschaftliche Veränderungen vorbereitet zu sein und betriebliche Herausforderungen bestmöglich meistern zu können, kommen aber natürlich auch in dieser Weiterbildungssaison Seminare zu bäuerlichen Werten und Traditionen nicht zu kurz. Im Kapitel „Bäuerliche Kultur, Persönlichkeit & Soziales“ findet sich eine ganze Reihe von Weiterbildungsangeboten, bei denen altes Fachwissen weitergegeben wird. Dazu gehören gemeinsam mit der Seniorenvereinigung des Bauernbundes organisierte Seminare, bei denen Altbauern und -bäuerinnen traditionelles Handwerk weitergeben, wie etwa Körbeflechten, Patschenstricken, Speltenzäunebauen, Bauernkrapfen-machen, aber auch andere Angebote, bei denen selten gewordenes Fachwissen zu alten Traditionen vermittelt wird. Dazu gehören zum Beispiel ein Goaßlbaukurs, ein Sarner-Strickkurs oder ein Seminar zur bäuerlichen Hausapotheke. Doch nicht nur Handwerkliches soll in diesem Bereich vermittelt werden, sondern auch andere Fachkenntnisse, z. B. wie man Ahnenforschung betreibt und seinen eigenen Stammbaum erstellt. Daneben sind in der neuen Weiterbildungsbroschüre verschiedene Seminare zur Bauernversicherung, Zusatzrente oder zu den Wohnbauförderungen zu finden.

Broschüre demnächst online und im Postkasten
Die neue Weiterbildungsbroschüre mit allen online und in Präsenz angebotenen Seminaren, Lehrgängen und Lehrfahrten wird den Bäuerinnen und Bauern in den kommenden Tagen kostenlos per Post zugesandt. Sie liegt auch im Bauernbund-Hauptsitz in Bozen sowie in den Bauernbund-Bezirksbüros auf und kann im Internet unter www.sbb.it/weiterbildung kostenlos heruntergeladen werden. Darüber hinaus findet man das gesamte Weiterbildungsangebot auch im Bauernbund-Kommunikationsportal „mein SBB“.