Arbeitssicherheit ist ein Bereich, in dem die Bauernbund-Weiterbildungsgenossenschaft seit Jahren besonders aktiv ist. 

Weiterbildung am Puls der Zeit

Seit 30 Jahren begleitet die Bauernbund-Weiterbildungsgenossenschaft Bäuerinnen und Bauern in Südtirol mit praxisnahen Kursen, Fachwissen und neuen Impulsen. Im Jubiläumsjahr blickt sie auf eine bewegte Geschichte und große Meilensteine zurück. 

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Weiterbildung

Alles begann kurz vor Weihnachten des Jahres 1994: Am 23. Dezember trafen sich mehrere hochrangige bäuerliche Funktionäre – darunter der damalige Bauernbund-Landesobmann Arthur Feichter – am Sitz des Raiffeisenverbandes in Bozen, um die Gründungsurkunde der Bauernbund-Weiterbildungsgenossenschaft zu unterzeichnen. Schwerpunkt der jungen Genossenschaft war – so stand es wenige Monate später im „Südtiroler Landwirt“ zu lesen – „die Organisation und Durchführung von Seminaren, Kursen, Schulungs- und Weiterbildungsveranstaltungen sowie die Organisation von sogenannten Alpenschulen.“ Zweck war weiters die gemeinschaftliche Errichtung von Strukturen und Einrichtungen zur Förderung der beruflichen und fachlichen Bildung der Genossenschaftsmitglieder und anderer. Zum ersten Obmann wurde Bauernbund-Obmann Arthur Feichter gewählt. Die Bauernbund-Weiterbildungsgenossen­schaft feiert heuer ihr 30-jähriges Bestehen – ein Anlass, um innezuhalten, zurückzublicken und vor allem den Blick in die Zukunft zu richten. Was 1994 mit einer kleinen Broschüre und einer Handvoll engagierter Funktionäre begann, hat sich in drei Jahrzehnten zu einer der wichtigsten Säulen der bäuerlichen Weiterbildung in Südtirol entwickelt. Von der ersten Kursausschreibung bis hin zu modernsten digitalen Lernformen hat die Bauernbund-Weiterbildung Generationen von Bäuerinnen und Bauern begleitet und gestärkt. Daniel Gasser, der seit dem vergangenen Jahr der Genossenschaft als Obmann vorsteht, weiß: „Gerade für uns Bäuerinnen und Bauern ist es entscheidend, am Puls der Zeit zu bleiben. Die Landwirtschaft verändert sich, und wir müssen uns verändern – Wissen ist unser wichtigstes Werkzeug.“ Für Gasser ist die Weiterbildung kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit, um auf betriebliche und gesellschaftliche Herausforderungen reagieren zu können. „Wer sich weiterbildet, kann seinen Hof besser führen, Chancen erkennen und Probleme lösen. Das stärkt nicht nur den Einzelnen, sondern die gesamte bäuerliche Gemeinschaft“, ist Gasser überzeugt.

Kursangebot immer an aktuelle Bedürfnisse angepasst
Die Geschichte der Weiterbildungsgenossenschaft ist reich an Meilensteinen. Bereits 1995 erschien die erste Weiterbildungsbroschüre, die eine Vielzahl an Kursen und Angeboten bündelte – unter anderem zur EDV in der Landwirtschaft. Christoph Falkensteiner, der heute die Weiterbildungsgenossenschaft leitet, betont: „Noch heute sind wir jedes Jahr bemüht, unser Kursangebot an die Bedürfnisse unserer Bäuerinnen und Bauern anzupassen. Das war offenbar auch vor 30 Jahren schon so und soll auch so bleiben.“ Dass die Bauernbund-Weiterbildung mit diesem Weg sehr erfolgreich war und ist, zeigen die zahlreichen positiven Rückmeldungen – zuletzt in der Mitgliederbefragung des Bauernbundes, die der Bauernbund-Weiterbildung Spitzenwerte von knapp 97 Prozent „zufriedenen“ oder „sehr zufriedenen“ Kunden bescherte. 

Investition in Bildung trägt Früchte
1996 folgte die erste Sommerreise nach Prag, die nicht nur Wissen, sondern auch Gemeinschaft förderte. Die Reise kostete damals 890.000 Lire pro Person – ein stolzer Betrag, doch die Teilnehmer wussten: Investition in Bildung zahlt sich aus – oder um es mit dem Motto zu sagen, das die Weiterbildungsgenossenschaft zu ihrem Jubiläumsjahr gewählt hat: „Bildung trägt Früchte“ Ein wichtiger Schritt war 1998 die Qualitätszertifizierung nach EFQM – ein klares Zeichen für den Anspruch, höchste Standards in der Bildungsarbeit zu setzen. Die Zertifizierung war und ist mehr als ein Stempel auf dem Papier: Sie war Ausdruck des Anspruchs, die Weiterbildung nicht dem Zufall zu überlassen, sondern professionell und systematisch zu gestalten. Im Jahr 2000 startete der Spezialisierungslehrgang „Urlaub auf dem Bauernhof“ mit integriertem Sprachaufenthalt in Irland – ein Pionierprojekt, das praxisnahes Lernen mit internationalen Erfahrungen kombinierte. „Dieser Kurs hat viele Betriebe geprägt und gezeigt, dass Weiterbildung auch Brücken zu anderen Ländern und Kulturen schlagen kann“, weiß Gasser. Die Weiterbildungsgenossenschaft war immer ein Vorreiter in der Integration neuer Lernformen. 2003 wurden mit dem Projekt „EDV mobil“ Computer-Kurse in den einzelnen Ortsgruppen vor Ort eingeführt, ebenso die beliebte „Roter Hahn“-Clublehrfahrt, die 2003 in die Steiermark führte. 

Inhaltliche Schwerpunkte zu Unternehmertum und zur Energie
Ab dem Jahr 2005 setzte die Bauernbund-Weiterbildung zunehmend thematische Schwerpunkte: Zuerst widmete sie sich intensiv dem Thema „Die bäuerlichen Unternehmer von morgen“, zwei Jahre später folgte eine Energie-Fachtagung zum Thema „Bauern – die Scheichs der Zukunft?“ Wichtig sind dem Bauernbund auch die speziellen Schulungen für bäuerliche Funktionäre. „Auch heute ist es uns ein Anliegen, dass all jene, die ein Amt in einem Orts- oder Bezirksbauernrat übernehmen, fachlich gut vorbereitet sind. Das hilft uns, die Anliegen der heimischen Landwirtschaft auf allen Ebenen gut weiterzubringen“, unterstreicht Obmann Gasser. 2010 folgte die Verwaltungsdatenbank „Sophia“, die viele interne Abläufe vereinfachte. 2011 wurden die Referententage eingeführt, 2012 war die Bauernbund-Weiterbildung Gründungsmitglied der Interessengemeinschaft „IG pro Weiterbildung“ – ein Netzwerk für mehr Zusammenarbeit und Qualität in der Südtiroler Weiterbildungslandschaft. 2016 ging die Online-Lernplattform „lernen.sbb.it“ des Südtiroler Bauernbundes an den Start. Ein Jahr später gab es einen regelrechten Boom bei den Teilnehmerzahlen. Geschuldet war dies den verpflichtenden Traktorkursen, die der Bauernbund abwickelte. 

Mehrere Auszeichnungen
Ab dem Jahr 2018 hatte die Bauernbund-Weiterbildung Grund zum Feiern: Beim Österreichischen Staatspreis Unternehmens­qualität holte sie sich den Sieg in der Kategorie „Kleine Unternehmen“. 2019 folgte der Raiffeisen-Innovationspreis für die Online-Lernplattform des Bauernbundes. Auch in den letzten Jahren hat die Weiterbildungsgenossenschaft Mut bewiesen und neue Wege beschritten: 2020 wurde das Buchen und Bezahlen von Kursen online möglich gemacht, VR-Brillen hielten Einzug in die Kursräume, und moderne Multimedia-Geräte wurden in die Sitzungssäle integriert. „Wir wollen unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch ein ansprechendes Lernerlebnis bieten“, erklärt Gasser. 2023 startete die „Roter Hahn“-Kochschule. Seit 2024 ist die Weiterbildungsgenossenschaft auch in den sozialen Medien aktiv, um noch mehr Menschen zu erreichen.

Aktuell: Arbeitssicherheit und Tierhalterausbildung
„Weiterbildung ist kein statisches Konzept – wir müssen uns immer wieder fragen, was die Landwirtschaft heute braucht und wie wir unsere Kurse darauf abstimmen können“, betont Gasser. „Es geht nicht darum, immer mehr Inhalte zu bieten, sondern die richtigen Inhalte in der richtigen Form.“ Genau das spiegelt sich auch in den Themen wider, die im Jubiläumsjahr 2025 auf dem Programm stehen: Neben der Anpassung des Angebots an ein neues Abkommen zur Arbeitssicherheit bringt sich die Weiterbildungsgenossenschaft auch intensiv in die verpflichtende Ausbildung für Tierhalter ein. „Gerade hier zeigt sich, wie gut wir auch mit unserer Weiterbildung in das bäuerliche Netzwerk in Südtirol eingebunden sind. In enger Abstimmung mit dem Beratungsring Berglandwirtschaft BRING und dem Landestierärztlichen Dienst ist es gelungen, aus übertrieben bürokratischen und aufwendigen staatlichen Vorgaben ein Angebot zu zimmern, das für unsere Mitglieder machbar ist und ihnen auch Mehrwert bietet“, ist Gasser überzeugt. Doch hinter der Erfolgsgeschichte der Weiterbildungsgenossenschaft stehen nicht nur Projekte und Programme, sondern vor allem Menschen. Drei Obmänner hat die Weiterbildungsgenossenschaft seit ihrer Gründung erlebt: Arthur Feichter war bis 2004 im Amt. Leo Tiefenthaler war Obmann von 2004 bis 2024, danach kam Daniel Gasser an die Spitze. Insgesamt 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben bis 2024 in der Weiterbildungsgenossenschaft gearbeitet – viele davon über Jahre hinweg. 

Werkzeuge für die tägliche Arbeit bieten
Die Vision der Weiterbildungsgenossenschaft bleibt auch nach 30 Jahren klar und kraftvoll: „Wir bieten die beste Weiterbildung für alle, die Landwirtschaft leben und lieben.“ Dieser Leitsatz, 2011 gemeinsam entwickelt, bleibt auch für die Zukunft der Kompass der Genossenschaft. „Unsere Aufgabe ist es, den Bäuerinnen und Bauern Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie ihre Höfe erfolgreich und nachhaltig führen können. Das ist unser Beitrag für die Zukunft der Landwirtschaft in Südtirol“, sagt Gasser abschließend. Die Weiterbildungsgenossenschaft will auch in den kommenden Jahrzehnten ein verlässlicher Partner sein – für alle, die Landwirtschaft nicht nur betreiben, sondern leben. 

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