Tierzucht im Wandel begleiten
Das Jahr 2024 war für die Vereinigung der Südtiroler Tierzuchtverbände von großen Herausforderungen und Veränderungen geprägt. Die Arbeit im Bereich der Milchleistungskontrolle, der Tierkennzeichnung und der Tiergesundheitsvorsorge ist grundlegend für das Wohl der Südtiroler Landwirtschaft.
Bei der Vollversammlung der Tierzuchtvereinigung blickten Obmann Siegfried Gatterer und die beiden Geschäftsführer Dieter Herbst und Peter Zischg gemeinsam auf das abgelaufene Jahr zurück. Gatterer verwies auf die Anpassung der Dienstleistungen an die wachsenden Anforderungen des Marktes. „Wir haben uns intensiv mit den sich verändernden Bedürfnissen der Landwirte auseinandergesetzt und unser Angebot entsprechend erweitert. Dazu gehört auch die verstärkte Zusammenarbeit mit externen Partnern und die Einführung neuer Konzepte im Bereich der Tiergesundheit und -zucht“, betonte Gatterer.
Leistungsprüfung wichtige Grundlage
Für ein erfolgreiches Herdenmanagement und für die Qualitätssicherung in der Lebensmittelproduktion ist die Milchleistungsprüfung die ideale Grundlage. In Südtirol sind 3.273 Betriebe freiwillig unter Leistungskontrolle und leisten somit einen wichtigen Beitrag zur Zuchtarbeit. Im Kontrolljahr 2023/24 standen 52.638 Milchkühe unter Milchleistungsprüfung. Sowohl bei den Betrieben als auch bei den Kühen ist ein deutlicher Rückgang erkennbar: Im vorhergehenden Kontrolljahr 2022/23 waren es 3.387 Betriebe mit 53.561 Kontrollkühen. Die Dienstleistung der Milchleistungsprüfung bietet die Vereinigung auch für Ziegenzüchter an. Im vergangenen Leistungskontrolljahr nahmen 13 Betriebe dieses Angebot in Anspruch. Eine besondere Herausforderung ist aktuell die Neuorganisation der Milchleistungskontrolle, da hierzulande die Betriebe sehr klein sind. In den meisten anderen Regionen Italiens sind sie zehn- bis 20-mal größer.
Eigenbestandsbesamung im Trend
Im Bereich der Besamung organisiert die Vereinigung die Lagerung und Auslieferung des Samens, sowie die Verteilung des Stickstoffs. Weiters wird für die konventionierten freiberuflichen Tierärzte und Besamungstechniker die gesamte Abrechnung abgewickelt. Die Gesamtanzahl an Besamungen ist im Vergleich zum Vorjahr um 3.914 Besamungen gestiegen. Gestiegen sind auch die Anzahl der Eigenbestandsbesamer (+48) als auch die von ihnen durchgeführten Besamungen (+10 %). Wie auch in den letzten Jahren sind die Kurse zur Eigenbestandsbesamung regelmäßig ausgebucht. 2024 wurden gemeinsam mit dem BRING und dem Amt für Viehzucht zwei Kurse abgehalten, im März und im November. Seit zehn Jahren gibt es einen starken Trend zu immer mehr Eigenbestandsbesamern, mittlerweile sind es 707. Landestierarzt Paolo Zambotto mahnte bei der Versammlung diesbezüglich an, dass Eigenständigkeit auch Verantwortung bedeute und alle vorgenommenen Besamungen lückenlos gemeldet werden müssen. Zudem riet Zambotto derzeit wegen der Maul- und Klauenseuche auch dringend von Tierimporten ab. Damit der Weg von der Aufzucht bis zur Schlachtung verfolgt werden kann, müssen Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine gekennzeichnet werden. Die Rückverfolgbarkeit hilft bei der Aufklärung von Problemen im Lebensmittelbereich und ist auch ein Schutz vor der Ausbreitung von Tierseuchen. Auch Großhandelskunden verlangen immer häufiger detaillierte Nachweise zur Herkunft der Tiere. 52 Kennzeichner und acht Zuchtwarte führen im Auftrag der Tierzuchtvereinigung die Kennzeichnungen direkt auf den Bauernhöfen. Eine ordnungsgemäß durchgeführte Tierkennzeichnung ist auch die Grundlage für den Erhalt von Förderungen. Im abgelaufenen Jahr wurden insgesamt 96.863 Tiere (Rinder, Schafe, Ziegen) gekennzeichnet, dies entspricht einem Rückgang von 2,07 Prozent zum Vorjahr. Insgesamt wurden 57.632 Rinder (59,5 %), 24.204 Schafe (24,9 %) und 15.027 Ziegen (15,5 %) gekennzeichnet.
Ohrmarken und Kadaverentsorgung
Im Berichtsjahr wurden insgesamt 6.848 Rinderohrmarken nachbestellt, das sind 1.103 Stück weniger als noch im 2023. Bei dem aktuellen Rinderbestand von ca. 125.000 Tieren wurden also für über 5,4 Prozent der Rinder Ohrmarken nachbestellt. Die Beseitigung von verendeten Tieren und Schlachtabfällen ist ebenfalls eine Aufgabe der Tierzuchtvereinigung. Für die Beseitigung stehen landesweit 22 Container zur Verfügung, wo die Tiere abgegeben werden können. Großtiere werden auf Anfrage auch direkt am Hof abgeholt. Im Jahr 2024 wurden insgesamt 2.904 Tonnen entsorgt. Die entsorgten Mengen sind gestiegen (+100 Tonnen), dies ist eine Zunahme von 3,5 Prozent.