„Wir lassen euch nicht allein“
Teilweise recht hitzig ging es am Montagabend beim bäuerlichen Informationsabend des Bauernbund-Bezirks Vinschgau zu. Im CulturForum in Latsch stellten sich hochrangige Vertreter aus Politik und Verband den kritischen Fragen der Vinschger Bäuerinnen und Bauern.
Nationalpark, Rotwild, Wolf: Das sind nur einige der Themen, die die Landwirtschaft im Vinschgau stark beschäftigen und teilweise für großen Unmut in der bäuerlichen Bevölkerung sorgen. Den kritischen Fragen dazu stellten sich Senator Meinhard Durnwalder, Landesrat Luis Walcher, die bäuerlichen Landtagsabgeordneten Franz Locher und Sepp Noggler, die Direktorin des Sennereiverbandes Südtirol, Annemarie Kaser, die Direktoren des Bonifizierungskonsortiums Vinschgau und des Hagelschutzkonsortiums, Gottfried Niedermair und Manfred Pechlaner sowie für den Bauernbund Landesobmann Daniel Gasser und Direktor Siegfried Rinner. Durch den Abend führte Bauernbund-Bezirksobmann Joachim Weiss.
Ewiges Thema Nationalpark
Der Nationalpark Stilfserjoch ist für die Landwirtschaft im Vinschgau ein Dauer-Reizthema, vor allem natürlich in jenen Gemeinden, die teilweise oder zur Gänze im Nationalpark liegen. Ein Parkplan, der gewisse Punkte im Sinne der Landwirtschaft regeln würde, liegt seit Jahren auf dem Tisch, wirklich bewegt hat sich seit Jahren nichts mehr. Senator Durnwalder räumte ein: „Das Grundproblem ist: Es kann nur einen einheitlichen Parkplan geben, dem alle drei beteiligten Provinzen bzw. Regionen zustimmen. Südtirol und das Trentino haben das bereits getan, die Lombardei sträubt sich jedoch dagegen.“ Eine mögliche Lösung sieht Durnwalder darin, einzelne Maßnahmen aus dem Parkplan, die nur Südtirol betreffen vorzuziehen und umzusetzen. „Welche Maßnahmen das sein könnten, müssen wir definieren – auf Ebene des Landes, aber auch in den Gemeinden.“, berichtete Durnwalder. Ähnlich gestalte sich die Lage beim Großraubwild, das in Latsch ebenfalls angesprochen wurde. Obwohl die Almsaison noch gar nicht begonnen hat, häufen sich auch im Vinschgau schon die Risse, mutmaßlich verursacht vom Wolf. „Wir alle hier sind der gleichen Meinung: Jeder Wolf in Südtirol ist einer zu viel!“, betonte Durnwalder. Immerhin habe die EU ihre Hausaufgaben gemacht und den Schutzstatus des Wolfes sowohl in der Berner Konvention als auch in der FFH-Richtlinie herabgesenkt. „Nun sind die Mitgliedstaaten – in unserem Fall also Italien – am Zug. Und ich bin zuversichtlich, dass es uns gelingt, in den kommenden Monaten zu einer Lösung zu kommen“, berichtete der Senator.
Rotwild sorgt für große Schäden
Das Rotwild und die großen Schäden, die es an den landwirtschaftlichen Kulturen verursacht, ist im Vinschgau ebenso ein Dauerbrenner. Bauernbund-Landesobmann Daniel Gasser zeigte Verständnis, rief aber auch zur Solidarität mit der Jägerschaft auf: „Der Druck ist teilweise so hoch, dass auch mit noch so großzügig ausgestalteten Abschussplänen das Problem nicht so schnell zu lösen ist. Wir lassen die Bäuerinnen und Bauern aber ganz gewiss nicht alleine und setzen uns dafür ein, dass sie ihren Grund und Boden gut bearbeiten können.“ Dass dieser konsequente Einsatz im gesamten Netzwerk der Südtiroler Landwirtschaft auch Früchte trägt, zeigt sich gerade an der verpflichtenden Tierhalterausbildung und der bevorstehenden Tierwohlzertifizierung. Annemarie Kaser erinnerte: „Wenn man sich in beiden Fällen den ursprünglichen Entwurf und das jetzt vorliegende Ergebnis ansieht, dann zeigt sich, dass wir durch hartnäckige Verhandlungen viele Erleichterungen erreichen konnten. Ganz wegleugnen können wir diese Themen jedoch nicht.“
Oft an Vorgaben aus Rom und Brüssel gebunden
Viele Fragen – von der Förderung der Junglandwirte bis hin zur Ernteabsicherung – drehten sich um Vorgaben, die nicht aus Bozen, sondern vom Staat oder der EU kommen. Landesrat Walcher betonte: „Bei der Förderung der Junglandwirte halten wir an der vorgeschriebenen Ausbildung fest, die ist genauso wie eine kontinuierliche Beratung für die Führung eines Hofes unabdingbar.“ Bei der Absicherung der Einkommen aus der Ernte – beispielsweise über den IST-Fonds des Hagelschutzkonsortiums – ist man laut Manfred Pechlaner „an Vorgaben der EU und des Staates gebunden, die eine Förderung eines solchen Fonds mit öffentlichen Mitteln überhaupt erst möglich machen.“ Gottfried Niedermair vom Bonifizierungskonsortium Vinschgau forderte de Landesregierung auf, die Kriterien für die Ausweisung von Trockenzonen voranzutreiben. Der Landtagsabgeordnete Franz Locher untermauerte seinen Wunsch einer stärkeren Unterstützung der Berglandwirtschaft über den großzügig ausgestatteten Landeshaushalt und sein Amtskollege Sepp Noggler erinnerte daran, dass der Verkauf von geschlossenen Höfen künftig an dessen aktive Bearbeitung und eine landwirtschaftliche Ausbildung bzw. eine entsprechende Berufserfahrung gekoppelt werden soll.