Das für den Abdrift-Versuch verwendete Parzellenschnellsprühgerät mit Abdeckbleck für die Unterbrechung des Gebläseluftstromes

Abdrift zusätzlich reduzieren

Können neben Injektordüsen weitere Maßnahmen die Abdrift reduzieren? Dieser Frage ging man am ­Versuchszentrum Laimburg nach. Das Fazit: Besonders die einseitige Behandlung der Außenreihe hat einen positiven Effekt.

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Produktion

Im Südtiroler Obstbau ist die grobtropfige Applikation von Pflanzenschutzmitteln (PSM) mit Injektordüsen der vom Gesetz vorgeschriebene Standard. Mit Injektordüsen kann die Abdrift, also der ungewollte Austrag von Pflanzenschutzmitteln aus der behandelten Parzelle, deutlich reduziert werden. Das konnte am Versuchszentrum Laimburg in Versuchen nachgewiesen werden. Am Standort Pfatten wurde in einem weiteren Versuch über drei Jahre (2019 bis 2021) geprüft, welche Möglichkeiten in Kombination mit Injektordüsen bestehen, um die Abdrift zusätzlich zu reduzieren. Simuliert wurden im Versuch zwei angrenzende Obstbauflächen: eine nach AGRIOS bewirtschaftete Anlage mit integrierter Produktion (IP) und eine nach biologisch-organischen Richtlinien (Bio) bewirtschaftete Anlage. Der Versuch wurde in einer bestehenden Braeburn-Anlage durchgeführt. Dabei wurden jeweils fünf Reihen behandelt, und die Abdrift auf die drei Nachbarreihen wurde gemessen. Im Versuch wurden vier Varianten berücksichtigt: IP-Grenzreihe zu Bio nur nach innen behandelt; IP-Grenzreihe zu Bio nur nach innen behandelt und Abdeckblech nach außen; letzte zwei Reihen zu Bio nur nach innen behandelt; alle IP-Reihen beidseitig behandelt.

In Grafik 1 ist die Versuchsanordnung aufgezeichnet, wobei die schwarzen Linien die IP-Reihen (IP 1. R, IP 2. R, IP 3. R) und rechts davon die grünen Linien die Bio-Reihen (Bio 1. R, Bio 2. R, Bio 3. R) darstellen. Der Reihenabstand beträgt jeweils 3,2 Meter. Nur die IP-Reihen wurden behandelt. Die Versuchsbehandlungen der IP-Reihen erfolgte mit einem Parzellenschnellsprühgerät mit Querstromaufsatz und elektrischem Abdeckblech zur Unterbrechung des Gebläseluftstromes. Der Brüheaufwand von 450 Litern pro Hektar (vierfach konzentriert) wurde mit 18 Albuz-Injektor-Flachstrahldüsen CVI 80-015 ausgebracht. Bei der Behandlung wurde mit einer Fahrgeschwindigkeit von sieben Kilometern pro Stunde und einem Arbeitsdruck von sieben bar gearbeitet. Das Pflanzenschutzmittel war Aliette mit dem Wirkstoff Fosetyl-Aluminium (80 %) in einer Aufwandmenge von 3,6 Kilo­gramm pro Hektar. Fosetyl-Aluminium (Fosetyl-Al) und andere Phosphonate sind wegen der Abdrift auf Bio-Flächen sehr problematisch, weil sich Rückstände über Jahre halten bzw. akkumulieren können.

In Variante 1 wurde die erste IP-Reihe nur nach innen (Richtung IP-Fläche) behandelt, in Variante 2 wurde dies noch mit einem Abdeckblech, welches den Luftstrom Richtung Bio-Fläche unterbrach, unterstützt. In Variante 3 wurde neben der ersten IP-Reihe auch die zweite IP-Reihe nur nach innen behandelt. In Variante 4 wurden alle Reihen beidseitig behandelt. Alle vier Varianten wurden auf der Versuchsfläche zweimal wiederholt. Im ersten Versuchsjahr 2019 wurde am 31. Mai, 22. August und am 30. August behandelt. Die Probenziehung der Äpfel erfolgte bei der Ernte am 9. Oktober. Im zweiten Versuchsjahr 2020 erfolgten die Behandlungen am 30. Juli, 13. August und 28. August mit der Probenziehung am 5. Oktober, und im letzten Versuchsjahr 2021 wurde am 9. Juli und am 5. August gesprüht mit Analysen bei der Ernte am 4. Oktober.

In Grafik 2 sieht man, dass die beidseitig behandelte IP-Reihe in Variante 4 im Schnitt 1 bis 1,5 ppm mehr Rückstand aufwies als die halbseitig behandelten Reihen in den restlichen Varianten. Die erste Bio-Reihe wies in Variante 4 mit der beidseitigen Behandlung der letzten IP-Reihe zur Bio-Fläche rund viermal so hohe Rückstände auf als die restlichen Varianten (0,8 ppm zu 0,2 ppm und darunter). Die Behandlung mit dem Abdeckblech in Variante 2 im Vergleich ohne Abdeckblech in Variante 1 schien die Rückstände auf der ersten Bio-Reihe zusätzlich zu senken. Hier ist anzumerken, dass auch der Rückstand in Variante 2 auf der letzten IP-Reihe mit 0,4952 ppm etwas geringer war als in Variante 1 mit 5,403 ppm. Die Rückstände in Variante 3, bei der die beiden letzten IP-Reihen nur nach innen behandelt wurden, unterschieden sich nicht von Variante 1, bei der nur die letzte IP-Reihe nach innen behandelt wurde.

Grundsätzlich wurde in der ganzen Versuchsanlage eine Grundbelastung von Fosetyl-Al von 0,01 bis 0,02 ppm festgestellt. Erstellt wurde die Anlage 2006, wobei bis 2014 mit Phosphonaten behandelt wurden. Ab 2014 wurde auf den Flächen der Laimburg, Standort Pfatten, kein Phosphonat mehr ausgebracht. Die sehr geringe Grundbelastung der Versuchsfläche könnte von früheren Behandlungen oder auch durch Kontamination von belasteten Blattdüngern herrühren. Bei der Versuchsauswertung wurde auch der Fosetyl-Al-Rückstand auf der ersten Bio-Reihe in Prozent vom Rückstand auf der ersten IP-Reihe berechnet (s. Grafik 3). Der Rückstand auf der ersten IP-Reihe, der Grenzreihe zu den Bio-Flächen, hat den Rückstandswert 100 Prozent. In Variante 4, bei der alle IP-Reihen beidseitig behandelt wurden, betrug der Rückstand auf der ersten Bio-Reihe 12,4 Prozent vom Rückstand der IP-Reihe. In Variante 1, mit einseitiger Behandlung der Grenzreihe nach innen, haben sich auf der ersten Bio-Reihe nur 4,1 Prozent an Rückstanden feststellen lassen, die mit Gebrauch des Abdeckbleches in Variante 2 weiter auf 2,1 Prozent sanken. Variante 3 mit der Behandlung der letzten beiden IP-Reihen nur nach innen nahm mit einem Wert von 3,3 Prozent Rückstand auf die ersten Bio-Reihe eine Zwischenstellung ein.

Fazit
Den ganzen Bericht, sowie Grafik 3, finden Sie ab Freitag in der Ausgabe 4 des „Südtiroler Landwirt“ vom 1. März ab Seite 41, online auf „meinSBB“ oder in der „Südtiroler Landwirt“-App.

Versuchszentrum Laimburg

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