Angewandte Forschung seit 50 Jahren
Wie kann durch Forschung nachhaltige Landwirtschaft gelingen? Dieser Frage ging man beim Symposium „Wissenschaft im Dialog“ anlässlich des 50. Geburtstags des Versuchszentrums Laimburg im NOI Techpark nach. Dabei ging es auch um aktuelle Herausforderungen ebenso wie um Zukunftsperspektiven.
Am 3. November 1975 wurde das Versuchszentrum Laimburg mit Landesgesetz Nr. 53 offiziell als erste Forschungsanstalt im Land gegründet. Ein Meilenstein für Südtirol, das mit dem Zweiten Autonomiestatut die primäre Gesetzgebungskompetenz im Bereich Ausbildung und Forschung in der Landwirtschaft erhielt.
Am 3. November 2025 kamen im NOI Techpark in Bozen rund 200 Personen zusammen, um das 50-jährige Bestehen des Versuchszentrums Laimburg zu feiern. Beim Symposium „Wissenschaft im Dialog“ trafen Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Praxis aufeinander, um gemeinsam auf fünf Jahrzehnte angewandte Forschung für Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung zurückzublicken. Begrüßt wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Landeshauptmann Arno Kompatscher und dem Landesrat für Forschung und Innovation Philipp Achammer. Kompatscher dankte den Gründervätern für ihre Weitsicht, die sie die richtigen Entscheidungen treffen ließ. „Ganz Südtirol profitiert von einer gesunden Landwirtschaft“, unterstrich er. Luis Walcher sprach als Landesrat für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Tourismus über das Thema „Gemeinsam wachsen – Lokale Forschung und Innovation für die Zukunft der Landwirtschaft“: „Seit fünf Jahrzehnten bringt das Versuchszentrum Laimburg Wissenschaft und landwirtschaftliche Praxis zusammen, fördert Innovationen im Obstbau, Weinbau und in der Berglandwirtschaft und sorgt dafür, dass Wissen direkt unseren Bäuerinnen und Bauern und folglich auch der Gesellschaft als Ganzes zugutekommt“, betonte Walcher. Unter den Gästen befanden sich auch zahlreiche Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter des Versuchszentrums – darunter die ehemaligen Direktoren Hermann Mantinger und Josef Dalla Via, der ehemalige Direktor der Gutsverwaltung Laimburg und Vizedirektor des Versuchszentrums Laimburg Klaus Platter sowie Landeshauptmann a. D. Luis Durnwalder.
Michael Oberhuber, Direktor des Versuchszentrums Laimburg, erklärte: „Fünfzig Jahre Versuchszentrum Laimburg stehen für wissenschaftliche Exzellenz, Zusammenarbeit und Fortschritt. Dieses Jubiläum ist nicht nur Anlass auf die Geschichte und die Erfolge zurückzublicken, sondern auch ein Auftrag, unsere Arbeit mit derselben Leidenschaft und Verantwortung fortzusetzen. Die großen Themen von heute und morgen sind die Nachhaltigkeit sowie ökonomische und ökologische Herausforderungen. Besonders großes Potenzial liegt in der Züchtung, der Digitalisierung, im Pflanzenschutz, in der Lagerung und im Umgang mit den Ansprüchen der Konsumentinnen und Konsumenten.“ Den Auftakt des wissenschaftlichen Symposiums machte Andreas Hensel, Präsident des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). In seinem Vortrag sprach er über die Verantwortung der Wissenschaft im Spannungsfeld zwischen Politik und Gesellschaft. Franziska Maria Hack führte durch den Tag.
Herausforderungen angewandter Forschung
In der ersten Podiumsdiskussion sprachen Daniel Gasser, Obmann des Südtiroler Bauernbunds, Ulrich Stofner, CEO der NOI AG, und Ulrike Tappeiner, Präsidentin der Freien Universität Bozen, über die Herausforderungen in der Landwirtschaft sowie in Innovation, Vernetzung, Forschung und Ausbildung. Laut Daniel Gasser sind neben dem Klimawandel und damit einhergehend neuen Schädlingen und Krankheiten oder Wassermanagement auch die Kleinstrukturiertheit der Südtiroler Landwirtschaft Herausforderung, die es anzugehen gilt. Deshalb sei es zentral, eine ausreichende Wertschöpfung zu erzielen, um den Fortbestand der landwirtschaftlichen Betriebe zu sichern. Das gehe nur im Netzwerk zwischen dem Bauernbund, dem landwirtschaftlichen Versuchswesen und den Beratungsorganisationen.
50 Jahre Weinbauforschung in Südtirol
Barbara Raifer gilt als eine der Pionierinnen der Weinbauforschung in Südtirol. Von 1995 bis zum Frühjahr 2025 leitete sie den Fachbereich Weinbau am Versuchszentrum Laimburg. Sie gab einen Überblick über die jahrzehntelange Forschungsarbeit, die mit dazu beigetragen hat, den Südtiroler Weinbau zu einem starken Wirtschaftszweig zu entwickeln: Durch Forschung und Innovation konnten zahlreiche Herausforderungen gemeistert werden – etwa die Krisen der 1970er- und 1980er-Jahre, als zwar hohe Erträge erzielt wurden, die Qualität der Weine jedoch nicht überzeugend war. Auch der Übergang von der traditionellen Pergelerziehung zur modernen Spaliererziehung wurde vom Versuchszentrum Laimburg wissenschaftlich begleitet. Und man forschte intensiv an Lösungen für Weinbauprobleme wie Stiellähme, Traubenwelke, grüne Beeren.
Erfolgsgeschichten angewandter Forschung in Südtirol
Robert Wiedmer, Ringkoordinator beim Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau (SBR), hob hervor, dass es in der Forschung Menschen brauche, die das Territorium und seine Besonderheiten verstehen, zugleich aber auch internationale Erfahrung mitbringen. Viele Forscherinnen und Forscher am Versuchszentrum Laimburg hätten selbst einen landwirtschaftlichen Betrieb, was wertvolles Praxiswissen liefere und zusätzliche Glaubwürdigkeit verleihe. Christian Plitzner, Geschäftsführer des Beratungsrings für Berglandwirtschaft (BRING), lobte den seit Jahrzehnten bestehenden Prozess, mit dem die Anfragen und konkreten Herausforderungen der Praxis direkten Niederschlag im Forschungsprogramm des Versuchszentrums finden.
Stephan Ortner, Direktor von Eurac Research, betonte, dass eine enge Zusammenarbeit der Forschungsakteure in Südtirol, die Nutzung von Synergien und die Beteiligung an EU-Projekten wichtige Voraussetzungen seien, um gemeinsam an einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Landwirtschaft zu arbeiten. Für Ulrich Ladurner, Präsident von Dr. Schär, ist Fortschritt ein Unternehmenswert. Das Fundament für die Zukunft entstehe aus Vergangenheit und Identität.