Die bäuerlichen Landtagskandidaten besprachen mit den einzelnen erweiterten Bezirksbauernräten brennende Themen der Landwirtschaft.

Ansprechpartner der Bauernschaft

Nach Bozen und dem Pustertal haben sich die bäuerlichen Kandidaten Franz Locher, Maria Hochgruber Kuenzer, Sepp Noggler und Luis Walcher mit den erweiterten Bezirksbauernräten des Burggrafenamtes, des Eisacktals, des Unterlandes und des Vinschgaus getroffen. Die besprochenen Themen waren ähnlich.

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SBB Politik

In den letzten Wochen trafen sich die bäuerlichen Landtagskandidaten Franz Locher, Maria Hochgruber Kuenzer, Sepp Noggler und Luis Walcher – sie sind als Meistgewählte aus den Bauernbund-Basiswahlen hervorgegangen – mit den Mitgliedern der erweiterten Bezirksbauernräte in allen Landesteilen. Nach Bozen und dem Pustertal (der „Südtiroler Landwirt“ berichtete) waren die Bezirke Eisacktal-Wipptal, Burggrafenamt, Unterland und Vinschgau an der Reihe. Daniel Gasser, Bauernbund-Bezirksobmann des Eisacktal-Wipptals unterstrich, wie wichtig es sei, Ansprechpartner in der Politik zu haben: „In den nächsten Jahren warten große Herausforderungen auf die Landwirtschaft. Daher brauchen wir Politikerinnen und Politiker, die unsere Anliegen kennen und vertreten.“ 

Schwerpunkt Großraubwild und Borkenkäfer
Bei den Treffen in Brixen und Meran wurden demzufolge die dringendsten Anliegen besprochen. Ein Schwerpunkt war das Großraubwild. Einig waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass Südtirol einen eigenen Weg gehen müsse, der auch ein Management erlaube. „Ansonsten riskieren wir, dass das Vieh nicht mehr auf die Almen kommt. Das hätte massive Auswirkungen auf das Landschaftsbild, die Freizeitgestaltung der Einheimischen und auf den Tourismus“, unterstrich Bernhard Burger, Obmann des Bauernbund-Bezirks Burggrafenamt. Für Verärgerung sorgte der jüngste Wolfsriss in Pfitsch. 
Kopfzerbrechen bereitet den Bäuerinnen und Bauern auch der Borkenkäfer. Um seine Ausbreitung aufzuhalten, müssten befallene Bäume rasch aus den Wäldern gebracht werden. Wegen der niedrigen Preise ist die Waldarbeit aber kaum rentabel. „Daher braucht es eine bessere Unterstützung für die Waldpflege und Maßnahmen, um den Holzpreis zu steigern“, sagte Daniel Gasser – sonst würde man dem Problem immer hinterherlaufen, war die einhellige Meinung. Begrüßt wurde allseits die Möglichkeit, Holz am Bahnhof von Bozen zu verladen. Und auch die heimischen Fernheizwerke sollten noch mehr einheimisches Holz verwenden, war man sich einig.  Ein weiteres Thema in beiden Bezirken war die Bürokratie. „Die Auflagen werden immer mehr und strenger. Dass es Regeln braucht, ist klar. Sie sollten aber so einfach wie möglich sein, damit Bauern nicht mehr Stunden am Schreibtisch als im Feld oder im Stall verbringen müssen“, sagte Gasser. 

Wasser und Flächenverbrauch
Auch müsse das Wasser besser genutzt werden. Mehrere Mitglieder beider Bezirksbauernräte sprachen sich für die Nutzung des Beregnungswassers auch für die Stromerzeugung aus. Eine Doppelnutzung sei zwar vorgesehen, aber überaus komplex in der Umsetzung. Zudem dauert es sehr lange. In Villnöß warten 55 Bauern seit elf Jahren auf eine Wasserkonzession für die Bewässerung der Wiesen. Komplex sind auch das neue Gesetz für Raum und Landschaft und der Landschaftsschutz, die für einige Kritik sorgten. Mehr denn je brauche es Respekt vor bäuerlichem Eigentum. Kritik gab es an den Plänen für den Ausbau der Bahnstrecke Bozen–Meran. „Wir sind für einen Ausbau, allerdings auf der Bestandsstrecke. Eine neue Strecke würde viel wertvollen Kulturgrund brauchen, was nicht mehr zeitgemäß ist“, meinte Burger. Zur Sprache kam auch das Standseilbahnprojekt Meran–Schenna. „Wir können damit nicht einverstanden sein. Wir fordern, dass die Notwendigkeit genau geprüft wird. Weiters soll die Fertigstellung des Küchelbergtunnels abgewartet werden, um zu sehen, wie sich die Verkehrsflüsse dadurch verändern. Dann kann man weitersehen“, sagte der Bezirksobmann. Angesprochen wurde auch die Sanität und die Gefahr einer 2-Klassen-Medizin, was unbedingt verhindert werden müsse.
Sorgen bereiten den Bäuerinnen und Bauern derzeit die Preise für Lebensmittel. „Zwar ist der Milchpreis gestiegen. Die Erhöhung kann die stark gestiegenen Erzeugerpreise aber nicht ausgleichen. Nicht zufriedenstellend ist die Situation auch im Obstbau“, fasste Burger zusammen. Damit Bäuerinnen und Bauern auch weiterhin motiviert sind und junge Menschen in die Landwirtschaft einsteigen, brauche es höhere Preise und gute Rahmenbedingungen, so der Tenor. Hilfreich könnte der sogenannte „Grüne Euro“ sein. Damit ist ein gewisser Betrag pro touristischer Übernachtung gemeint, der in die Berglandwirtschaft fließen soll. Zudem müssten verstärkt Vollerwerbsbetriebe unterstützt werden. Weitere Themen bei den Treffen in Meran und Brixen waren das Ehrenamt, das gestärkt werden muss, und das ländliche Wegenetz. Dafür brauche es mehr Geldmittel.

Raumordnung und Bürokratie
In Neumarkt und Burgeis haben die bäuerlichen Landtagskandidaten die Aussprachen mit den erweiterten Bezirksbauernräten abgeschlossen. Ziel war es auch hier, dringende Anliegen mitzunehmen und in das Arbeitsprogramm für die nächsten fünf Jahre zu schreiben. Ein in beiden Bezirken stark gefühltes Thema ist die Raumordnung. „Das neue Landesgesetz für Raum und Landschaft sollte besser verständlich und leichter umsetzbar sein. Leider sind Regeln unklar oder sie werden unterschiedlich ausgelegt. Zudem sind Sachbereiche noch immer nicht gut geregelt“, fasste der Bezirksobmann des Unterlandes, Reinhard Dissertori, die Stimmung bei dem Treffen in Neumarkt zusammen. Auch erschwere das neue Gesetz das Zusammenleben mehrerer Generationen am Hof. Viele Bezirksbauernratsmitglieder wünschten sich darüber hinaus mehr Respekt vor bäuerlichem Eigentum. Kritik gab es auch an der Bürokratie. „Viele Bäuerinnen und Bauern haben das Gefühl, dass Auflagen und bürokratischer Aufwand zu- statt abnehmen.

Verkehr und BBT 
Zur Sprache kam auch die Mobilität. Während der Vinschger Bezirksbauernrat den zunehmenden Verkehr auf der Vinschger Straße kritisierte und Verbesserungen forderte, ging es im Unterland um den Brennerbasistunnel. „Wegen der langen Bauzeit befürchten wir eine starke Zunahme der Belastung für die Bevölkerung. Noch nicht geklärt sind zudem die Materialablagerungen“, sorgte sich Dissertori. Um noch offene Fragen der Bäuerinnen und Bauern zu klären, soll es eine vom Bauernbund-Bezirk Unterland organisierte Informationsveranstaltung geben. Einig waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch, dass die Verkehrsflüsse auf der Brennerautobahn verbessert werden müssen.

Den ganzen Bericht finden Sie ab Freitag in der Ausgabe 12 des „Südtiroler Landwirt“ vom 23.Juni ab Seite 4, online auf „meinSBB“ oder in der „Südtiroler Landwirt“-App.

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