Automatisches Melksystem im Stall
Das automatische Melksystem (AMS) bietet nicht nur flexiblere Arbeitszeiten im Milchviehstall. Was muss aber beachtet werden, bevor man den Stall auf dieses System umstellt? Antworten dazu liefert dieser Beitrag.
Auch in Südtirol entscheiden sich inzwischen viele auch kleinere Betriebe für einen Melkroboter. Die Entscheidung fällt meist aus einem spezifischen Grund: Der Landwirt möchte zeitlich flexibler sein. Zudem sind viele Südtiroler Landwirte „Einzelkämpfer“ am Betrieb oder bewirtschaften ihn im Nebenerwerb, darum ist auch die Arbeitserleichterung ein wesentlicher Punkt. Ist die Entscheidung für ein AMS gefallen, sind vorab einige Punkte zu klären: Neu- oder Umbau? Wie passt das AMS zur Größe meines Betriebes (Auslastung)? Wie hoch sind die Anschaffungs- und Folgekosten (für Reparaturen, Wartung usw.)? Auch betriebliche Faktoren spielen eine Rolle: Gehen die Kühe auf die Weide? Passen meine Kühe zum System? Wie sieht es mit der Eutergesundheit aus?
Welche Fragen im Vorfeld zu klären sind
Zuallererst wird man sich Gedanken über die Platzierung des automatischen Melksystems im Stall und die damit verbundenen Neu- oder Umbaumaßnahmen machen. Ist es ein Neubau, muss der Quergang ab dem Melkplatz mindestens fünf Meter breit sein. Bei einem Umbau ist ein Abstand von vier Metern ausreichend. Für einen reibungslosen Durchlauf ist es empfehlenswert, einen Nachtreibebereich einzuplanen. Die Ein- und Austriebslängen sollten mindestens eine Kuhlänge betragen. Ist das nicht der Fall, kann der Zugang beispielsweise auch über einen Laufhof erfolgen, sofern einer vorhanden ist. Ist beim Verlassen des AMS ein zusätzliches Texas-Tor geplant, sollte es so eingerichtet sein, dass zwischen AMS und Texas-Tor eine Kuh darin Platz hat. So kann in der Zwischenzeit eine zu melkende Kuh den Melkplatz betreten und der Melkvorgang wird nicht gestört. Der Ausgang sollte zudem nicht an einer Ecke liegen, da dort ranghöhere Tiere den Weg blockieren könnten.
Für eine große Arbeitserleichterung sorgt auch ein Separationsbereich für zu behandelnde, brünstige oder kranke Kühe. Die Fläche muss der Herdengröße angepasst werden. Auch von unterwegs können die Tiere dann über das AMS von der Herde getrennt werden, wann immer es nötig ist. Eine zusätzliches Kamerasystem kann dabei hilfreich sein.
Je nach Hersteller ist es zudem nötig, einen Technikraum einzuplanen. Auch muss die Entfernung zur Milchkammer bei der Positionierung des AMS berücksichtigt werden. Ist alles geplant und genehmigt, muss über die Zeit des Um- und Einbaus nachgedacht werden. Kann in dieser Zeit weiter im alten Melkstand gemolken werden oder muss ich mich um ein provisorisches Melksystem kümmern? Bleiben die Tiere während der Baumaßnahmen im Stall oder muss ich sie auslagern? Wie gestalte ich die Eingewöhnung? Diese Fragen sind betriebsindividuell zu klären, ein anderer Punkt hingegen sollte in jedem Betrieb Beachtung finden: So muss mindestens sechs Monate vor Inbetriebnahme eine Erhebung des Eutergesundheitsstatus der Herde durchgeführt und im Fall eine Bestandssanierung ins Auge gefasst werden. Durch eine bakteriologische Untersuchung von Milchproben jedes Tieres (inkl. Antibiogramm) kann die Erregersituation und Resistenzlage des Betriebes bestimmt werden. Über ein angepasstes Behandlungs- und Trockenstellmanagement kann bei betroffenen Tieren ein Heilungsversuch gestartet werden. Chronisch kranke Tiere sollten – wenn möglich – den Stall verlassen. Wer also mit einer zumindest weitgehend gesunden Herde und der richtigen Anzahl zu melkender Tiere in das Melken mit dem AMS startet, hat bereits viel richtig gemacht.
Was sich im Stall verändert
Den ganzen Bericht finden Sie ab Freitag in der Ausgabe 23 des „Südtiroler Landwirt“ vom 22. Dezember ab Seite 45, online auf „meinSBB“ oder in der „Südtiroler Landwirt“-App.