Bauern gegen Billigimporte
Das geplante Mercosur-Abkommen stößt bei Landwirtschaftsverbänden auf Widerstand. Österreichischer Bauernbund, Tiroler Bauernbund und Confagricoltura warnen vor Billigimporten, unfairen Wettbewerbsbedingungen und Risiken für Qualität, Nachhaltigkeit und bäuerliche Existenzen.
Die Europäische Kommission hat in Brüssel den Text des Handelsabkommens mit den Mercosur-Staaten vorgelegt. Zu diesen Staaten gehören im Wesentlichen die Staaten Südamerikas. Kaum präsentiert, löst das Abkommen heftige Reaktionen bei landwirtschaftlichen Interessensvertretern aus. Der Österreichische Bauernbund, der Tiroler Bauernbund und der italienische Bauernverband Confagricoltura sehen darin eine massive Bedrohung für die europäische Landwirtschaft und fordern entschiedenes Gegensteuern.
Österreich bleibt bei klarer Absage
Der Österreichische Bauernbund bleibt bei seiner Linie: ein klares Nein zum Mercosur-Abkommen. Präsident Georg Strasser betont, dass Österreichs Parlament einen bindenden Beschluss gegen die Vereinbarung gefasst habe. „Das Abkommen ist im Bereich der Landwirtschaft unfair und unausgewogen“, erklärt Strasser. Er warnt vor Importen von Billigfleisch, Zucker und Honig, die bäuerliche Existenzen massiv bedrohten. Strasser verweist auf die hohen Produktionskosten und strengen Standards, denen heimische Betriebe unterliegen. Billigimporte aus Übersee würden diese Rahmenbedingungen unterlaufen. „Unsere Lebensmittelproduktion steht für Qualität, Umwelt- und Tierschutz sowie Versorgungssicherheit. Wer jetzt Tür und Tor für Billigimporte öffnet, gefährdet all das“, warnt Strasser. Kosmetische Ergänzungen bei Schutzklauseln seien nicht ausreichend – gebraucht werde ein klares Bekenntnis zur heimischen Landwirtschaft und ein Stopp schlecht verhandelter Freihandelsabkommen.
Tiroler Bauernbund: Schutz der Familienbetriebe
Auch der Tiroler Bauernbund lehnt das Abkommen strikt ab. Obmann Josef Geisler warnt vor massiven Folgen für bäuerliche Familienbetriebe. Besonders in Tirol, mit seinen kleinen Strukturen und schwierigen Produktionsbedingungen, könne man nicht gegen Billigware aus Südamerika bestehen, die unter deutlich niedrigeren Standards produziert werde. Geisler fordert von der Bundesregierung, an der Parlamentslinie festzuhalten. Sollte die EU das Abkommen dennoch umsetzen, müsse Wien umfassende Ausgleichsmaßnahmen einfordern – von verpflichtender Herkunftskennzeichnung bis hin zu zusätzlichen Mitteln für Versorgungssicherheit. „Unsere Bauern können nicht die Leidtragenden einer verfehlten Handelspolitik in Brüssel sein“, betont Geisler. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Transparenz für Konsumentinnen und Konsumenten. Nur mit einer lückenlosen Herkunftskennzeichnung könnten diese bewusst heimische Qualität wählen. „Die Menschen wollen klare Herkunft und höchste Standards – keine anonyme Massenware“, erklärt Geisler.
Confagricoltura: Prinzip der Gegenseitigkeit
In Italien äußert auch der Bauernverband Confagricoltura scharfe Kritik. Präsident Massimiliano Giansanti bezeichnet das Abkommen als Risiko für zentrale Bereiche der europäischen Landwirtschaft – besonders Rindfleisch, Geflügel, Reis, Mais und Zucker. Zwar gebe es Chancen, die Nachteile überwögen aber deutlich. Die von der EU-Kommission angekündigten Kontrollen in den Partnerländern reichten aus Sicht der italienischen Landwirte nicht. „Das Prinzip der Gegenseitigkeit ist unverzichtbar. Mercosur-Produzenten müssen denselben Umwelt-, Gesundheits- und Sozialstandards entsprechen wie europäische Landwirte. Andernfalls ist fairer Wettbewerb nicht möglich“, fordert Giansanti.
Er erinnert daran, dass die Nachhaltigkeit des europäischen Agrarsektors auf jahrelangen Investitionen beruhe. Dieses Fundament dürfe nicht durch Abkommen gefährdet werden, die Handelspartnern geringere Anforderungen zugestehen. Confagricoltura kündigt an, gemeinsam mit europäischen Dachverbänden Druck in Brüssel zu machen, damit die Landwirtschaft nicht den Preis für das Abkommen zahlt.