Bewässerung langfristig planen

Südtirol verfügt zwar über eine insgesamt stark positive Wasserbilanz, diverse Gebiete müssen aber bereits heute künstlich bewässert werden. Für die Zukunft braucht es eine vorausschauende und fundierte Strategie.

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Produktion

Durch den fortschreitenden Klimawandel verringern sich die Schnee- und Eisreservoirs in den Höhenlagen, die Verdunstung steigt und es wird häufiger zu längeren und intensiveren Trockenperioden kommen. Die Wasserverfügbarkeit ist essenziell für die landwirtschaftliche Produktion – ob im Grünland, Acker-, Gemüse-, Obst- oder Weinbau. Menge und Qualität der Ernten können durch Wassermangel bedroht sein. 

Digitale Grundlagen schaffen
Um für die Zukunft gewappnet zu sein, braucht es eine gute, digitale und georeferenzierte Übersicht über die derzeitige Verfügbarkeit und Nutzung des Wassers. Diese Datenbasis kann dann die Grundlage für Entscheidungen und Optimierungen bilden, um die Landwirtschaft an den Klimawandel und die sich ändernden Niederschlagsmuster anzupassen. Jetzt startet ein Projekt zur Erstellung eines landesweiten Bewässerungsplans, der eine umfängliche Übersicht über den Status Quo der Bewässerung gewährleisten soll, die derzeit noch nicht gegeben ist. Der landesweite Bewässerungsplan soll nicht nur eine einfache Datenbank sein, sondern basierend auf der Analyse der Bestandssituation auch Zukunftsszenarien enthalten: Wie handeln wir unter bestimmten hydrologischen Bedingungen? Was ist in Vorbereitung auf Trockenphasen in welchem Gebiet notwendig und möglich? Welche Maßnahmen müssen wir ergreifen? Und wie können wir sie technisch umsetzen? Im Projekt entstehen Maßnahmenkataloge, die unter anderem Folgendes beinhalten: Darstellung des Innovationspotenzials bei der Bewässerungstechnik durch Digitalisierung, Sensorik oder KI, Ermittlung notwendiger Korrekturen bei den Fachplänen wie Wassernutzungs-, Gewässerschutzplan, mögliche Synergien mit anderen Akteuren, gebietsspezifische Maßnahmen wie Aufzeigen der Notwendigkeit, Möglichkeit der Errichtung von Speicherbecken, Optimierung bestehender Bewässerungssysteme.

Von der Theorie in die Praxis
Der landesweite Bewässerungsplan ergänzt laufende Initiativen der Südtiroler Landwirtschaft in Bezug auf nachhaltige Wassernutzung. Die Obst- und Weinwirtschaft beschäftigt sich seit Jahren mit der bedarfsorientierten Bewässerung und nutzt Bodenfeuchtemessungen als Entscheidungsgrundlage. Seit 2023 fördert zudem das Leuchtturm-Projekt „Wasser-Pilot“ der Bauernbund-Stabsstelle für Nachhaltigkeit die Entwicklung sensorgestützter Bewässerungssysteme – auch für das Grünland sowie den Acker- und Gemüsebau. Diese Beispiele zeigen: Die Südtiroler Landwirtschaft hat höchstes Interesse an nachhaltiger Ressourcennutzung, dazu werden Datengrundlagen geschaffen und technische Innovationen vorangetrieben.  

Landesweiter ­Bewässerungsplan

Ein effizienterer Umgang mit den Wasserressourcen und eine optimierte Bewässerung sind unerlässlich. Daher hat die Landesregierung im Programm der laufenden Amtsperiode die „Umsetzung eines Landesplans für ein strategisches Wassermanagement“ festgeschrieben. Dieser Plan soll die Grundlage für eine optimale Bewässerung in der Landwirtschaft und eine effizientere Verwaltung der Südtiroler Wasserressourcen darstellen. 
Der „Landesweite Bewässerungsplan“ wird im Rahmen eines gleichnamigen EIP-Projekts ausgearbeitet. Die Projektgruppe unter Leitung des Bauernbundes besteht aus dem Landesverband für Bonifizierungs-, Bewässerungs- und Bodenverbesserungskonsortien, dem Versuchszentrum Laimburg, dem Ingenieurbüro Patscheider und Partner, der Bauernbund-Weiterbildung sowie Beratern und einem landwirtschaftlichen Betrieb. Die Laufzeit des Projekts beträgt zweieinhalb Jahre, sodass der Bewässerungsplan spätestens mit Ende 2027 zur Verfügung stehen wird. 

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