Die vier bäuerlichen Landtagskandidaten: (v. l.) Franz Locher, Maria Hochgruber Kuenzer, Sepp Noggler und Luis Walcher

„Brauchen Kopf, Herz und Begeisterung“

Wenn es ums Thema Landtagswahlen geht, gibt es wohl keinen in Südtirol, der mehr Erfahrung hat als er. Der „Südtiroler Landwirt“ hat sich mit Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder über die Anforderungen an einen bäuerlichen Vertreter im Landtag unterhalten.

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Über mehrere Jahrzehnte hat Luis Durnwalder – nach seiner Zeit als Bauernbund-Direktor – die Geschicke Südtirols mitbestimmt. Zuerst als Landesrat für Landwirtschaft, dann als Landeshauptmann. Für den Südtiroler Bauernbund war er stets ein verlässlicher Ansprechpartner. Für den „Südtiroler Landwirt“-Podcast „Zuaglost“ hat sich Durnwalder die Zeit genommen, über den Wert bäuerlicher Vertretung, die Erwartungen an die Politik und die vier Kandidaten der bäuerlichen Organisationen für die Wahlen am 22. Oktober zu sprechen. Die komplette Podcast-Folge geht am kommenden Donnerstag, dem 19. Oktober, online. Das folgende Interview ist eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Inhalte daraus.

Südtiroler Landwirt: Herr Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder, als ehemaliger Bauernbund-Direktor wissen Sie, wie der Bauernbund früher versucht hat, die bäuerliche Vertretung in den verschiedenen Gremien zu sichern. Wie war das früher?
Luis Durnwalder:
Der Südtiroler Bauernbund war sich immer bewusst, dass die Landwirtschaft innerhalb der bestehenden Parteien eigene Vertreter in den politischen Gremien braucht. Er hat sich immer bemüht, Kandidaten zu finden, die eng mit der landwirtschaftlichen Tätigkeit verwurzelt sind, denen man abnimmt, dass sie etwas von Landwirtschaft verstehen. Wer im Landtag sitzt, muss natürlich das ganze Land und die Zusammenhänge darüber hinaus sehen. Er muss aber auch mithelfen, die tagtäglichen Probleme der Menschen im Land zu erkennen, zu verstehen und umsetzbare Lösungen anzubieten. Das gilt umso mehr für die bäuerlichen Vertreter, denn sie müssen auch nach den Wahlen den Leuten zeigen, dass sie ihre Anliegen ernst nehmen und daran arbeiten. Wir brauchen glaubhafte, authentische Persönlichkeiten im Landtag, die die Anliegen der bäuerlichen Bevölkerung in die Entscheidungsgremien bringen und versuchen, sie in ihrem Sinne zu lösen. Das hat der Bauernbund immer verstanden – und er tut das auch heute noch.

Anders als zu Ihrer Zeit war im Vorfeld dieser – und auch bereits der vergangenen – Landtagswahlen der Weg, wie diese Kandidaten ermittelt wurden: Früher traf diese Entscheidung schlussendlich der Landesbauernrat, jetzt waren es zum zweiten Mal die Mitglieder der bäuerlichen Organisationen in einer Basiswahl. Ist der neue Weg der richtige?
Zunächst einmal ist es wichtig, dass die Kandidaten aufgrund ihrer bisherigen Arbeit und Leistungen ausgewählt werden. Der Bauernbund und auch die übrigen bäuerlichen Organisationen sind – früher wie heute – gut aufgestellt und informiert, wer sich für die bäuerlichen Belange einsetzt – und zwar nicht nur zwei Wochen vor den Wahlen, sondern auch in den fünf Jahren zwischen den Wahlen. Es braucht Leute, von denen man weiß, dass sie die Anliegen der bäuerlichen Welt und des ländlichen Raumes kennen und sich für deren Lösung mit Überzeugung und Vernunft einsetzen. Wie man diese Leute auswählt, darüber kann man reden. Früher haben das die entsprechenden bäuerlichen Gremien gemacht, welche die bäuerlichen Vertreter ja bestens einschätzen konnten. Nun haben das die Mitglieder über eine Basiswahl gemacht. Die Mitglieder haben gesagt: Von diesen Kandidaten fühlen wir uns am besten vertreten, ihnen trauen wir zu, dass sie sich erfolgreich für unsere Anliegen einsetzen. Demokratischer als über die Basis geht es nicht.

Viele Jahre lang galt die Unterstützung der bäuerlichen Organisationen als Garant dafür, dass die betreffenden Kandidaten mit großer Wahrscheinlichkeit auch den Sprung in den Landtag schaffen, weil sie die bäuerlichen Familien geschlossen hinter sich wussten. Gibt es diese Geschlossenheit auch heute noch?
Früher gab es natürlich weniger Informationskanäle. Wenn der Vertreter des Bauernbundes auf Ortsebene „Das sind unsere Kandidaten!“ gesagt hat, dann hat man ihm geglaubt. Und es gab auch nicht im Halbstundentakt über verschiedene Kanäle Informationen und Aussagen von allen möglichen anderen Personen und Gremien, die ihren Standpunkt kundgetan haben. Es ist für die bäuerliche Familie immer schwieriger zu erkennen, wer sie wirklich gut vertritt und ihr Vertrauen verdient. Ich kann nur sagen: Alle aus der bäuerlichen Welt tun gut daran, wenn sie auch weiterhin den bäuerlichen Funktionären auf Orts-, Bezirks- und Landesebene Glauben schenken und ihrem Urteil vertrauen. Denn wir müssen auch in den kommenden Jahren wieder eine Menge Probleme lösen, und dafür brauchen wir die richtigen Leute. Und das sind diejenigen, die sich für den Erhalt der Landwirtschaft und des ländlichen Raumes einsetzen und starkmachen.

Welche Eigenschaften machen aus Ihrer Sicht einen guten bäuerlichen Vertreter im Landtag aus? Entscheidungsfreudigkeit, Hartnäckigkeit, Fachwissen …?
Er muss in erster Linie einmal fleißig sein. Er muss den Menschen die Sicherheit vermitteln, dass er ihre Anliegen ernst nimmt, dass er ihnen zuhört und dass er sich Zeit für sie nimmt – und zwar auch nach den Wahlen! Er muss die Probleme der Menschen kennen, verstehen und gemeinsam mit ihnen nach einer brauchbaren Lösung suchen. Er muss die Sprache der Menschen sprechen und nicht mit Floskeln um sich werfen, deren Sinn er oft selbst nicht versteht. Zweitens braucht ein guter bäuerlicher Vertreter das Herz und die Begeisterung, für die bäuerliche Welt einzustehen und für sie zu arbeiten. Man kann nicht immer nur mit Statistiken und mit dem Bleistift arbeiten, denn wenn alle so arbeiten würden, dann hätten wir keine Bauern mehr. Drittens braucht ein bäuerlicher Landtagsabgeordneter auch Hände – er darf nicht nur sagen, was alles getan werden müsste und sollte, sondern er muss es auch tun. Nur wenn Verstand, Herz und Begeisterung zusammenspielen, dann kommt ein gutes Ergebnis heraus – und das gilt auch für einen Vertreter im Landtag!

Das gesamte Interview finden Sie ab Freitag in der Ausgabe 18 des „Südtiroler Landwirt“ vom 13. Oktober ab Seite 4, online auf „meinSBB“ oder in der „Südtiroler Landwirt“-App. Hier finden Sie das Wahlprogramm.

Bernhard Christanell

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