Ein Label für die Nachhaltigkeit

Südtirols Destinationen und Betriebe werden nun nach einem international anerkannten Standard für ihre Nachhaltigkeitsbemühungen zertifiziert. Das Nachhaltigkeitslabel wurde kürzlich vorgestellt.

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Innovationen Produktion

Engagement für nachhaltige Entwicklung soll in Südtirol ab sofort durch ein Zertifikat Sichtbarkeit bekommen. Das „Nachhaltigkeitslabel Südtirol“ wird an Destinationen und Unterkunftsbetriebe verliehen. Grundlage für die Zertifizierung ist ein umfassendes Nachhaltigkeitsprogramm für den Tourismus, das IDM Südtirol im Auftrag des Landes Südtirol gemeinsam mit den Interessenvertretenden und Fachleuten erarbeitet hat.
Gerade der Tourismus sei – betonte Landesrat Arnold Schuler bei der Vorstellung – einer der Sektoren, wo es noch viel Potenzial für eine nachhaltige Entwicklung gebe, die nun angegangen und systematisch gesteuert werden müsse. „Das Nachhaltigkeitsprogramm gibt klare Ziele vor, in welchen Handlungsfeldern der Tourismus strategisch weiterentwickelt werden muss. Die Synergien zwischen Tourismus und Landwirtschaft sind dabei eine zentrale Säule zur Förderung der lokalen Kreislaufwirtschaft“, sagte Schuler.

Grundlage ist internationaler Standard
Der eigens erarbeitete Nachhaltigkeitsstandard für Südtirol baut auf den Kriterien des „Global Sustainable Tourism Council“ (GSTC) auf, einer internationalen Organisation, die weltweit einen der zuverlässigsten zertifizierbaren und somit glaubwürdigsten Standards für nachhaltigen Tourismus und nachhaltiges Reisen definiert hat.
Die GSTC-Kriterien, mit denen der Nachhaltigkeitsprozess gemessen wird, wurden genau durchleuchtet und an die Südtiroler Gegebenheiten angepasst. Erfüllt man alle vorgeschriebenen Kriterien, werden diese Bemühungen mit dem neuen „Nachhaltigkeitslabel Südtirol“ ausgezeichnet, das von IDM verwaltet und verliehen wird. Der Prozess, der bis zur Zertifizierung durchlaufen werden muss, ist umfangreich und erfordert ein mehrjähriges Engagement. Um den Kandidaten die Möglichkeit zu geben, ihre Anstrengungen schrittweise sichtbar zu machen, erfolgt die Zertifizierung über drei Stufen. Dafür wurden für jede Etappe die notwendigen Muss-Kriterien definiert. So können sich die Destinationen stufenweise an die höchste Zertifizierungsstufe, die auch international anerkannt ist, annähern. Die Entwicklung Richtung nachhaltige Entwicklung wird in einem regelmäßig wiederkehrenden Audit durch eine unabhängige externe Organisation geprüft. Der Prozess, der für die Zertifizierung zu durchlaufen ist, ist bei Destinationen und Unterkunftsbetrieben ähnlich. Bei den Destinationen werden vier große Bereiche genau betrachtet: nachhaltiges Management, sozioökonomische, kulturelle und ökologische Nachhaltigkeit.
Das 3-Stufen-Modell gilt auch für die Unterkunftsbetriebe, die Träger des „Nachhaltigkeitslabels Südtirol“ werden wollen. Speziell für die Betriebe wurden neun Handlungsfelder definiert, die auf deren Gegebenheiten zugeschnitten sind und auch ihre wirtschaftlichen Bedürfnisse berücksichtigen.

Verwendung lokaler Produkte vorgeschrieben
Unter anderem ist in den Kriterien festgeschrieben, dass sich die Betriebe – wo immer möglich – mit lokalen Produkten versorgen und dadurch lokale Wirtschaftskreisläufe und Gemeinschaften fördern müssen. „Der Wareneinkauf erfolgt effizient, ökologisch, möglichst schadstofffrei und bevorzugt vor allem Produkte und Lieferantinnen und Lieferanten mit einem Öko-Zertifikat“, heißt es in den Vorgaben für nachhaltige Unterkünfte. Für diese vorgeschriebene Verwendung lokaler Produkte hatte sich bei der Ausarbeitung der Kriterien vor allem der Südtiroler Bauernbund eingesetzt.

Auf allen drei Ebenen ist die Verfügbarkeit von mehreren Südtiroler Produktgruppen in den Betrieben verpflichtend. Für Frischmilch, Butter und Joghurt gilt jeweils, dass diese zu 100 Prozent in Südtirol produziert sowie Eigenmarken der Südtiroler Milchhöfe bzw. von Südtiroler Direktvermarktern sein müssen. Äpfel müssen zu 100 Prozent in Südtirol geerntet worden sein, Apfelsaft muss zu 100 Prozent als Apfeldirektsaft in Südtirol hergestellt worden sein und von Äpfeln stammen, die in Südtirol sonnenreif geerntet wurden. Für den Wein gilt, dass Südtirol in der ausgewiesenen Weinkarte die zahlenmäßig am stärksten vertretene Region sein muss, hier ist die Zahl der Etiketten ausschlaggebend.
Das „Nachhaltigkeitslabel Südtirol“ steht in Kürze auch Betrieben zur Verfügung, die Urlaub auf dem Bauernhof betreiben und Privatzimmer vermieten, sowie Campingplatzbetreibern.Ein entsprechender Kriterienkatalog wird gerade ausgearbeitet. In einem nächsten Schritt soll das Label auch auf andere Sektoren ausgeweitet werden, wie Handel, Handwerk und Industrie.

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