„Ein Umdenken ist erforderlich“

Der derzeit festgelegte Wassernotstand in Südtirol hat auch für die Landwirtschaft maßgebliche Folgen. Landwirtschafts-Landesrat Arnold Schuler spricht von einem erforderlichen Paradigmenwechsel für die künftige Absicherung der Wasserverfügbarkeit.

SBB Wirtschaft

Der steigende Wasserverbrauch, die verpflichtenden Restwassermengen, die Auflagen des Wassernutzungsplans sowie die Gewissheit des Klimawandels und die zunehmenden Trockenperioden erfordern neue Maßnahmen der Wasserbewirtschaftung. „Die gesamte Bevölkerung muss sich verstärkt für den Gewässerschutz einsetzen, um die Folgen des Klimawandels abzufedern“, betont Landesrat Arnold Schuler, der der Überzeugung ist, dass ein Umdenken erforderlich ist. 

Gesunder Boden und sauberes Wasser Grundvoraussetzungen

Wie bereits im Strategiepapier für die Südtiroler Landwirtschaft „LandWIRtschaft 2030“ beschrieben, sind ein gesunder Boden und sauberes Wasser Grundpfeiler der landwirtschaftlichen Tätigkeit. „Die Ressource Wasser hat die Entwicklung der Landwirtschaft maßgeblich geprägt und wird mitentscheidend sein, wie sich der Sektor weiterentwickeln wird“, erklärt Schuler. 

Es sei in Vergangenheit wertvolle Arbeit in Bezug auf die Entwässerung geleistet worden. „Die Regulierung der Etsch und die später folgende Entsumpfung der Talböden war das wirtschaftlich nachhaltigste Projekt der Geschichte Südtirols“, erinnert Arnold Schuler. 

Denn dadurch konnten nicht nur die Siedlungsflächen entstehen, sondern auch hochproduktive Agrarflächen. „Die Bonifizierungskonsortien leisten dazu bis heute einen wichtigen Beitrag, indem sie sich um die Betreuung der Bonifizierungsbauten und die Pflege der Abzugsgräben kümmern“, weiß der Landesrat. 

Fast 300 Konsortien für die Bewässerung zuständig

Das Land Südtirol habe dafür im vergangenen Jahr 258.600 Euro an Beiträgen ausgezahlt. „Die derzeitige Organisation ist aber nicht mehr zeitgemäß. Wir haben heute noch 288 Bodenverbesserungskonsortien und vier Bonifizierungskonsortien, über die die Bewässerungen der Agrarflächen organisiert werden“, berichtet der Landesrat. 

Diese Form der Verwaltung müsse sich für die Umsetzung von großen Vorhaben zur Absicherung der Wasserverfügbarkeit jedoch ändern. „Die entstandenen landwirtschaftlichen Nutzflächen in unserem Land erfordern heutzutage nämlich eine regelmäßige Bewässerung, und zwar nicht nur das Grünland, sondern vor allem auch die Sonderkulturen“, unterstreicht Schuler. Bewässerungssysteme, die zunächst aufwändig über Waale, verbunden mit enormen Wasserverlusten, organisiert waren, würden nun vermehrt von modernen, nachhaltigen Mechanismen abgelöst. 

Vinschgau ist Vorbild in Sachen Zusammenarbeit

„Es ist deshalb notwendig, dass die Bodenverbesserungskonsortien sich zusammenschließen, um große, zukunftsweisende Projekte mit den entsprechenden Ressourcen angehen zu können“, ist Agrarlandesrat Schuler überzeugt. 

Als positives Beispiel nennt der Landesrat das Bonifizierungskonsortium Vinschgau. Durch den Zusammenschluss ist es gelungen, für rund 5500 Mitglieder und rund 8000 Hektar Mitgliedsfläche (insgesamt beregnete Fläche) Projekte auszuarbeiten und umzusetzen, die der neuesten Technik entsprechen und zukunftssicher sind. Auch konnte sich dieses Bodenverbesserungskonsortium beträchtliche Geldmittel über nationale Fonds sichern. Erfreulich ist deshalb, dass man auch im Gemeindegebiet von Eppan und Kaltern dabei ist, sich zusammenzuschließen, um gemeinsam an Großprojekten zu arbeiten. 

„Es wurden in den letzten Jahren zur Verfügung stehende Geldmittel aus Rom nicht beansprucht, weil zu wenige konkrete und baureife Projekte ausgearbeitet wurden. Auch der Fonds, der für die Wassergebühren geschaffen wurde und über den nun auch Bewässerungsprojekte finanziert werden könnten, wird zu wenig ausgeschöpft“, bedauert Schuler. Das Land stelle für Beiträge der Bewässerung der Landwirtschaft im Jahr 2022 dafür über 700.000 Euro zur Verfügung.

„Wenn wir für unsere Landwirtschaft über die nächsten Jahrzehnte die Wasserversorgung garantieren wollen, ist es notwendig, einen Paradigmenwechsel vorzunehmen und in anderen Größenordnungen zu denken“, sagt Landesrat Arnold Schuler in der Überzeugung, dass es nun eine noch stärkere gemeinsame Anstrengung sowie die Bereitschaft braucht, sich neu zu organisieren.  pn

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