FSME: Tragisch, weil vermeidbar
Ein Biss, und schon ist es passiert: Mit den wärmeren Temperaturen steigt auch wieder die Aktivität von Zecken. Und damit das Risiko, durch diese Tierchen mit einer gefährlichen Krankheit infiziert zu werden. Hannes Tischler, Arzt in der Neurologie in Meran, klärt auf.
Vor allem die von Bakterien hervorgerufene Borreliose und die durch Viren verursachte Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) sind Krankheiten, die durch Zecken übertragen werden können. Der Arzt Hannes Tischler warnt davor, diese Krankheiten auf die leichte Schulter zu nehmen. Denn der Neurologe vom Krankenhaus in Meran weiß aus Erfahrung, dass die schweren Verläufe zwar selten sind, aber jeder einzelne Fall tragisch ist, ja sogar tödlich enden kann. Im Interview mit dem „Südtiroler Landwirt“ erklärt er aber auch, wie man sich schützen kann: Gegen FSME hilft am besten die Impfung.
Südtiroler Landwirt: Herr Tischler, Sie sind Arzt in der Neurologie im Krankenhaus in Meran. Wie oft gibt es bei Ihnen Fälle von FSME bzw. Borreliose?
Hannes Tischler: Es sind zum Glück nur einzelne Fälle, die einen schweren Verlauf haben. Das, was wir im Krankenhaus sehen, ist also nur die Spitze des Eisberges. Die meisten Infektionsfälle sind nämlich asymptomatisch und heilen von alleine aus.
Wir hatten im letzten Jahr drei schwere Fälle von FSME, die Gefahr einer Infektion steigt aber. Denn es gibt mittlerweile in ganz Südtirol FSME-infizierte Zecken. Und auch wenn viele Fälle leicht verlaufen, ist das Risiko da. Jeder einzelne Fall ist tragisch.
Wie erkennt man eine FSME?
Bei der Frühsommer-Meningoenzephalitis ist ein zweigipfliger Verlauf typisch: Betroffene bekommen zunächst Fieber und sind grippig, erst zu einem späteren Zeitpunkt treten Kopfschmerzen auf. Werden diese (leichten) Symptome nicht in Zusammenhang mit einem Zeckenbiss gebracht, scheinen sie natürlich auch nicht als Infektionsfälle auf.
Bei schweren Verläufen aber kommen neurologische Ausfälle dazu, also Lähmungen, die zum Tod führen können, wenn die Entzündung nicht behandelt wird.
Wie schützt man sich vor FSME?
Gegen FSME gibt es eine Impfung. Die muss zwar immer wieder aufgefrischt werden, schützt aber vor einem schweren Verlauf. Es handelt sich dabei um einen Totimpfstoff, d. h., wenn auch mal eine Dosis vergessen oder ausgesetzt wird, muss man die Immunisierung nicht wieder von vorne beginnen.
Und wie geht eine Immunisierung vor sich?
Zunächst gibt es zwei Impfungen im Abstand von einem bis drei Monaten, die dritte Dosis nach weiteren sechs bis zwölf Monaten. Anschließend eine nach drei Jahren und schließlich Auffrischungen alle fünf Jahre.
Angeboten wird die Impfung über den Hygienedienst wie alle anderen Impfungen auch. Inzwischen ist sie kostenfrei.
Wie kann man sich dagegen vor Borreliose schützen?
Gegen Borreliose gibt es keinen Schutz in Form einer Impfung. Da kann man sich mit einem Repellent schützen, also einem Mittel, das Zecken abhält oder abstößt. Wie wirksam die sind, kann man aber nicht klar sagen.
Die beste Vorsorge gegen Borreliose ist aber sicher eine eingehende Kontrolle des gesamten Körpers. Falls man eine Zecke entdeckt, muss sie so schnell wie möglich entfernt werden. Denn je länger die Zecke saugt, umso größer ist das Risiko einer Krankheitsübertragung.
Wie entfernt man eine Zecke am besten?
Entweder mit einer Zeckenzange oder durch vorsichtiges Herausziehen, auf keinen Fall mit Gewalt. Sonst wird der Körper abgerissen, und der Kopf der Zecke bohrt sich weiter ein. Mit etwas Gefühl kann das jede/jeder selber machen. Oft sitzen Zecken aber an schwer einzusehenden Stellen, z. B. in der Kniekehle. Deshalb sollte man sich gegenseitig kontrollieren.
Was macht man nach dem Entfernen?
Typisch für Borreliose ist ein roter Kranz um die Einstichstelle, der nach einigen Tagen auftritt und sich kreisförmig ausweitet. Wenn das der Fall ist, muss man auf jeden Fall zum Arzt, z. B. zum Hausarzt, der eine antibiotische Therapie beginnt.
Bei FSME kann man im Nachhinein nicht viel tun. Das Einzige ist eine symptomatische Therapie, die sehr langwierig sein kann. Die Lähmungen sind oft nicht mehr zu beheben. Das sind tragische Fälle. Vor allem, weil sie vermeidbar wären, durch die Impfung!
Das Interview mit einem Betroffenen finden Sie ab Freitag in der Ausgabe 8 des „Südtiroler Landwirt“ vom 29. April ab Seite 21, online auf „meinSBB“ oder in der „Südtiroler Landwirt“-App.