Gefordert, aber nicht überfordert
Klare Entscheidungen und kleine Fluchten brauchen Direktvermarkter in ihrem fordernden Alltag. Alexander Agethle und Erwin Eccli wissen ein Lied davon zu singen. Was der eine schon kann und der andere noch lernen muss: konsequent auch mal Nein zu sagen.
Alexander Agethle ist einer, der sich traut, unkonventionelle Entscheidungen zu treffen. Gemeinsam mit seiner Frau Sonja bewirtschaftet er seinen Hof in Schleis und die dazugehörige Hofkäserei Englhorn.
Die Landwirtschaft hat er 2008 von seinem Vater übernommen, schon ab der Jahrtausendwende aber arbeitete er am Hof mit und entschied bald darauf, die Milch nicht mehr an den Milchhof zu liefern, sondern selbst zu verarbeiten. Gemeinsam mit dem Senn Max Eller fing er an, Rezepturen auszuarbeiten, zunächst für sechs Käsesorten. Übriggeblieben sind davon drei, ein Weich-, ein Schnitt- und ein Hartkäse, aus Rohmilch und gereift. „Wir bieten keine Frischeprodukte an, auch wenn Kundinnen und Kunden oft danach fragen“, erklärt Alexander Agethle. Die sogenannte „Weiße Linie“, also Frischkäse, Joghurt und dergleichen, sei von ihrer Haltbarkeit her viel schwieriger zu handhaben als gereifter Käse. „Auch wenn wir an einem Tag mal nichts verkaufen, schlafe ich trotzdem gut. Morgen geht es wieder besser“, weiß der Bauer, der bereits seit 20 Jahren Direktvermarkter ist.
Nachts ruhig zu schlafen, sich Auszeiten zu nehmen und bewusst abschalten zu können, war für Alexander und Sonja bei all ihren Entscheidungen wichtig. Deshalb haben sie die Käserei gleich in professionelle Hände übergeben, denn die Landwirtschaft, der Verkauf und die Verwaltung machen schon viel Arbeit. „Solange sich physische Arbeit und Verwaltung die Balance halten, bin ich ausgeglichen und zufrieden. Wenn ich nur am Computer beschäftigt wäre oder rein körperlich arbeiten müsste, würde mir das bald keine Freude mehr machen“, sagt der Bauer.
Die Hofkäserei Englhorn verarbeitet neun Monate im Jahr die Milch von insgesamt
16 Kühen, drei davon leben auf einem biologisch bewirtschafteten Nachbarbetrieb. In den drei Sommermonaten steht der Stall leer, die Tiere sind dann auf der Alm. „Der Almauftrieb ist für mich wie Weihnachten“, gibt Alexander Agethle offen zu, denn dann beginnt auch für ihn und seine Familie eine Auszeit. In der es natürlich trotzdem viel zu tun gibt: Das Heu muss eingebracht, der Getreideacker mit alten Sorten gepflegt und geerntet werden, und der Ab-Hof-Verkauf läuft auch weiter. Trotzdem bleibt im Sommer Zeit für die angenehmen Seiten des Lebens, dazu gehören für Alexander seine Schwimmrunde, das Reisen in andere Länder und natürlich der Familienurlaub. Täglich macht er einen kurzen Mittagsschlaf – zehn Minuten reichen schon – und seine Entspannungsübungen frühmorgens gleich nach dem Aufstehen.
Kein Sprint, sondern Langstrecke
Alexanders Eltern und auch die Kinder Raphael (20), Caterina (17) und Ziehsohn Fabian (23) helfen zwar mit, besonders dann, wenn es Arbeitsspitzen zu kappen gilt. Der Betrieb lastet aber vor allem auf Alexanders und Sonjas Schultern. Da gilt es, gut hauszuhalten mit den Kräften. „In der Direktvermarktung ist die Euphorie anfangs immer groß“, weiß Alexander Agethle, dabei werde oft vergessen, dass man keinen Sprint, sondern einen Langstreckenlauf vor sich hat. Deshalb brauche es klare Entscheidungen, um sich nicht zu übernehmen – vom Arbeitspensum her aber auch finanziell.
Die rund 7,5 Tonnen Käse der Hofkäserei Englhorn werden vorwiegend über den eigenen Hofladen und einen Händler verkauft, bald kommt auch noch die Bürgergenossenschaft Vinschgau als Abnehmerin dazu. „Wir sind mit unseren Produkten noch bei drei bis vier Jahrmärkten dabei, ansonsten machen wir aber weder Lieferungen noch Märkte“, erklärt Agethle. Auch Butter und Almkäse, die im Herbst von der Alm kommen, werden auf diese Weise an die Kundschaft gebracht.
Der Hofladen ist montags bis samstags geöffnet, immer vormittags. „Es kommt zwar immer wieder Kundschaft außerhalb der Öffnungszeiten auf den Hof, sich abzugrenzen ist sehr schwer“, sagt Alexander Agethle. Und auch wenn er und seine Familie sich oft schwertun damit, „freundlich, aber konsequent Nein zu sagen und die Leute auf die Geschäftszeiten hinzuweisen, hat das viel Druck genommen.“ So könne man sich am Nachmittag auf Landwirtschaft, Verwaltung und das ganze Drumherum konzentrieren.
Auch das ist für den Bauern Lebensqualität. Und erleichtert es ihm, den Überblick zu bewahren und es einfach mal gut sein zu lassen. Seine Frau hilft ihm dabei. „Ich bin der Kreative, Unstetige, der immer viele Ideen hat und am liebsten alles und gleich umsetzen möchte. Meine Frau bricht diese Auswüchse dann auf die Realität herunter. So wird schnell deutlich, was für uns machbar ist und sinnvoll“, sagt Agethle.
Pardellerhof: noch im Aufbau
Am Pardellerhof in Marling haben sich Erwin Eccli und seine Frau Anita Mitterer eingerichtet. Anita hat den Hof von ihren Eltern übernommen, nachdem der Vater nach kurzer schwerer Krankheit gestorben war. Das war im Jahr 2014, Erwin erinnert sich gut an diese schwere Zeit: „Unsere Kinder Nora und Carl (heute 10 und 9 Jahre) waren damals noch klein, wir wohnten in einer Miniwohnung am Hof, hatten beide unseren Job in abhängiger Arbeit aufgegeben und mussten mit den neuen Umständen erst lernen zurechtzukommen.“ Irgendwie sei alles gegangen, aber es war nicht einfach damals. Für alle nicht.
Erwin Eccli stammt aus Salurn, hat die Oberschule für Landwirtschaft besucht und sich danach zum Önologen ausbilden lassen. Schließlich hat er für das Versuchszentrum Laimburg gearbeitet. Dort hat er auch seine Frau kennengelernt, die dort als Mikrobiologin für ein Projekt gearbeitet hat. Dass sie die Landwirtschaft übernehmen würde, war bald klar, ihre beiden Schwestern sind in anderen Berufen tätig. Für Erwin war das in Ordnung, auch er hatte Lust, den Hof zu bearbeiten.Trotzdem musste er sich das eingerostete Obstbauwissen aus der Schulzeit erst wieder erarbeiten. Sein Schwiegervater half ihm dabei, zu kurz war aber die Übergabezeit.
Zunächst mussten Anitas Schwestern ausbezahlt werden, dann wurde der Hof umorganisiert und teilweise erneuert: Heute gibt es am Pardellerhof vier Ferienwohnungen, die junge Familie lebt in der Betriebswohnung im ersten Stock und die Schwiegermutter im Dachgeschoss. Früher hat der Pardellerhof Trauben und Äpfel an die Genossenschaft geliefert, für Anita und Erwin war aber gleich klar: Den Wein wollten sie künftig selbst einkellern und vermarkten. Dass das nicht einfach werden würde, war klar. Trotzdem gingen sie diesen Weg. „Natürlich gab es viel zu diskutieren“, sagt Erwin Eccli rückblickend, „aber in den grundlegenden Dingen waren Anita und ich uns immer einig. Der Bauer ist überzeugt: „Wir haben gemeinsame Vorstellungen und Ziele, das ist eine gute Basis.“
Heute kümmert sich Anita vorwiegend um die Gäste, die Wohnungen und den Ab-Hof-Verkauf, Erwin um den Weinbau, den Keller und die Vermarktung. Inzwischen läuft beides recht gut, sie sind zufrieden. Den Obstbau haben sie abgegeben. Eine gute Entscheidung, weil nicht alles machbar ist, wie Erwin sagt. Denn nicht nur die Produktion, auch die Verwaltung verschlingt viel Zeit: Egal ob es um das Pflanzenschutz- oder das Weinregister, die Buchungen der Wohnungen oder die Rechnungslegung geht, die Bürokratie macht viel Arbeit“, sagt der Bauer. Trotzdem macht ihm die Direktvermarktung Freude: „Die Genugtuung ist natürlich eine ganz andere, seitdem wir unsere eigenen Weine produzieren und verkaufen“, erklärt Erwin. Und das auch noch mit ruhigem Gewissen. Ihm und Anita ist es wichtig, im Einklang mit der Natur zu wirtschaften: Sie vermeiden synthetische Stoffe im Anbau, egal ob beim Bindematerial oder im Pflanzenschutz, hauchen alten Strukturen neues Leben ein, beziehen die Energie aus Photovoltaik und die Wärme aus einer Stückholzheizung, achten auf regionale Kreisläufe, sogar im Weinverkauf. So ist der Hof für sie stimmig.
Kleine Fluchten mit dem VW-Bus
„Als Direktvermarkter muss man flexibel sein“, sagt Erwin Eccli, der sich manchmal die Zeiten zurückwünscht, in denen er und Anita einfach abtauchen konnten. Und wenn es nur bis zum nächsten Morgen im Büro oder im Labor war. „Wir hatten uns vorgenommen, dass zumindest der Sonntag uns und der Familie gehören muss. Das schaffen wir manchmal, aber nicht immer“, gibt er zu. Zwar gibt es am Pardellerhof nur samstags An- und Abreise, aber für manche wochentags liegen gebliebene Arbeit muss leider oft der Sonntag herhalten. Büroarbeit, eine Lieferung da, die eine oder andere Messe, schließlich müssen die 11.000 Flaschen Produktion ja auch verkauft werden. Trotzdem – oder gerade deshalb – haben sich Anita und Erwin 2018 einen Traum erfüllt und einen VW-Bus geleast, als Familien-, Freizeit- und Lieferwagen. Wenn es Samstagabend und ruhig wird am Pardellerhof, die neuen Gäste ihre Wohnungen bezogen haben und die Wünsche der Kunden erfüllt sind, packt die junge Familie ihre Siebensachen und verschwindet bis Sonntagabend. Das Handy muss zwar mit, „das ist mein Büro“, aber Anita und die Kinder wachen drüber, dass die Bürotür auch mal zugesperrt bleibt.
Interview mit Christine Vigl, Resilienz- und Businesscoach und Trainerin Südtiroler Landwirt: Frau Vigl, Sie sind Resilienz- und Business-Coach- und -Trainerin. Was versteht man konkret unter Resilienz? Mit Resilienz meinen wir die Fähigkeit, mit Herausforderungen, Veränderungen und Krisensituationen erfolgreich umzugehen. Das Wort kommt ursprünglich aus der Physik, genauer aus der Werkstoffkunde und beschreibt die Fähigkeit eines Körpers, nach Druck oder Zug wieder seine ursprüngliche Form anzunehmen. Beim Menschen ist es entsprechend die Fähigkeit, schwierige Situationen nicht zu umgehen, sondern sie zu meistern und an ihnen zu wachsen. Konkret bedeutet das in Drucksituationen, nach Rückschlägen und in Situationen der Ungewissheit zum Beispiel, gelassen zu bleiben und an sich und seine Fähigkeiten zu glauben, optimistisch zu sein und eine Sinnhaftigkeit auch in äußerst schwierigen Situationen zu finden. Praktisch gelingt das oft, indem man seinen Fokus verschiebt und nicht über die Defizite nachdenkt, sondern über die Ressourcen, also das, was möglich ist und von mir genutzt werden kann. Resilienz ist aber nicht nur Stabilität und Widerstandsfähigkeit, also die Fähigkeit, wieder in den „Vor-Krisen-Zustand“ zurückzugelangen. Der andere wichtige Faktor ist die Veränderungsfähigkeit und Lernbereitschaft. Um auf eine Krise oder Herausforderung aktiv zu antworten und sich auf flexible Art weiterzuentwickeln, muss man starke Wurzeln haben. Wir sagen deshalb, dass Resilienz der situative Ausgleich zwischen Flexibilität und Stabilität ist. Kann man Resilienz wirklich trainieren oder ist die Fähigkeit, mit Belastungen umzugehen, nicht doch eher angeboren? Resilienz kann definitiv trainiert werden, aber wir starten auf unterschiedlichen Niveaus. Die Resilienz ist ja keine Fähigkeit, die entweder vorhanden ist oder nicht – die Frage ist eher, wie stark sie ausgeprägt ist und ob das mit den Anforderungen, die unser Leben und Umfeld darstellt, zusammenpasst. Wenn man sich permanent überfordert und ohnmächtig fühlt, ist es wahrscheinlich hilfreich, an der Stärkung der eigenen Resilienz zu arbeiten. Resilienz ist ein Zusammenspiel von verschiedenen Aspekten, derer wir uns bewusst werden müssen und die wir dann beeinflussen können. Damit meine ich zum Beispiel eine klare Sinn- und Werteorientierung, achtsame Selbstführung, eine bewusste Gestaltung der Beziehungen im privaten und beruflichen Kontext und eine konsequente Umsetzung der Vorhaben und Aufgaben in den einzelnen Verantwortungsbereichen. Die HBT-Akademie Deutschland, in deren Trainer*innennetzwerk ich tätig bin, hat einen sehr klaren und praktischen Resilienzparcours entwickelt, mithilfe dessen man in zehn Schritten zur persönlichen Resilienz gelangen kann. Das ist in meiner Erfahrung eine hilfreiche Struktur, die einen in kleinen Schritten immer weiterführt. Es gibt außerdem auch verschiedene wissenschaftlich untersuchte Resilienzfaktoren, die uns sozusagen als Leitplanken dienen und helfen können, uns immer wieder neu auszurichten. Bäuerinnen und Bauern, die in die Direktvermarktung einsteigen, sind großem Druck ausgesetzt: Sie müssen produzieren, verarbeiten, vermarkten und in technischen, rechtlichen und steuerlichen Fragen versiert sein. Was raten Sie Neueinsteigerinnen und -einsteigern? Wenn die Themen und Verantwortungen viele und sehr unterschiedlich sind, ist der erste wichtige Schritt, das anzuerkennen. Es hilft, sich die eigenen Rollen und Verantwortungsbereiche einmal alle zu vergegenwärtigen und schriftlich aufzulisten. Auch die privaten Rollen sollten hier mit aufgenommen werden! Der nächste Schritt besteht darin, sich bewusst zu machen, welche Anforderungen an diese Rollen geknüpft sind, verursacht durch eigene Ansprüche, durch Bedürfnisse von Anderen oder durch gesetzliche oder sonstige Auflagen. Was ist in dieser Rolle besonders wichtig? Worauf kommt es an? Wie sieht eine wirksame Rollenerfüllung aus? Je wirksamer wir die Rollen ausfüllen, umso wohler fühlen wir uns und umso stabiler gestalten sich Beziehungen. Unerfüllte Aufgaben und Erwartungen führen hingegen zu Konflikten und Reibungsverlusten und sind langfristig durch den erfahrenen Frust zermürbend. Angenommen, eine Bäuerin oder ein Bauer fragt Sie um einen Fahrplan, um mit dem eigenen Arbeitspensum und den tagtäglichen Herausforderungen besser umgehen zu können. Können Sie solche Leitplanken vorgeben? Und wenn ja, was? Die Leitplanken ergeben sich genau aus der Überlegung zu der wirksamen Rollenerfüllung. Wenn mir ganz klar ist, welche Rollen und Verantwortungsbereiche wichtig oder sogar notwendig sind und ich auch weiß, wie ich diese wirksam auslebe, kann ich sinnvoll bei den täglichen Aufgaben priorisieren. Bei der Priorisierung muss man außerdem zwischen Wichtigem und Dringendem unterscheiden. Wichtig ist alles, was mich meine Werte leben lässt, mich meinen Zielen näherbringt und meine Rollen wirksam leben lässt. Um das umsetzen zu können, muss ich es ein Stück weit vor dem „Dringenden“ schützen: Damit es nicht ständig von kurzfristigen Anfragen, Emails, Telefonaten überrollt wird, ist ein gewisser Grad an Planung unumgänglich. Denn tatsächlich sind wichtige Dinge selten dringend und dringende Dinge selten wichtig. Wenn wir also unser Zeit- und Energiebudget aufteilen, müssen wir eine gute Balance finden zwischen Planung (die wichtigen Aufgaben) und Zeit für Unvorhergesehenem oder Dringendem. Da die Aufgaben so vielfältig und so viele sind, lohnt es sich auch zu überlegen, welche der Aufgaben unbedingt von mir selbst erledigt werden müssen und welche ich vielleicht delegieren kann, an Mitarbeiter oder an Externe. Die zweite wichtige Stellschraube, um ein hohes Arbeitspensum zu bewältigen, ist eine effiziente Organisation der diversen Aufgaben. Möglicherweise muss ich zu Beginn etwas Zeit und Weiterbildung investieren, um mich gut zu strukturieren und zu organisieren. Dann jedoch hilft eine effiziente Arbeitsorganisation, Zeit zu sparen, die ich wiederum für wichtige Aufgaben verwenden kann. Und das Wichtigste zum Schluss: bei aller Konzentration auf die wichtigen Aufgaben und dem Bemühen einer effizienten Erledigung, spielt die achtsame Gestaltung des Alltages eine große Rolle für die Resilienz. Damit meine ich, nicht nur darauf zu schauen, was und wie effizient ich mein Arbeitspensum erledige, sondern auch in welcher Qualität. Aufgaben achtsam zu erledigen, also nicht möglichst schnell mechanisch abzuarbeiten, sondern die einzelnen Schritte bewusst zu vollziehen, macht einen großen Unterschied für die innere Stabilität und Zufriedenheit. Bäuerinnen und Bauern können durch ihre Arbeit auch viel Befriedigung erfahren, vor allem Direktvermarkterinnen und Direktvermarkter führen dieses Argument oft an. Inwieweit kann dieses Mehr an Zufriedenheit und Bestätigung das Mehr an Belastung aufwiegen? Und vor allem wie lange? Hier schließt sich der Kreis hin zur Ausrichtung auf Sinn und Werte. Was ist mir wichtig? Wozu mache ich das? Schon Nietzsche hat gesagt, wer ein WOZU im Leben kennt, erträgt fast jedes WIE. Was ist es wert, einer Aufgabe treu zu bleiben, trotz Belastung, Frust oder einer schwierigen Situation? Was ist das Bestmögliche für mich und mein Umfeld in dieser konkreten Situation? „Sinn ist das Bestmögliche, das ein Mensch aus einer Situation heraus gestalten kann - für sich selbst und für alle beteiligten Menschen“, so hat Elisabeth Lukas es definiert. Das Wissen, um „das Eine, das nottut und Sinn macht“ macht uns belastbar, frustrationstolerant und resilient. Mir persönlich gefällt in diesem Kontext auch ein Ratschlag, den der Theologe Bernhard von Clairvaux an Papst Eugen III im 12. Jahrhundert geschrieben hat. Dieser war ausgesprochen viel und vielseitig beschäftigt und musste scheinbar auch damals schon an die wichtigen Momente der Regenerierung erinnert werden: „Gönne dich dir selbst. Ich sage nicht, tu das immer, ich sage nicht, tu das oft, aber ich sage, tu das immer wieder einmal: Sei wie für alle anderen auch für dich selbst da, oder jedenfalls sei es nach allen anderen.“ Das war damals ein guter Ratschlag, und ich finde, er ist es auch heute. |