Die Familie Sprenger arbeitet am Hof und engagiert sich auch vielseitig.

Gesichter der Landwirtschaft

Was treibt landwirtschaftliche Funktionärinnen und Funktionäre an? Was macht sie aus? Diesen Fragen geht dieser Beitrag für das Leuchtturm-Projekt LINSA 2.0 auf den Grund: im Gespräch mit der Funktionärsfamilie Sprenger aus Partschins. Eine bäuerliche Familie mit Engagement – im wahrsten Sinne des Wortes.

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SBB Leben

Am 20. Oktober ist Eingabeschluss für die Listen der Bäuerinnen und Bauern, die bei den Bauernbund-Wahlen für die Ortsausschüsse kandidieren. Auf dieser Liste steht auch der Name von Josef Sprenger, Obstbauer aus Partschins. Er ist Ortsobmann, die ganze Familie Sprenger engagiert sich aber in den Gremien des Südtiroler Bauernbundes: Seine Frau Angelika ist seit diesem Jahr Ortsbäuerin, Sohn Daniel ist Orts- und Bezirksobmann der Bauernjugend und Tochter Katrin steht der SBJ-Ortsgruppe als Leiterin vor. Im Gespräch wird nach und nach auch klar, dass alle Familienmitglieder noch andere Ämter innehaben und sich ehrenamtlich in der Dorfgemeinschaft einbringen: bei der Feuerwehr, in der Höfekommission, bei den Imkern und im Bewässerungskonsortium. Wenn man sich mit Angelika, Josef und Daniel unterhält, versteht man auch, was sie ausmacht: Sie haben eine ruhige, angenehme Art, sagen lieber weniger, dafür gut überdacht.

Für Landwirtschaft und Tradition
Ihnen allen ist wichtig, die landwirtschaftliche Tätigkeit und die Arbeit im Feld verstanden zu wissen. Josef steigt dafür schon mal von seinem Traktor und redet mit einer Touristin, die sich beim Anblick des Traktors mit Sprüher das Taschentuch vor die Nase hält. „Die Zeit für diesen Austausch ist gut investiert“, meint der Ortsobmann. Angelika und Daniel organisieren Veranstaltungen rund um das bäuerliche Brauchtum und vernetzen die Menschen im Dorf beim Gasslfest, zu Herz Jesu oder beim Erntedank.

Jung und Alt, Berg und Tal
„Ich persönlich“, sagt Daniel, „habe na­türlich auch etwas davon.“ Der Jungbauer überschlägt den Zeitaufwand, den er für seine Ämter aufbringt: Stolze 14 Abende im Monat, schätzt er, ist er in seinem Bezirk und für die Ortsgruppe unterwegs. „Da muss es schon auch Spaß machen“, sagt er. Daniel sieht im Funktionärsamt die Gelegenheit, unter Leute zu kommen, die Sitzungsabende machen sie sich so angenehm wie möglich. Mutter Angelika erzählt, dass ihr die neue Herausforderung als Ortsbäuerin guttut: „Ich muss da nun hineinwachsen und lernen, wie man die Rolle ausfüllt. Wir haben junge Frauen und auch einige erfahrene in der Ortsgruppe. Die zusammenzubringen, ist eine spannende Aufgabe!“ Während bei den Bäuerinnen der Altersunterschied in der Ortsgruppe eine Herausforderung ist, sind es bei Josef im Ortsbauernrat die unterschiedlichen Bedürfnisse von Tal- und Berglandwirtschaft. „Wir müssen untereinander gut miteinander auskommen“, sagt er und ergänzt, „ich versuche, die Schwerpunkte so zu setzen, dass es für alle interessant ist, dabei zu sein.“ Man sieht Josef seine Freude an, wenn er erzählt, wie ein Informationsabend mit dem Beratungsring Berglandwirtschaft BRING von der Ortsgruppe so gut organisiert und besucht war, dass es gleich Anfragen für eine Wiederholung gegeben hat. „Wenn Apfelbäuerinnen und -bauern plötzlich in der Bergwiese nicht nur eine Wiese sehen, sondern eine ausgeklügelte, artenreiche Futtermischung, dann entsteht ein ganz anderes Verständnis füreinander“, erklärt Josef Sprenger. Andersherum natürlich auch, denn Obstanbau sei eben nicht nur das Klauben im Herbst. Kameradschaft zu pflegen und die Zeit miteinander zu verbringen – auch gern gesellig bei Speis und Trank –, das ist ihm wichtig. Seine Frau fügt spontan hinzu: „Das darf sicher nicht fehlen!“

Wie funktionieren Funktionärinnen und Funktionäre?
Im Gespräch mit der Familie wird schnell klar, dass sie sich für ihr Gegenüber inte­ressieren, denn aus Antworten werden schon mal Fragen. Es scheint, als liege hier ein wichtiger Schlüssel für die gute Interessenvertretung: zuhören zu können und dadurch das Gegenüber kennenzulernen, Diskussion zu moderieren und zu Kompromissen zu führen. Josef stellt klar: „Bei uns im Ortsbauernrat ist jede und jeder willkommen, die/der mitarbeiten mag. Wer möchte, soll ihre/seine Ideen einbringen können, wir haben uns bislang immer gut geeinigt.“  Der Funktionär wurde über die freiwillige Feuerwehr auch zum Peer ausgebildet, „das gibt mir oft hilfreiches Wissen, wenn es um das menschliche Miteinander geht“, schmunzelt er. Auch Spaß an der Politik ist sicher keine schlechte Eigenschaft als Funktionär oder Funktionärin im Landwirtschaftsbereich. Mit ein bisschen Diplomatie und Durchsetzungskraft kann man durchaus auch mit dörflichen Anliegen in der Landespolitik landen, deutet Sprenger an.   

Blick auf die Bauernbund-Wahlen
Auf die Frage, was der Ortsobmann Interessierten für eine Kandidatur zur Ortsbauernratswahl rät, fasst er zusammen: „Man braucht auf jeden Fall Interesse an der Zukunft, man muss sich die Zeit nehmen und einfach ein bisschen ,präsent sein‘.“ Der Vorstand in Partschins ist gerade dabei, die Liste für die Kandidatinnen und Kandidaten im Ort zu erstellen. Dabei achtet er auch auf Vielfalt: Die Ausgewogenheit zwischen den Landwirtschaftszweigen ist ihm wichtig, aber auch eine weitere Frau im Ortsbauernrat könnte er sich gut vorstellen.

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