Jahrestagung der Plattform Land zeigt zukunftsweisende Wege

Wie kann Sanieren im ländlichen Raum nicht nur dem Klimaschutz dienen, sondern zugleich regionale Wirtschaftskreisläufe stärken, soziale Impulse setzen und neue Perspektiven für bestehende Gebäude eröffnen? Diese zentrale Frage stand im Mittelpunkt der diesjährigen Jahrestagung der Plattform Land, die am 27. Mai 2025 in Truden unter dem Titel „Sanieren neu gedacht“ stattfand.

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Klimawandel, Ressourcenknappheit und demografische Veränderungen stellen ländliche Regionen vor große Herausforderungen – besonders im Bereich Bauen und Wohnen. Im Rahmen der Jahrestagung wurde aufgezeigt, wie nachhaltige Sanierungen als zentrale Antwort auf diese Herausforderungen wirken können – nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich und gesellschaftlich. Und die Herausforderungen sind groß: In der EU entfallen rund 40 % des Energieverbrauchs und über ein Drittel des Abfalls auf den Gebäudesektor. Gleichzeitig stehen viele Gebäude leer – insbesondere in ländlichen Regionen. Die Tagung zeigte auf, dass nachhaltige Sanierung ein Schlüssel sein kann, um diese Herausforderungen zu verbinden: ökologisch, ökonomisch und sozial. Statt auf Abriss und Neubau zu setzen, braucht es heute einen Wandel im Denken: Bestandsgebäude müssen als Ressource verstanden und mutig in neue Nutzungen überführt werden. Ob alte Industriehallen, Bauernhöfe oder leerstehende Wohnhäuser – sie bieten Potenzial für zeitgemäßen Wohnraum, gemeinschaftliche Nutzung, neue Arbeitsformen oder Bildungsräume. Entscheidend dabei ist ein Zugang, der nicht nur technisch, sondern ganzheitlich ist.

Im Mittelpunkt der Tagung standen deshalb regionale Kreisläufe: vom Einsatz lokaler und ökologischer Baumaterialien über den Erhalt handwerklicher Kompetenzen bis hin zur Schaffung regionaler Wertschöpfung. Wer mit regionalen Betrieben arbeitet, sich für kurze Transportwege entscheidet und das Wissen vor Ort nutzt, reduziert nicht nur CO₂, sondern stärkt auch die Resilienz der lokalen Wirtschaft. „Wir müssen weg von der linearen Bauweise. Zukunftsfähiges Sanieren bedeutet, Materialien im Kreislauf zu halten und CO₂-Emissionen durch regionale Stoffströme drastisch zu senken,“ betonte Architektin Gertrud Tauber in ihrem Impulsvortrag. Die Wichtigkeit einer verstärkten sektorenübergreifenden Zusammenarbeit unterstrich Architektin Christine Pfeifer, vom Innovationscluster für nachhaltiges Bauen VIVIUS: „Nachhaltige Sanierung kann nur gelingen, wenn Planung, Handwerk, Politik und Bildung zusammenarbeiten – denn echte lokale Wertschöpfung entsteht dort, wo Sektoren nicht nebeneinander, sondern miteinander agieren.“

Auch innovative Projekte aus Österreich und Südtirol zeigten, wie Leerstand zur Chance werden kann: Wenn alte Gebäude durch kreative Kooperationen und mit nachhaltigen Materialien neu gedacht werden, entstehen Räume für Innovation, Bildung und Gemeinschaft. Für die Referentin Victoria Gailer von den Karnischen Werkstätten in Kärnten muss Leerstand nicht Stillstand bedeuten, vielmehr sei es eine Einladung zur Gestaltung: „Wer Bestehendes mutig neu denkt, schafft Orte für Arbeit, Bildung und Zusammenhalt.“ Zukunftsweisend sei dabei die sektorenübergreifende Zusammenarbeit zwischen Gemeinden, Betrieben, Architektinnen, Bildungseinrichtungen und Politik. Nur wenn alle an einem Strang ziehen, könne nachhaltige Sanierung zur tragfähigen Lösung für Klimaschutz, leistbares Wohnen und regionale Entwicklung werden. „Sanieren ist mehr als ein Bauprojekt. Wer auf regionale Kreisläufe setzt, schafft leistbaren Wohnraum, stärkt die lokale Wirtschaft und leistet aktiven Klimaschutz,“ unterstrich Plattform-Land-Präsident Andreas Schatzer in seinem Schlusswort. Die Tagung machte deutlich: Nachhaltiges Sanieren kann zu einem echten Motor für ländliche Räume werden – wenn es klug, regional und gemeinschaftlich gedacht wird.

v.l.n.r André Mallossek (Plattform Land), Architektin Christine Pfeifer (Innovationscluster für nachhaltiges Bauen, Vivius), Geschäftsführer der Plattform Land Matthias Bertagnolli und Gerlinde Haller (Vivius)

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