Lösungen und Alternativen gefragt
Um Herausforderungen wie Raumordnung, Großraubwild oder Borkenkäfer ging es bei der Bauernbund-Bezirksversammlung in der Kellerei Meran Burggräfler in Marling. Sorgen bereiten den Burggräflern auch zwei Großprojekte. Gleich sechs Familien erhielten in diesem Jahr die Erbhof-Urkunde.
„Wir sind noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen“, resümierte Bezirksobmann Bernhard Burger das fordernde Jahr 2022 bei der Bauernbund-Bezirksversammlung in der Kellerei Meran Burggräfler. Nun sei es wichtig, nach vorne zu schauen, denn es warten viele Herausforderungen auf die Bäuerinnen und Bauern: So bereite vor allem das Großraubwild immer größere Sorgen. „Hier sind Lösungen gefragt“, forderte der Bezirksobmann. Auch in der Raumordnung gebe es noch einige Fragezeichen, die Lebensmittelkennzeichnung stoße auf Hürden in der EU. Vor allem aber bereiten den Burggräfler Bäuerinnen und Bauern zwei Großprojekte Kopfzerbrechen: die Standseilbahn nach Schenna und der Ausbau der Bahntrasse Bozen–Meran. „Die ersten Projekte haben uns erschreckt, denn sie beanspruchen viel bäuerlichen Grund und Boden“, erklärte Burger, hier müssten alternative Vorschläge mitberücksichtigt werden, forderte er.
Neue und alte Herausforderungen
Landesrat Arnold Schuler ging auf einige Themen ein, die den Bäuerinnen und Bauern allgemein unter den Nägeln brennen, vor allem in der Berglandwirtschaft: Nach anfänglich großen Schwierigkeiten und Sorgen habe sich doch noch einiges zum Guten gewendet. Eine tragende Rolle komme dabei den Genossenschaften zu, die sich in solchen Situationen immer wieder bewähren. Trotzdem gebe es noch einiges zu tun: „Die Milchhöfe denken über gemeinsame Strategien nach, auch die Politik versuche, die Milchwirtschaft zu stützen. Verunsicherung gebe es auch wegen ständig steigender Auflagen und Zertifizierungen. Man komme aber nicht drum herum. Und der Wolf sei ein weiteres leidiges Thema. „Der Wald ist in den letzten fünf Jahren zum Problemkind geworden“, erklärte Schuler. „Nun hängt es stark vom Fleiß der Bauern und vom Witterungsverlauf ab, ob wir unseren Wald wieder in den Griff bekommen“, sagte er. Im Obstbau sei die Stimmung durchwachsen, im Weinbau sehr gut, das Thema Wasser sei für alle Sektoren eine Herausforderung. Der Nebenerwerb könne vor allem für Betriebe zur Überlebensstrategie werden, die mit der Landwirtschaft allein nicht genügend erwirtschaften. „Die Landwirtschaft muss aber vorrangig sein“, forderte der Landesrat.
In Gremien und Politik mitreden
Landesobmann Leo Tiefenthaler unterstrich die Bedeutung der Direktvermarktung für Südtirol, die vielen kleinen bäuerlichen Produzentinnen und Produzenten seien ein großer Gewinn für Südtirol. Da diesen Betrieben die Lobby fehlt, sei der Südtiroler Bauernbund in die Bresche gesprungen. Tiefenthaler appellierte an Bäuerinnen und Bauern, wenn es um phytosanitäre Maßnahmen geht: „Obst- und Weinbau kämpfen mit immer neuen Schadorganismen, Besenwuchs und Goldgelbe Vergilbung sind nur zwei Beispiele dafür.“ Hier sei es nötig zu kontrollieren, gegebenenfalls zu roden und Vektoren zu bekämpfen“, riet er. Zum Schluss rief er dazu auf, sich in die Gremien des Bauernbundes, der Bäuerinnenorganisation, der Senioren und der Bauernjugend wählen zu lassen. Und natürlich auch in politische Funktionen auf Gemeinde- und Landesebene, denn entschieden werde dort. Die gerade frisch wiedergewählte Bezirksbäuerin Heidi Innerhofer Margesin forderte mehr Respekt vor der Landwirtschaft und mehr Wertschätzung für heimische Produkte.
Zwei Fachvorträge
Michael Crepaz, Leiter der Abteilung Förderungen im Südtiroler Bauernbund, erklärte die Änderungen, die sich für die neue Förderperiode 2023–2027 ergeben. Anna Oberkofler vom Südtiroler Apfelkonsortium erklärte das Nachhaltigkeitskonzept der Südtiroler Apfelwirtschaft „sustainapple“.
Sechs Erbhof-Urkunden verliehen
Bei der Bezirksversammlung wurden auch sechs Erbhof-Urkunden verliehen. Sie gingen an Familie Franziska Mitterer vom Hof Ungerer in Laurein, Familie Josef Piazzi vom Hof Unterurban in Unsere Liebe Frau im Walde, Familie Reinhard Kapfinger vom Hof Hillepranter in Marling, Familie Wolfgang Hofer vom Hof Toniger in Stuls, Moos in Passeier, Familie Lukas Piazzi vom Hof Oberurban in Unsere Liebe Frau im Walde und an Familie Roland Schweigl vom Flirlhof in Pill, Moos in Passeier. Landesrat Arnold Schuler unterstrich: Ein Erbhof habe im Vergleich zu anderen Höfen noch eine Komponente mehr: Die Geschichte, die er erzählt und spüren lässt. „Ein Erbhof ist ein weiterer Auftrag an Bäuerinnen und Bauern, sie zu bewirtschaften und an die nächste Generation weiterzugeben“, schloss er.






