Bei der Suche nach den Rehkitzen kommen immer öfter auch Drohnen zum Einsatz. Foto: Johannes Telfser

Mission: Rehkitze retten

In wenigen Tagen beginnt in tieferen Lagen nicht nur die Heumahd, sondern auch das Leben vieler Rehkitze. Weil diese oft im hohen Gras versteckt werden, leben sie dort sehr gefährlich. Zu ihrem Schutz können auch die Landwirte beitragen.

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Die Tage werden länger, die Temperaturen steigen und damit heißt es bald wieder: Mähmaschine und Sense aus dem Winterschlaf holen, denn die Heuernte steht bevor. In den Berggebieten beginnt der erste Schnitt etwas später, doch in den tieferen Lagen geht es bald wieder los. Zeitgleich mit der Heumahd beginnt auch die wohl sensibelste Zeit für die heimischen Wildtiere, die genau in dieser Zeit ihren Nachwuchs zur Welt bringen. Reh- und Rotwild verstecken ihre Kitze und Kälber im hohen Gras, um sie vor Fressfeinden zu schützen. Die Muttertiere kommen nur alle paar Stunden zu ihren Jungen, häufig im Schutz der Nacht, um sie zu säugen. Die restliche Zeit sind die Jungtiere auf sich allein gestellt. Obwohl sie bereits wenige Stunden nach ihrer Geburt laufen können, flüchten die jungen Rehkitze im Falle einer herannahenden Gefahr jedoch nicht. Sie ducken sich, drücken sich ganz nahe an den Boden und vertrauen auf ihre Tarnung. Was bei Fressfeinden gut funktionieren mag, kann im Falle einer herannahenden Mähmaschine das Todesurteil sein. Damit nicht jeden Sommer eine Vielzahl an Rehkitzen verstümmelt und vermäht werden, setzt sich die Jägerschaft bereits seit vielen Jahren aktiv für die Kitzrettung ein. Dabei gibt es viele verschiedene Methoden. Am Tag vor der Mahd können beispielsweise Scheuchen aufgestellt oder ein Randstreifen der Wiese bereits angemäht werden. Das soll die Rehgeiß verunsichern und sie dazu veranlassen, ihre Jungen aus der Wiese zu holen und an einem anderen Ort abzulegen.
Am Tag der Mahd werden die Wiesen vor dem Mähen abgesucht. Das geschieht oft, indem einige Personen in einer Reihe vor der Mähmaschine die Wiese ablaufen und nach den Kitzen suchen. Immer öfter kommen Drohnen mit Wärmebildkameras, zum Einsatz. Das Absuchen der Wiesen mit Drohnen ist wesentlich effizienter, in kürzerer Zeit können somit vergleichsweise große Flächen abgesucht werden.

Auf gute Zusammenarbeit ­aufbauen
Die Zusammenarbeit zwischen Landwirten und Jägerschaft ist in weiten Teilen des Landes bereits sehr gut. Von Jahr zu Jahr bitten immer mehr Landwirte die örtlichen Jäger um Hilfe bei der Kitzrettung. Zum einen ist es natürlich eine Frage des Tierschutzes: Keiner möchte gerne wehrloses Wild einfach zermähen. Ein weiterer Faktor, der für die Landwirte eine große Rolle spielt, ist die Futtermittelhygiene: Wenn Tierkadaver oder Teile davon ins Heu gelangen, kann es unter Umständen zu schweren Vergiftungen beim Vieh kommen, dem sogenannten Botulismus. Beim Verwesen von organischem Material bildet das Bakterium Clostridium botulinum ein Nervengift, an dem die Tiere sehr oft eingehen.

Ansprechpersonen für die ­Kitzrettung
In vielen Revieren mit großflächigen Mähwiesen gibt es mittlerweile sehr gut organisierte Kitzrettungs-Einsatztrupps. Da bei Schönwetterperioden meist viele Landwirte gleichzeitig mähen, ist es für die Kitzretter sehr wichtig, möglichst früh Bescheid zu wissen. Im Idealfall sollten sich die Landwirte also bereits einige Tage vor der Mahd mit den Zuständigen in Verbindung setzen. Die meisten Kitzretter üben diese Aufgabe ehrenamtlich und neben ihrem eigentlichen Beruf aus. Es erfordert sehr viel Zeit und gute Organisation, um diesen Dienst zu leisten. Um die Kommunikation zwischen Landwirten und Jägerschaft zu erleichtern, hat der Südtiroler Jagdverband in Zusammenarbeit mit den Revieren eine Kontaktliste der Kitzretter in den verschiedenen Gemeinden erarbeitet.

Kontaktliste beim Jagdverband
Die Kontaktliste kann auf der Internetseite des Jagdverbandes unter www.jagdverband.it/rehkitzrettung oder über den QR-Code am Ende des Textes aufgerufen werden. Die Liste befindet sich aktuell im Aufbau. Sollte in der gewünschten Gemeinde kein Kontakt zur Verfügung stehen, können sich die ­Landwirte jederzeit an den Jagdverband (unter Tel. 0471 061700 oder E-Mail: info@jagdverband.it) wenden. Gerne ist dieser bei der Kontaktaufnahme mit der Jägerschaft behilflich.

Wärmebildkameras machen die Rehkitze sichtbar. Foto: SJV

Südtiroler Jagdverband

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