Pflanzenschutz und Versorgungssicherheit sind Herausforderungen

Immer mehr Schadorganismen bei immer weniger Wirkstoffen machen der Landwirtschaft – vor allem dem Obstbau – zu schaffen. Wie Wissenschaft und Politik dieser Herausforderung begegnen können, wurde bei der Bauernbund-Bezirksversammlung Unterland diskutiert. Auch verdiente Funktionäre wurden geehrt.

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SBB

Seit dem Jahr 1975 verfolgt das Versuchszentrum Laimburg das Ziel, den Bäuerinnen und Bauern im Land Lösungen für die Herausforderungen der Landwirtschaft zu liefern. Michael Oberhuber, Direktor des Versuchszentrums, erklärte den Mitgliedern des Bauernbund-Bezirks Unterland bei der diesjährigen Vollversammlung im Haus der Vereine in Kurtatsch, wie man dank wissenschaftlicher Studien und Versuchen praxistaugliche Lösungen erarbeitet. Bis 2050 werden 70 Prozent mehr Menschen zu ernähren sein als 2010, und das bei weniger Fläche. Deshalb müsse effizienter produziert werden. „Das wird eine große Herausforderung, denn die Landwirtschaft hat mit immer mehr Schädlingen und Krankheiten zu kämpfen. Gleichzeitig wird der Pflanzenschutz von der Gesellschaft sehr kritisch beäugt und kontrovers diskutiert.“ Deshalb werde an Lösungsansätzen gearbeitet, zum Beispiel an abdriftmindernder Applikationstechnik - mit Erfolg, wie Oberhuber feststellte: „Wir arbeiten dran und werden immer besser.“ Das sei auch die Botschaft nach außen. Trotzdem bleibe ein Problem: „Das Spektrum der einsetzbaren Wirkstoffe wird laufend kleiner, immer mehr Pflanzenschutzmittel verlieren die Zulassung. Das macht uns Sorgen, besonders in Anbetracht von Schadorganismen, wie der Blutlaus, der marmorierten Baumwanze oder Glomerella Leaf Spot. Wir an der Laimburg halten die Augen offen und verfolgen einen dreifachen Ansatz: Resistenzzüchtung mit der neuen Gentechnik, Präzisionslandwirtschaft und biologischer Pflanzenschutz“, so Laimburg-Direktor Michael Oberhuber. Er äußerte einen Wunsch an unsere Gesellschaft: „Sie muss anerkennen, dass es Pflanzenschutzmittel, einen Innovationsschub und innovationsfreundliche gesetzliche Rahmenbedingungen braucht.“


Über diese politischen Rahmenbedingungen aus der Sicht der EU ging es in den Ausführungen von Herbert Dorfmann. Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) habe sich zu Gunsten der Südtiroler Landwirtschaft entwickelt. Trotzdem seien viele Bäuerinnen und Bauern unzufrieden. Neben einigen unterschiedlichen Gründen gibt es einen gemeinsamen Nenner, nämlich die schwierige Einkommenssituation in der Landwirtschaft. Es gebe aber einen Lichtblick: „Die Pandemie und der Ukrainekrieg haben die Sichtweise der EU auf die Landwirtschaft geändert, was Entscheidungen ermöglicht hat, die bis vor drei Jahren noch undenkbar gewesen wären“, erklärte Dorfmann. Die großen zukünftigen Herausforderungen seien die nächste Agrarreform und die Erweiterung der Union. Bauernbund-Bezirksobmann Reinhard Dissertori dankte Dorfmann für seinen Einsatz in Brüssel und lud die Anwesenden dazu ein, ihm bei der Europawahl ihre Stimme zu geben. 
Bei der Neuwahl der SBB-Ortsgruppen und des Bezirksbauernrates zum Jahreswechsel sind einige langjährige Funktionäre nicht mehr zur Wahl angetreten. Als Dank für ihre Tätigkeit erhielten Markus Bologna (ehemaliger Ortsobmann Tramin), Franz Stürz (ehemaliger Ortsobmann Aldein), Martin Tanzer (ehemaliger Ortsobmann Branzoll), Kurt Sanin (ehemaliger Ortsobmann Kurtinig und Bezirksbauernrat), Markus Franzelin (ehemaliger Ortsobmann Truden und Bezirksobmann-Stellvertreter), Urban Glöggl (ehemaliger Bezirksbauernrat) und Egon Zemmer (ehemaliger Bezirksbauernrat) eine Urkunde und das Ehrenzeichen in Silber. Reinhard Dissertori dankte auch dem Bauernbund-Ehrenobmann Leo Tiefenthaler für seine langjährige Tätigkeit auf Orts- und Bezirksebene. 
Landesrat Luis Walcher bedankte sich bei den geehrten Funktionären für ihren Einsatz für die Landwirtschaft. „Herausforderungen hat es immer schon gegeben, bisher haben wir sie gemeistert“, unterstrich er. Alle müssten zusammenstehen, jedes Zahnrad sei wichtig. Das gelte auch für die Wirtschaft im Land: „Landwirtschaft und Tourismus müssen zusammenwachsen“, forderte der Landesrat, „beim Einkauf müssen wir patriotischer werden!“ Michael Kaufmann, der Landesobmann-Stellvertreter im Südtiroler Bauernbund, ging auf die Probleme im Pflanzenschutz ein: „Der Obstbau steht vor Herausforderungen, große Schwierigkeiten kommen auf uns zu!“ Sie seien nur mit Hilfe der Politik zu schaffen.

Viele Jahren waren sie auf Orts- und Bezirksebene für die Bäuerinnen und Bauern aktiv. Auf der Vollversammlung des Bauernbund-Bezirks Unterland wurden sieben langjährige Funktionäre vom Bezirksobmann Reinhard Dissertori geehrt.

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