Praxisbeispiele für Nährstoffkreisläufe
Wie man Nährstoffkreisläufe am Hof schließen kann, ist Thema des Projekts INNONährstoffe. Deshalb führte eine Exkursion der Projektgruppe auf zwei Höfe im Vinschgau, die ihre Sicht des Düngermanagements zeigten.
Aktuell gibt es in Südtirol schon einige Beispiele, bei denen Nährstoffkreisläufe in die Praxis umgesetzt werden. Zwei Betriebe, die bereits Erfahrung auf diesem Gebiet haben, befinden sich im Vinschgau: der Melsmühlhof und das Hausergut. Beide sind Partner des Projekts INNONährstoffe der Abteilung Innovation & Energie im Südtiroler Bauernbund. Deshalb waren diese Betriebe Ziel einer Exkursion: Dabei haben die beiden Bauernfamilien Höllrigl und Hauser ihre Betriebe vorgestellt sowie ihre Erfahrungen und ihr Wissen zum Thema Düngermanagement und Nährstoffkreisläufe geteilt.
Großes Engagement am Melsmühlhof
Familie Höllrigl vom Melsmühlhof in Plaus betreibt einen Milchviehbetrieb. Die Grünflächen verteilen sich aber nicht nur rund um den Hof, sondern sind aus historischen Gründen aufgeteilt auf Plaus und das Martelltal. Durch die Distanz lohnt sich der Transport der eigenen Gülle bis ins Martelltal nicht, wodurch eine Idee zur Optimierung des Düngemanagements entstanden ist: Familie Höllrigl düngt die weiter entfernten Flächen mit der Gülle eines Bekannten, während sie die entstehenden Überschüsse am eigenen Hof an Obstbäuerinnen und -bauern in der näheren Umgebung weitergibt. Bei ihnen findet der Einsatz von organischem Dünger großen Anklang, er wird deshalb gut nachgefragt. Transport und Ausbringung übernimmt Bauer Stefan Höllrigl selbst, wie in einem Video festgehalten ist (Video unter https://bit.ly/Obstbau_Duenger).
Zusammen mit den Partnerbetrieben wurden auf Eigeninitiative auch schon verschiedene Versuche zur Wirksamkeit des organischen Düngers durchgeführt, welche durchaus positiv ausfielen. Für die Auswertung der Versorgung der eigenen Flächen werden alle drei bis vier Jahre Bodenanalysen durchgeführt, um die Düngung optimal an den Bedarf der Pflanzen anzupassen.
Geschlossener Nährstoffkreislauf am Hausergut
Andreas Hauser hingegen betreibt einen Mischbetrieb mit Viehhaltung und Obstanbau in Schluderns. Durch die Kombination der beiden Betriebsformen kann am Hof ein geschlossener Nährstoffkreislauf umgesetzt werden. Dabei wird nicht nur am Betrieb gelagerte Gülle verwendet, sondern im Frühjahr je nach Bedarf auch vergorene Gülle aus der benachbarten Biogasanlage ausgebracht. Durch das gut durchdachte Düngemanagement kann ganz auf den Zukauf von Dünger verzichtet und vor allem der Humusaufbau wirksam gefördert werden. Aber nicht nur die Wirtschaftsdünger, auch eine möglichst geringe Bearbeitung der Fahrgassen beeinflussen die Humusbildung, ist Bauer Andreas Hauser überzeugt.
Laut den beiden Landwirten liegen die Herausforderungen beim Aufbau von Nährstoffkreisläufen vor allem in der Lagerung der Gülle sowie in der Logistik und im Zeitmanagement des Ausbringens, da die Zeiträume für die Düngung oft knapp sind und viel Arbeit zur gleichen Zeit anfällt. Trotzdem sind beide fest davon überzeugt, dass der Nutzen dieser Nährstoffkreisläufe überwiegt und das Konzept – egal ob einzel- oder überbetrieblich umgesetzt – zukunftsfähig ist.
Ausblick
Die beiden Betriebsbesichtigungen haben der Arbeitsgruppe deutlich gemacht, dass es bereits einige Bespiele für gut funktionierende Nährstoffkreisläufe in Südtirol gibt. Durch das Projekt INNONährstoffe der Abteilung Innovation & Energie des Südtiroler Bauernbundes sollen nun noch die Rahmenbedingungen für solche Kooperationen geschaffen bzw. verbessert werden und die Bäuerinnen und Bauern weiter dafür sensibilisiert werden. Ein wichtiger Schritt in Richtung nachhaltige Landwirtschaft!
Projekt zur Schließung von Nährstoffkreisläufen
Seit Herbst 2022 beschäftigt sich das Projekt INNONährstoffe der Abteilung Innovation & Energie im Südtiroler Bauernbund mit der Frage, wie regionale Nährstoffkreisläufe verbessert werden können. Dabei soll vor allem die Nutzung von organischem Dünger in Kulturen wie Obst- und Weinbau genauer betrachtet und vor allem gefördert werden, um den Einsatz von Mineraldünger zu reduzieren. Denn die Schließung von Nährstoffkreisläufen bringt sowohl ökonomische als auch ökologische Vorteile mit sich und spielt eine wichtige Rolle beim Erreichen der Nachhaltigkeitsziele der Südtiroler Landwirtschaft.
Dieser Beitrag ist Teil des Leuchtturm-Projektes INNONährstoffe