Schankbetriebe in Vollversammlung
Wie man sich von anderen gastronomischen Angeboten abheben kann, war Thema einer angeregten Diskussion bei der diesjährigen Jahresversammlung der Bäuerlichen Schankbetriebe am Obermoserhof in Feldthurns. Einig war man sich darüber, dass Selbstgemachtes vom eigenen Hof seinen Preis haben muss.
Am Erbhof Obermoser in Schnauders oberhalb von Feldthurns wirtschaftet Familie Dorfmann. Der Betrieb steht auf vier Säulen: Viehwirtschaft, Urlaub auf dem Bauernhof, Hofschank und Energieproduktion mit Photovoltaik. Hans Dorfmann führt den Hof mit seiner Familie, inzwischen hat sein Sohn Christian übernommen. Beide stellten bei der diesjährigen Vollversammlung der bäuerlichen Schankbetreiber unter der Qualitätsmarke „Roter Hahn“ ihre Betriebsdaten und -philosophie vor: Die Milch der etwa 17 Kühe im Laufstall geht vorwiegend an den Milchhof Brixen, Brimi. Ein kleiner Teil wird selbst zu Butter, Frisch- und Graukäse verarbeitet, die im Hofschank an die Gäste verabreicht werden. Auch das Fleisch kommt zum Großteil aus eigener Zucht, dazu hält die Bauernfamilie Angus-Rinder und eine Kreuzung von Angus mit Braunvieh. Zusätzlich gibt es Schweine am Hof, für Frischfleisch, Speck- und Wurstproduktion. Daneben werden verschiedene Beeren angebaut, sie werden frisch verkauft und zu Marmeladen und Säften verarbeitet. Am Acker gedeihen neben etwas Getreide und allerhand Gemüse auch Kartoffeln und Weißkohl, davon kann man in einem Hofschank kaum genug haben.
Seit dem Jahr 2000 gibt es diesen Hofschank, dank der Mitarbeit aller Familienmitglieder ist das hohe Arbeitspensum grade noch zu schaffen. Dafür wird fast ausschließlich auf Vorbestellung gearbeitet, so lässt sich’s besser planen. „Uns sind das Miteinander und die Gesellschaft ein Anliegen“, erklärte Jungbauer Christian Dorfmann. Deshalb stehen Instrumente zur Verfügung, die vorwiegend einheimischen Gäste wissen das sehr zu schätzen. Oft werde musiziert und gefeiert bis tief in die Nacht hinein, erzählt der Jungbauer.
An Kriterien wird nicht gerüttelt
Der hohe Anteil hofeigener Produkte ist eines der Hauptkriterien für die Teilnahme am Marketingpaket „Roter Hahn“. „Daran werden wir auch nicht rütteln“, erklärte Hannes Knollseisen von der Abteilung Marketing im Südtiroler Bauernbund . Denn Anfragen gebe es jedes Jahr, wegen der strengen Auflagen werde die Zahl der Hof- und Buschenschänke, die am Programm teilnehmen dürfen, aber eher weniger als mehr. Die Bäuerinnen und Bauern, die zur Vollversammlung gekommen waren, machen sich Gedanken darüber, wie man dieses Alleinstellungsmerkmal „hofeigene Produkte“ wirksamer kommunizieren könnte. Dazu gab es mehrere Vorschläge. Die Abteilung Marketing wird sie prüfen. Auch das Thema Preisgestaltung wurde angesprochen: „Wenn ich den hausgemachten Apfelstrudel um 3,50 Euro verkaufen muss, geht sich die Rechnung schlichtweg nicht auf. In manchen anderen gastronomischen Betrieben gibt es gekauften Strudel, trotzdem hat man kein Problem damit, mehr dafür zu verlangen“, erklärte ein Bauer. Und ein anderer erwiderte: „Wir müssen Mut zum Preis beweisen“, schließlich müsse die erbrachte Qualität ihren Wert haben. Hannes Knollseisen regte an, die Themen Kommunikation und Preisgestaltung bei einem weiteren Treffen im Jänner zu besprechen, auch im Rahmen einer Lehrfahrt ins benachbarte Trentino. Der Vorschlag fand allgemeine Zustimmung.
Jahresrückblick
Knollseisen gab einen Rückblick über die Aktivitäten des vergangenen Jahres: Das Herzstück für die Bewerbung der bäuerlichen Schankbetriebe der Qualitätsmarke „Roter Hahn“ ist die Broschüre „Bäuerlicher Feinschmecker“, die jedes Jahr in einer Auflage von 60.000 Stück gedruckt und über Tourismusbüros, ausgesuchte Geschäfte und die Schankbetriebe selbst. Im letzten Jahr wurden die Weinverkostungen neu organisiert: In den Jahren der Pandemie hatten die Verkosterinnen/Verkoster die Proben gesammelt verkostet und gemerkt, wie sinnvoll es ist, die Weine in einem neutralen Ambiente zu testen. Deshalb wird man nun die Betriebe nur alle drei Jahre besuchen und sonst die Verkostungen in den Bauernbund-Bezirksbüros bzw. im Versuchszentrum Laimburg abhalten.
Die Schankbetriebe sind auch auf verschiedenen Webseiten präsent: auf roterhahn.it, sentres.it, suedtirol.info, suedtirol.com, suedtirolerland.it werden die Hofbeschreibungen bei Bedarf aktualisiert. Beworben werden sie auch über die Sozialen Medien, Facebook, Instagram und Pinterest, über Werbeagenturen in acht Ländern (Italien, Deutschland, Belgien, Niederlande, Österreich, Polen und Tschechien) und Newsletter. Auch eine Zusammenarbeit mit dem bekannten Wein- und Gastronomieführer Falstaff ist gelungen.
Bilder sprechen lassen
Vor allem das Frühlingsgeschäft soll künftig noch stärker werden, darauf liege der Fokus. Hannes Knollseisen ermutigte die Bäuerinnen und Bauern, von ihren Gästen Bewertungen einzufordern. „Wenn ihr sie nicht gleich ansprechen möchtet, könnt ihr nach dem Besuch in einer unverbindlichen E-Mail um eine Bewertung bitten“, riet er. Auch eine stärkere Zusammenarbeit mit Regiokorn ist Knollseisen ein Anliegen. Manche Betriebe seien schon sehr gut dabei. Der höhere Preis des regionalen Getreides sei gerechtfertigt, könne aber durch eine Bestellung direkt bei der Meraner Mühle etwas abgefedert werden. Dann sei das Getreide nur noch abzuholen.
Nun seien zwei weitere Meilenstein in Umsetzung, meinte Knollseisen und verwies zum einen auf das FarmFood Festival am 25. März und zum anderen auf die neue Webseite roterhahn.it. Sie wurde von Marketingleiter Hans J. Kienzl vorgestellt: „Das neue Portal wird eure Betriebe hochwertiger präsentieren“, erklärte Kienzl und ließ die Bäuerinnen und Bauern einen Blick auf ihre Seite werfen. Klar wurde dabei allen: Der Internet-Auftritt lebt von Bildern. Hannes Knollseisen ermutigte die Anwesenden, Fotos zu machen, beispielsweise von den Gerichten. Um den Leuten richtig Lust zu machen, bei einem Hof- oder Buschenschank einzukehren.