„Vielfalt und Beständigkeit“
Über 200 Seiten stark und gefüllt mit unzähligen Daten und Fakten zur Südtiroler Land- und Forstwirtschaft: Das ist der Agrar- und Forstbericht 2024, den Landesrat Luis Walcher und seine Führungskräfte am 25. Juni in Bozen vorstellten.
Als Ort für die Vorstellung des Berichts hatte das Ressort von Landesrat Walcher das Weingut Schmid Oberrautner in Bozen/Gries gewählt – mit einem klaren Hintergedanken: „Auch wenn sich die Landwirtschaft stetig wandelt, so steht sie doch auch für Beständigkeit. Bäuerinnen und Bauern gibt es in unserem Land seit Jahrhunderten, und dieser Hof ist seit dem Jahr 1363 im Besitz der gleichen Familie“, betonte der Landesrat am Beginn der Vorstellung. Der Agrar- und Forstbericht wird jährlich von den Landesabteilungen für Landwirtschaft, für Forstdienst, für Land-, forst- und hauswirtschaftliche Berufsbildung sowie für land- und forstwirtschaftliches Versuchswesen erarbeitet und umfasst die wichtigsten Zahlen, Fakten und Entwicklungen zu Südtirols Landwirtschaft und Forstwirtschaft.
Ein Jahr mit Licht und Schatten
Die aktuellste Ausgabe des Agrar- und Forstberichts zeige – so Walcher – einmal mehr, wie vielfältig, aber auch herausfordernd die Entwicklungen in Südtirols Land- und Forstwirtschaft sind: „Es gibt erfreuliche Ergebnisse, wie etwa den gestiegenen Milchauszahlungspreis, die positive Lage auf dem Viehmarkt und die hohe Apfelernte", unterstrich Landesrat Walcher: „Gleichzeitig haben im vergangenen Jahr Witterungsextreme die Futterqualität beeinträchtigt und im Weinbau zu deutlichen Ertragsrückgängen geführt.“
Der Agrar- und Forstbericht zeige auch längerfristige Entwicklungen in Südtirols Landwirtschaft auf. „Wenn man sich den Sortenspiegel bei den Äpfeln anschaut, dann fällt auf, dass der Anteil der Sorte Golden Delicious, die viele Jahre lang die mit Abstand wichtigste Sorte im Land war, kontinuierlich zurückgeht. Sie ist zwar nach wie vor die Nummer eins, hat aber nur noch einen Anteil von rund 23 Prozent“, berichtete Walcher. In der Milchwirtschaft konnte der stetige Rückgang bei der Milchmenge im vergangenen Jahr gestoppt werden, jener bei den Milchlieferanten leider nicht. „Das zeigt uns, dass auch die derzeitigen Fördergelder und der höhere Milchpreis nicht ausreichen, um die Milchbauern vom Aufgeben abzuhalten. Hier sind noch Anstrengungen nötig“, betonte Walcher. Im Weinbau sei die Marktlage derzeit am schwierigsten – zum einen, weil die Verbraucher allgemein weniger Alkohol konsumieren, zum anderen, weil sie auf andere alkoholische Getränke umsteigen. Südtirol sei mittlerweile eindeutig zum Weißweinland geworden – knapp zwei Drittel der hierzulande produzierten Weine sind Weißweine.
Solides Fundament
Der Bericht mache deutlich: Südtirols Landwirtschaft steht auf einem soliden Fundament. „Es bleibt unser Anliegen, die Rahmenbedingungen für die bäuerlichen Familien zu schaffen, damit sie dieses Niveau langfristig halten und weiterentwickeln können, denn letztlich profitieren wir alle von ihrer wichtigen Arbeit. Dabei spielen eine fundierte Ausbildung und Forschung eine zentrale Rolle, um unsere Land- und Forstwirtschaft zukunftsfähig aufzustellen“, unterstrich Walcher.
Landesforstdirektor Günther Unterthiner sprach bei der Vorstellung unter anderem über den Waldfonds (vgl. Seite … in dieser Ausgabe) und den Borkenkäfer. Gerade beim Borkenkäfer sei vorsichtiger Optimismus angebracht: „Die Zahlen vom vergangenen Jahr. Und die ersten Daten von 2025 geben Anlass zur Hoffnung, dass unsere Wälder die Borkenkäfer-Plage langsam hinter sich bringen. Die Vorzeichen in diesem Frühjahr waren an sich gut – das regnerische Wetter im Mai etwa hat den Käfer gestört und die Bäume gestärkt – für eine Entwarnung sei es aber immer noch zu früh. Raffaella Gelain vom Landesamt für EU-Strukturfonds in der Landwirtschaft stellte einige Leader-Projekte vor: Leader ist das Akronym für "Liaison Entre Actions de Développement de l'Économie Rurale", ein Förderprogramm der Europäischen Union, das die ländlichen Räume durch innovative Projekte stärken und weiterentwickeln will.
Positive Entwicklung an den Fachschulen
Martin Unterer von der Fachschule für Land- und Hauswirtschaft Salern berichtete über den Bereich der land-, forst- und hauswirtschaftlichen Berufsbildung. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler sei gerade in den vergangenen fünf Jahren um zwölf Prozent gestiegen, die 1000er-Marke sei jetzt überschritten. „Einen wesentlichen Anteil daran hat sicherlich die Tatsache, dass man an unseren Schulen nun auch die staatliche Abschlussprüfung – sprich die Matura – machen kann“, erklärte Unterer. Einen Boom erleben die Schulen auch in der Erwachsenenbildung. Länderübergreifende Projekte und Wettbewerbe machen die Schulen ebenfalls attraktiv.
Bereichsleiterin Gabriele Pircher von den Gärten von Schloss Trauttmansdorff in der Agentur Landesdomäne legte unter anderem das breite didaktische Angebot dar, das Schülerinnen und Schülern aller Altersstufen sowie Lehrpersonen Führungen, selbstständige Recherchen und Erleben mit allen Sinnen ermöglicht; zudem ging sie auf Pflanzenstärkung als Schwerpunkt in der Gartenpflege ein. Der Direktor des Versuchszentrums Laimburg, Michael Oberhuber, und die auf Bodenkunde und Pflanzenernährung spezialisierte Professorin für Agrarchemie Tanja Mimmo von der Fakultät für Agrar-, Umwelt und Lebensmittelwissenschaften an der Freien Universität Bozen gingen auf Forschungsschwerpunkte ein. Ein Thema der Laimburg sind etwa Pflanzenkrankheiten, die durch bakterielle Erreger verursacht werden, und die Strategien zur Bekämpfung. Kooperationen mit internationalen Forschungseinrichtungen und interdisziplinären Forschungsteams ermöglichen es, Wissen auszutauschen, innovative Ansätze zu testen und nachhaltige Lösungen zu finden.
Online und gedruckt
Der Agrar- & Forstbericht mit den Daten des Jahres 2024 kann hier heruntergeladen werden und ist in gedruckter Form im Landhaus 6 in den Büros der Landesabteilungen Landwirtschaft und Forstdienst in der Brennerstraße 6 und im Landhaus 1 am Silvius-Magnago-Platz 1 in Bozen erhältlich.