Warum frühe Vorsorge wichtig ist
Früher oder später betrifft es jeden: das Thema Rente. Im Podcast „Zuaglost“ spricht Maximilian Thurner, der Leiter des Bauernbund-Patronats ENAPA, über die bäuerliche Altersvorsorge, warum die Renten in der Landwirtschaft oft bescheiden ausfallen und welche Möglichkeiten es gibt, sie aufzubessern.
Die Grundlage für Bäuerinnen und Bauern ist die Bauernversicherung – eine Pflichtversicherung, in die alle einzahlen müssen, die vorwiegend und regelmäßig in der Landwirtschaft tätig sind. Ab dem 16. Lebensjahr muss man sich in die Versicherung einschreiben, vorausgesetzt, man arbeitet überwiegend im eigenen Betrieb und deckt mindestens ein Drittel des Arbeitsbedarfs mit Familienarbeitskräften. Die einzuzahlenden Beiträge richten sich nach der Größe und dem Katasterwert des Betriebs. Die meisten Höfe in Südtirol – rund 70 Prozent – fallen in die niedrigste von vier Einkommensstufen. Der jährliche Beitrag liegt hier bei etwa 3.000 Euro, inklusive Unfall- und Mutterschaftsversicherung. Thurner weist im Podcast auf die Möglichkeit hin, sich freiwillig in die jeweils direkt höher gelegene Kategorie einstufen zu lassen: „Das bringt unterm Strich doch um einiges höhere Rentenbeträge. Leider ist derzeit nur der Schritt in die jeweils direkt höhere Einkommensstufe möglich.“
Doch was kommt am Ende dabei heraus? Die Antwort fällt ernüchternd aus: Nach 40 Jahren in der Bauernversicherung schaut oft nur die Mindestrente raus, und die liegt derzeit bei knapp über 600 Euro im Monat. Für viele reicht das nicht, um im Alter eigenständig zu leben. Besonders betroffen sind Bäuerinnen und Bauern, die ausschließlich über die Bauernversicherung Beiträge geleistet haben. Wer hingegen früher zusätzlich lohnabhängig beschäftigt war, kann auf höhere Renten hoffen – denn im lohnabhängigen System sind die Beiträge und damit die Leistungen meist deutlich höher. Thurner macht keinen Hehl daraus: „Die Renten in der Bauernversicherung sind bescheiden. Wer wenig einzahlt, kann auch keine hohen Leistungen erwarten.“ Das System sei solide, aber nicht großzügig – das müsse jeder wissen. Der Südtiroler Bauernbund bemühe sich jedoch laufend um Verbesserungen bei der Rentenabsicherung.
Vom lohn- zum beitragsbezogenen System
Ein Knackpunkt ist die Umstellung der Rentensysteme: Wer vor 1996 viele Versicherungsjahre gesammelt hat, profitiert vom alten lohnbezogenen System, das bis zu 80 Prozent der letzten Einkommen absichert. Wer erst ab 1996 eingezahlt hat, fällt ins beitragsbezogene System – und das bedeutet: Die Rente wird ausschließlich aus den eingezahlten Beiträgen berechnet, ohne Anspruch auf eine Mindestrente. Das Ergebnis: Wer heute neu in die Bauernversicherung einsteigt, muss mit deutlich niedrigeren Renten rechnen. Thurner rechnet vor: „Im lohnbezogenen System kann man nach 40 Jahren zumindest mit der Mindestrente von rund 600 Euro rechnen. Im beitragsbezogenen System sind es oft nicht einmal 400 Euro.“ Besonders problematisch: Das beitragsbezogene System kennt keine garantierte Mindestrente. Die finanzielle Absicherung im Alter hängt also rein davon ab, wie viel über die Jahre eingezahlt wurde – und bei niedrigen Beiträgen fällt die Rente entsprechend klein aus.
Was können Bäuerinnen und Bauern tun, um ihre Rente aufzubessern? Ein wichtiger Baustein ist die Zusatzrente. Hier gibt es die Möglichkeit, in sogenannte Zusatzrentenfonds einzuzahlen. Besonders attraktiv: Für Betriebe in benachteiligten Lagen (u. a. ab 50 Erschwernispunkten, max. 3 ha Obst-/Weinbau, bis 40 GVE) gibt es eine jährliche Förderung vom Land Südtirol: Wer 500 Euro in die Zusatzrente einzahlt, erhält 500 Euro als Zuschuss. Maximilian Thurner rechnet vor: Wer 20 Jahre lang 500 Euro einzahlt und 500 Euro vom Land dazubekommt, kommt mit einer moderaten Rendite von drei Prozent auf rund 30.000 Euro Kapital – ein beachtlicher Betrag, der im Alter als Einmalzahlung ausbezahlt werden kann. Für Thurner ist klar: „Die Zusatzrente ist eine wichtige Möglichkeit, gerade für junge Bäuerinnen und Bauern, sich langfristig ein finanzielles Polster aufzubauen.“
Es gibt keine Pauschallösungen
Thurner betont, wie wichtig eine individuelle Beratung ist. Jeder Betrieb ist anders, jede Versicherungslaufbahn ist anders. Deshalb lohnt es sich, frühzeitig Beratung in Anspruch zu nehmen – am besten beim Bauernbund-Patronat ENAPA oder bei anderen Beratungsstellen. Ob es sinnvoller ist, in den eigenen Betrieb zu investieren, in die Zusatzrente einzuzahlen oder andere Formen der Vorsorge zu wählen, hängt von vielen Faktoren ab. Sein Appell an die jungen Generationen: „Kümmert euch frühzeitig um eure Altersvorsorge. Altersabsicherung sollte auf mehreren Beinen stehen – Zusatzrente, Investitionen in den Betrieb, vielleicht auch private Rücklagen. Nur so lässt sich ein gewisser Lebensstandard im Alter sichern.“
Fazit: Rente ist kein Selbstläufer
Die Rente in der Landwirtschaft ist ein sensibles Thema – und kein Selbstläufer. Ohne Eigeninitiative bleibt die Altersvorsorge oft unzureichend. Wer früh plant und alle Möglichkeiten nutzt, kann sich aber besser absichern.

Maximilian Thurner: „Bei unserer Beratung gleicht kein Fall dem anderen.“