Webinar zum Südtiroler Wald

Die Waldwirtschaft hat in den letzten Jahren stark gelitten: Vaia, Schneedruck und der Borkenkäfer haben sie unter Druck gesetzt. Das hat aber auch Kräfte mobilisiert und Kooperationen gefestigt, zudem wurden F­örderungen angepasst. All das war Thema eines Webinars der Bauernbund-Weiterbildung.

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SBB

Zwar ist der Holzmarkt inzwischen wieder etwas in Schwung gekommen, die letzten Jahre waren für Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer aber äußerst schwierig: Es begann 2018 mit dem Sturmtief Vaia, darauf folgte massiver Schneedruck und als Krönung der Katastrophe griff der Borkenkäfer wild um sich. Dadurch wurden ganze Landstriche entwaldet, nicht nur in Südtirol. 

Der Arbeitskreis Wald, Holz und Almen
Der Arbeitskreis Wald, Holz und Almen im Südtiroler Bauernbund beobachtet die Entwicklungen im Südtiroler Forst genau und holt aus allen Landesteilen Erkundungen und Erfahrungen ein. Sein Vorsitzender, der Landtagsabgeordnete Franz Locher, hatte gemeinsam mit der Bauernbund-Weiterbildung zu einem Webinar eingeladen, in dem es um die aktuelle Situation auf dem Holzmarkt, um Erfahrungsberichte aus anderen Gegenden und nicht zuletzt um die ins Haus stehenden Anpassungen der Förderungen in der Waldbewirtschaftung ging. Auch Bauernbund-Landesobmann Daniel Gasser nahm an dem Webinar teil. Er bedankte sich beim Arbeitskreis für seinen Einsatz und sein Engagement für die Südtiroler Waldbesitzerinnen und -besitzer. Denn der Arbeitskreis behalte die Situation gut im Auge und arbeite stets an der Umsetzung von Maßnahmen zur Unterstützung der Wald­wirtschaft.
Zunächst erzählte Michael Schmidt, Behördenleiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Bayreuth-Münchberg, von den Erfahrungen, die man in Oberfranken mit dem Borkenkäfer gemacht hat: Es ist eine Region mit großen Waldgebieten (Frankenwald und Fichtelgebirge), die an die Bundesländer Sachsen und Thüringen sowie an die Tschechische Republik grenzt. 35 Prozent des Waldes sind Staatswald, der Rest gehört – teils großen – privaten Waldbesitzern. 

Die Chronologie einer Katastrophe
In dem Gebiet hatte es bereits vor der rezenten Borkenkäferkalamität immer wieder Schäden durch Stürme oder Trockenheit gegeben, allerdings sei das Ausmaß der geschädigten Waldflächen nicht mit dem heutigen zu vergleichen: „Wir hatten in den letzten Jahren einen massiven Borkenkäferbefall, nun scheint sich die Situation wieder zu beruhigen. Wahrscheinlich aber auch deshalb, weil es für die Schädlinge im Frankenwald nichts mehr zu fressen gibt“, erklärte Schmidt lakonisch. 2018 schon hatte die Katastrophe begonnen: „Es war ein trockenes, heißes Jahr und unsere Fichten waren voll mit dem Kupferstecher, der Buchdrucker trat da noch nicht auf.“ Die Bäume zeigten zwar deutliche Symptome, allerdings meinte man da noch, dass sie sich bei genügend Feuchtigkeit und gemäßigteren Temperaturen wieder erholen würden. Weil zu dieser Zeit auch der Holzpreis schlecht war, blieben die Bäume im Wald. Das rächte sich, denn ab August 2019 (es war wieder trocken und heiß) trat großflächig und massiv der Buchdrucker auf und hinterließ im Frankenwald ein Bild der Verwüstung. Dann aber wurde sofort reagiert: Die Behörden wiesen die Besitzerinnen und Besitzer schriftlich an zu schlägern und die befallenen Bäume aus dem Wald zu bringen – notfalls wurde auch mit Sanktionen gedroht. Weitere Maßnahmen waren die Beratung der Betroffenen und gezielte Förderkriterien als Anreiz, den Wald ohne Insektizide vom Borkenkäfer zu befreien. Schließlich wurden die Bahnhöfe geöffnet, um das dadurch anfallende Holz­angebot an Sägewerke liefern zu können, manche Abnehmer holten die Ware auch ab: „Es war bestes Holz, das wir zu billigen Preisen hergeben mussten“, erklärte Schmidt. „Heute sind etwa 13.000 Hektar ehemaliger Frankenwald kahl.“ 

Was man aus der Situation gelernt hat
Was hat man in Oberfranken aus dem Ganzen gelernt? Michael Schmidt fasste für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Webinars zusammen: Der Borkenkäfer sei beherrschbar, wenn frühzeitig reagiert wird. Das Holz müsse genutzt werden, um damit Geld zu verdienen. Darüber hinaus  müsse der Wald klimaresilient umgebaut werden. Zudem müsse moderne Technik zur Früherkennung eines Schädlingsbefalls genutzt werden, beispielsweise Drohnen, und genügend Personal zur Verfügung stehen, auch um Wissen und Erfahrungen auszutauschen. 

Markt entwickelt sich gut
Ein wichtiger Partner für die Aufarbeitung von Käferholz waren und sind die Sägewerke. Zum Webinar geladen war auch Thomas Zimmermann von Pfeifer Group: Das Unternehmen betreibt Holzverarbeitung an 13 Standorten in vier Ländern und schneidet jährlich 4,5 Millionen Festmeter Rundholz ein. Zimmermann ist verantwortlich für den Rundholzeinkauf für die Standorte in Österreich. Er erklärte: „Für uns ist die Lage angespannt, denn es gibt kaum Fichtenhölzer in den vormals klassischen Fichtenländern. Andererseits ist die Nachfrage gut.“ Deshalb werde sich der Markt dort gut entwickeln, wo heute noch Fichte steht, das gelte für Österreich, Bayern oder auch Südtirol. Deshalb riet er, die aktuell sehr guten Preise zu nutzen, langfristige Partnerschaften aufzubauen (z. B. mit der Industrie), Fracht- und Einschlagskapazitäten sowie funktionierende Absatzkanäle zu nutzen. „Holz ist ein toller Rohstoff und wir arbeiten in einer Branche mit Zukunft“, erklärte er, während die Bautätigkeit insgesamt rückläufig sei, gebe es im Holzbau Zuwächse. Und: „Für uns ist Südtirol als Einkaufsmarkt sehr wichtig!“ Über geplante Anpassungen der forstlichen Förderungen sprach Günther Unterthiner, Abteilungsdirektor Forstdienst. Ziel dabei seien die Weiterführung des Schadensmanagements infolge der Naturereignisse der letzten Jahre und gezielte Eingriffe in die Waldentwicklung zur Steigerung der Klimaresilienz und der Biodiversität. Unterthiner stellte die verschiedenen Förderungsschienen und Maßnahmen im Detail vor. „Wenn nicht noch Änderungen passieren, kommen wir Anfang 2026 in die Umsetzung“, erklärte er zum Schluss. Der „Südtiroler Landwirt“ wird ausführlich darüber berichten.
Schließlich stellten sich die drei Redner der Diskussion mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Dabei ging es vor allem um Präzisierungen zu den Förderungen, zu Fristen, Vorgaben und Zielsetzungen.

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