Energie vom eigenen Dach

Wie lässt sich Photovoltaik am besten nutzen? Und welches Potential haben Energiegemeinschaften? Diesen Fragen ging eine Podiumsdiskussion im Rahmen der Landwirtschaftsmesse Agrialp nach. Klar wurde: Ein Knackpunkt ist die Energiespeicherung.

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Energie SBB

Im Jahr 2024 wurden in Südtirol 17.780 Photovoltaik-Anlagen mit insgesamt 450 Megawatt Leistung gezählt. 2.900 Anlagen sind auf landwirtschaftlichen Betrieben installiert, sie produzieren etwa ein Viertel der insgesamten Leistung. Stattliche Zahlen, trotzdem nur etwa zehn Prozent des Strombedarfs in Südtirol aus Photovoltaik stammen, traditionell dominiert hier die Wasserkraft. Diese Zahlen wurden bei einer Podiumsdiskussion auf der Aktionsbühne des Südtiroler Bauernbundes im Rahmen der Landwirtschaftsmesse Agrialp genannt. Daran nahmen Michael Frei von der Alperia Mitgliederbetreuung, Pascal Vullo von der Abteilung Innovation und Energie im Südtiroler Bauernbund, Armin Gasser vom Landesamt für Energie und Klimaschutz, Günther Schweigkofler vom Raiffeisenverband bzw. Südtiroler Energieverband sowie der Brandschutz- und Energieexperte Roland Thaler teil. Moderiert wurde die Runde von Evelyn Gallmetzer vom Südtiroler Bauernbund.
Die Experten waren sich einig, dass Photovoltaik vor allem für viehhaltende Betriebe von Vorteil ist, denn dort ist der Energiebedarf vergleichsweise hoch, die Produktion kann den Eigenbedarf teilweise decken. Pascal Vullo erklärte, dass man den produzierten Strom selbst nutzen und Überschuss verkaufen könne. Allerdings wird vor allem im Sommer viel produziert, im Winter weniger, obwohl dann der Bedarf höher ist. Trotzdem können übers Jahr zwischen 20 und 30 Prozent des Eigenbedarfs produziert werden.  Die Nachfrage für Photovoltaik-Anlagen bleibt hoch. Roland Thaler meinte: Zurzeit ist kein Rückgang in den Anfragen festzustellen, auch wegen finanzieller Anreize.“ Was bleibe, sei die Netz-Problematik: Denn es sei nicht für große Anlagen gedacht. „Hier kommen wir an unsere Grenzen. Und damit werde die Energiespeicherung ein wichtiges Thema.

Oder Energiegemeinschaften, wie Günther Schweigkofler vom Südtiroler Energieverband ergänzte. Dafür gebe es auch Förderungen. Südtirol ist inzwischen großflächig mit Energiegemeinschaften abgedeckt, man könne sowohl als Produzent oder Konsument Mitglied werden. Ansonsten könne man auch Strom produzieren und verkaufen: entweder an private Verkäufer oder an den Gestore Servizi Energetici GSE - zum Marktpreis in der Regel, der einem Drittel des Gesamtpreises entspricht, der auf Stromrechnungen aufscheint. Die Einnahmen aus diesen Verkäufen sind natürlich zu versteuern. Der Strommarkt hat sich in den letzten Jahren stark verändert, erklärte Michael Frei von Alperia. So werde heute nicht mehr in sogenannten „fasci“ verrechnet, sondern stündlich oder sogar viertelstündlich. Das bedeutet: Wird mittags bei Sonne viel Strom erzeugt wird, gibt es viel Angebot, der Strompreis sinkt entsprechend fast auf null. „Das hat auch Einfluss auf den Preis, den ich als Verkäufer realisiere“, erklärte Frei. Deshalb riet er, den Eigengebrauch gut zu planen. Zum Beispiel, indem Akkus dann geladen werden, wenn Überangebot herrscht, und eingespeist wird, wenn es Unterangebot gibt. Das sei vor allem in der Landwirtschaft gut machbar, meinte er.  Auch bidirektionale Autos oder Maschinen – sofern es sie bereits gibt – seien hier eine gute Lösung, darin stecke viel Potential. Alle Experten waren sich einig, dass darin, wie im gut geplanten Eigenverbrauch und Batterien die Zukunft liegt, zumal Batterien kostengünstiger werden. Trotzdem müsse auf eine optimale Dimensionierung geachtet werden. Pascal Vullo riet, Batterien nach Eigenbedarf zu dimensionieren. Allerdings sei der erst von Fall zu Fall zu ermitteln.
Schließlich wurden baurechtliche und technische Aspekte von Photovoltaik-Anlagen besprochen. Nicht zuletzt ging es dabei um Auflagen im Brandschutz, hier gebe es zusätzliche Pflichten zu beachten. Denn ist man diesbezüglich nicht in Ordnung, könne im Schadensfall die Versicherung nicht greifen. Da insbesondere ältere Anlagen den Brandschutzbestimmungen oft nicht entsprechen, werden künftig Inspektionen angeboten werden, hieß es. Armin Gasser vom Landesamt für Energie und Klimaschutz erklärte die Strategie des Landes in diesem Zusammenhang: Ziel sei es, dass jeweils der eigene Stromverbrauch abgedeckt wird, darum gebe es Förderungen für die Investition, inklusive Batterie. Auch für die Kombination von Wärmepumpe und Photovoltaik gebe es eine Förderung vom Land in Höhe von 60 Prozent der anerkannten Kosten. Im laufenden Jahr hat es bereits 500 Anträge dazu gegeben.

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