Ein auf und vor der Bühne gut besuchter bäuerlicher Informationstag in Schlanders.

Wertschöpfung ist oberstes Ziel

Beim bäuerlichen Informationsabend in Schlanders wurde deutlich, was den Vinschger Bäuerinnen und Bauern Sorgen bereitet: die teils prekäre Einkommenssituation, das Bürokratiemonster, die Neue Gentechnik und die Blutlaus. Auch die Dauerthemen Nationalpark und Wild kamen an dem Abend auf den Tisch.

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SBB

Die letzten Jahre waren fordernd für die Bäuerinnen und Bauern, auch im Vinschgau. Wenn sich die Milchpreise auch erholt haben, so sind Obstbäuerinnen und -bauern nach wie vor stark unter Druck. „Oft ist die Einkommenssituation auf den Höfen verheerend“, hieß es aus den Reihen der rund 200 Vinschger Bäuerinnen und Bauern, die am Abend des 28. Mai in das Kulturhaus in Schlanders gekommen waren. Der neue Bezirksobmann Joachim Weiss hatte zum bäuerlichen Informationsabend eingeladen, ebenfalls 14 Politiker, Entscheidungsträger und Bauernvertreter, die den Bäuerinnen und Bauern im Saal Rede und Antwort standen.

Risikomanagement, Blutlaus und Neue Gentechnik
Bauernbund-Landesobmann Daniel Gasser unterstrich, dass die Wertschöpfung auf den Höfen oberstes Ziel des Bauernbundes sei, gemeinsam mit den Vermarktungsorganisationen versuche man, die Betriebe zu stärken. Eine wichtige Säule dabei ist das Risikomanagement in den landwirtschaftlichen Kulturen. Für die neue Förderperiode habe die EU die finanziellen Mittel dazu aufgestockt, erklärte EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann. Manfred Pechlaner, Direktor des Hagelschutzkonsortiums, berichtete über die Herausforderungen, die das Konsortium in Bezug auf den Mutualitätsfonds zu bewältigen habe. Man sei aber auf einem guten Punkt, in absehbarer Zeit laufe alles auf Schiene. Große Sorge bereitet den Obstbäuerinnen und -bauern die Blutlaus: Vor allem der Bioanbau ist von diesem Schädling bedroht, aber auch integriert wirtschaftende Bauern leiden darunter. Landesrat Luis Walcher sicherte diesbezüglich volle Unterstützung zu, das Versuchszentrum Laimburg arbeitet daran.
Mehrere Wortmeldungen gab es zur Neuen Gentechnik: Bäuerinnen und Bauern äußerten sich besorgt darüber, welche Auswirkungen eine Deregulierung des derzeit gültigen Gentechnik-Gesetzes haben könnte. Zudem bereitet das Patentrecht Kopfzerbrechen, man dürfe sich keinen zusätzlichen Abhängigkeiten aussetzen, hieß es. Andere plädierten, sich dieser Entwicklung nicht zu verschließen, sie berge auch Chancen, vor allem in der Züchtung resistenter Pflanzen. Derzeit werde auf EU-Ebene vor allem über die Kennzeichnungspflicht der mit neuen gentechnischen Methoden gezüchteten Pflanzen diskutiert, erklärte Herbert Dorfmann. Sollte sie kommen, könne der Konsument selbst entscheiden.

Wild, Nationalpark und Bürokratie
Ein nach wie vor stark gefühltes Prob­lem im Vinschgau ist das Wild, das teils große Schäden verursacht. Um dem starken Wilddruck Herr zu werden, brauche es eine stärkere Bejagung. Natürlich war auch der Nationalpark Stilfser Joch Thema: Amtsdirektor Hanspeter Gunsch berichtete von den langen bürokratischen Wegen, die seit 2016 beschritten wurden. Man habe intensiv daran gearbeitet, nun sei die gesamte Dokumentation über den neuen zuständigen Landesrat Peter Brunner nach Rom geschickt worden. Man habe große Hoffnung, dass Rom wohlwollend antworten wird. Auch zum Thema Wilddruck äußerte sich Gunsch: Im Nationalpark habe man das Wild in Griff, meinte er.
Die überbordende Bürokratie stößt so manchem Bauern sauer auf, vor allem die EU wird dafür verantwortlich gemacht. Das Prob­lem wird allgemein als solches empfunden, immer neue Regelwerke seien Grund dafür. Im kleinen Rahmen könne man vielleicht mit Eigenerklärungen Abhilfe schaffen, meinte Luis Walcher. Auch beim Thema Biogasanlagen versprach der neue Landesrat, an einer landesweiten Lösung für die aktuellen Probleme zu arbeiten: Viele Anlagen seien in die Jahre gekommen, Reparaturen und Instandhaltungsarbeiten nötig. Dafür gibt es aber bislang keine Beiträge. Da das Thema erneuerbare Energien aber hohe Priorität habe, müsse sich diesbezüglich etwas tun. Wasser ist im Vinschgau seit jeher ein heikles Thema. Die auslaufenden Wasserkonzessionen bereiten Sorgen, der Landesrat signalisierte diesbezüglich Diskussionsbereitschaft. Auch beim Thema Doppelnutzung sei er gesprächsbereit.
Angesprochen wurden zudem Themen wie die Tiergesundheitsprämie, die Hausschlachtung, der Grüne Euro oder generell die Zusammenarbeit zwischen Tourismus und Landwirtschaft. Landesrat Luis Walcher unterstrich, dass ein Miteinander beider Sektoren möglich sei, wenn man aufeinander zugehe und sich respektiere. Denn es habe nur Vorteile: „Gäste schätzen die Südtiroler Landschaft, sie wollen Südtirol aber mit allen Sinnen erleben, auch über die heimischen Produkte.“ Handlungsbedarf sieht er dabei aber nicht nur bei der Gastronomie, auch bei den Ausschreibungen für Mensen müsse Südtirol stärker berücksichtigt werden.

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