Herbert Dorfmann: „Heute gibt es wieder große Wolfspopulationen über ganz Europa verteilt.“

Wolf: Schutzstatus zurückgestuft

Von „stark geschützt“ auf „geschützt“ hat das Europäische Parlament am 7. Mai den Schutzstatus für den Wolf in der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie gesenkt. Was das konkret bedeutet und wieso damit der Weg noch lange nicht zu Ende ist, wurde tags zuvor bei einer Pressekonferenz erklärt.

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Politik

Nachdem vor Kurzem der Schutzstatus des Wolfes in der Berner Konvention zurückgestuft worden war, hat ihn das Europäische Parlament am 7. Mai auch in der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie von „stark geschützt“ auf „geschützt“ gesenkt. Ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer Regulierung des großen Beutegreifers. Nun liegen die Entscheidung und das weitere Prozedere bei den Mitgliedsländern. 

EU hat Aufgabe erfüllt
„Die EU hat damit ihre Aufgabe erfüllt“, unterstreicht Bauernbund-Landesobmann Daniel Gasser, der Weg sei aber noch ein langer. Das bestätigt auch Landesrat Luis Walcher in einer Presseaussendung: „Wir sind damit unserem Ziel nähergekommen und werden unseren eingeschlagenen Weg beharrlich weiterverfolgen, im Schulterschluss mit den Südtiroler Politikern in Rom und Brüssel. Denn es sind noch gesetzliche Maßnahmen auf staatlicher Ebene und auf Landesebene nötig“, erklärt der Landesrat. Am Vortag der Entscheidung des EU-Parlaments fand eine Pressekonferenz statt, an der neben Peter Liese, dem umweltpolitischen Sprecher der Europäischen Volkspartei, und Esther Herranz García, der Verhandlungsführerin der EVP-Fraktion für den Schutzstatus des Wolfes, auch der EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann als Sprecher der EVP-Fraktion für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung teilnahm. 

Zunächst viel Unverständnis
Peter Liese äußerte sich zufrieden: Das ist der Abschluss einer langen Reise, die bereits im Jahr 2020 begonnen hat.  „Als wir in Brüssel zum ersten Mal auf das Wolfsproblem im Alpenraum aufmerksam gemacht haben, sind wir meist noch auf Unverständnis gestoßen.“ erklärt er. Und Herbert Dorfmann ergänzte: „Es hat nicht nur wissenschaftliche, sondern auch viel Informations- und Sensibilisierungsarbeit auf europäischer und auf Staatsebene gebraucht, um das Problem in den Köpfen zu verankern. Und selbst als man verstanden hatte, dass es vor allem in Gebieten mit einer intensiven Alm- und Weidewirtschaft Lösungen braucht, standen noch etliche Hürden im Weg.“

Ball liegt nun bei den Mitgliedsstaaten
Im vergangenen halben Jahr wurden nun die letzten dieser Hürden genommen. So wurde Anfang Dezember der Schutzstatus des Wolfs auf Antrag der EU-Mitgliedsstaaten in der Berner Konvention gesenkt, daraufhin schlug die EU-Kommission im März dem Parlament vor, diese Entscheidung auch in der EU-Gesetzgebung nachzuvollziehen. Die Änderung erlaubt es künftig den Mitgliedsstaaten, Maßnahmen zu ergreifen, um die wachsenden Wolfspopulationen dort zu managen, wo es der Schutz der Bürgerinnen und Bürger und die Konflikte mit der Landwirtschaft verlangen.

Wolf ist heute nicht mehr vom Aussterben bedroht
1992 wurde die FFH-Richtlinie ausgearbeitet, damals war der Wolf in Europa vom Aussterben bedroht. Deshalb wurde er in Anhang IV der FFH-Richtlinie aufgenommen und damit als „stark geschützt“ eingestuft. „Heute gibt es wieder große Wolfspopulationen über ganz Europa verteilt“, erklärte Dorfmann und unterstrich: „Deshalb kann man sagen, die Richtlinie war erfolgreich!“ Aktuell aber sei Abschnitt IV (Anm. d. Red.: Verzeichnis der als „streng geschützten“ eingestuften Tierarten) für den Wolf nicht mehr zu rechtfertigen. Dorfmann plädierte dafür, die Anhänge immer wieder auf ihre Aktualität hin zu kontrollieren und – basierend auf wissenschaftlichen Erhebungen und Einschätzungen – entsprechende Anpassungen vorzunehmen. Denn: Fälle, in denen sich Populationen gefährdeter Tiere wieder erholen und sogar zum Problem werden können, würde es immer wieder geben. Bedenken räumte Dorfmann aus: „Der Wolf bleibt geschützt, die Verantwortung liegt nun aber bei den Mitgliedsstaaten. Sie müssen anhand der jeweiligen Bedürfnisse und He­raus­forderungen Maßnahmen ergreifen.“ Ziel sei es, ein neues Gleichgewicht zu schaffen zwischen der Wolfspopulation einerseits und der Weide- und Almwirtschaft andererseits. Das bekräftigte auch Esther Herranz García. Sie unterstrich: Durch die stark gestiegene Wolfspopulation seien Bäuerinnen und Bauern in Bedrängnis geraten. „Sie sind an uns als Vertreterinnen und Vertreter der Europäischen Volkspartei herangetreten, weshalb wir das Thema aufgegriffen und
nun zu einem guten Abschluss gebracht haben.“

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