Drei von vier bäuerlichen Kandidatinnen und Kandidaten haben den Sprung in den Gemeinderat geschafft.

Bäuerlich punktet in vielen Gemeinden

Vieles ändert sich, aber eines nicht: die starke bäuerliche Vertretung in den Südtiroler Gemeindestuben. Wieder haben die Wähler bäuerlichen Kandidatinnen und Kandidaten über die Landwirtschaft hinaus das Vertrauen geschenkt.

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Politik

In Südtirols Gemeinden gab es bei den Gemeindewahlen am vergangenen Sonntag 1.932 Mandate zu vergeben – inklusive der fünf Gemeinden Brixen, Lana, Leifers, St. Martin in Passeier und Wengen, die bereits 2024 gewählt haben. 407 davon (bei 538 Kandidaten) konnten ähnlich wie 2020 wiederum bäuerliche Kandidaten gewinnen. Das entspricht einem guten Fünftel aller Mandate. Der Anteil der bäuerlichen Mandatare auf Gemeindeebene ist stabil. Viele bäuerliche Kandidaten haben ein ausgezeichnetes Vorzugsstimmenergebnis erzielt und empfehlen sich damit für den Gemeindeausschuss und auch das Vizebürgermeisteramt.

Voller Erfolg in mehreren ­Gemeinden
Der Prozentsatz der gewählten Kandidaten liegt bei über 75 Prozent. Das spricht dafür, dass sich die Ortsgruppen strategisch gut aufgestellt und attraktive und glaubwürdige Kandidaten ins Rennen geschickt haben. Am höchsten war der Prozentsatz der Gewählten mit 87 Prozent im Burggrafenamt, es folgt der Bezirk Unterland mit 80 Prozent. Einige Höhepunkte von vielen auf Gemeindeebene: In Rodeneck schafften neun bäuerliche Kandidaten den Sprung in den Gemeinderat, in Kurtatsch und Schluderns schafften es sieben von sieben Kandidaten. Die meisten Kandidaten traten für die Südtiroler Volkspartei (SVP) an, einige aber auch für Bürgerlisten, für die Freiheitlichen und für die Südtiroler Freiheit. Bei der Nominierung waren die Ortsbauernräte frei in ihrer Entscheidung. Die Anzahl der bäuerlichen Mandatare ist noch nicht vollständig, da einige Ortsgruppen weitere bäuerliche Mandatare nachmelden werden. Von 28 bäuerlichen Bürgermeisterkandidaten sind 18 gewählt worden. Erfreulich ist, dass zehn Amtsträger wiedergewählt wurden. Das spricht für sie und ihre Arbeit in der vergangenen Legislatur. Von den 16 neuen Kandidaten haben acht das Rennen gemacht, nämlich Eduard Gasser in Nals, Josef Mair in Sarntal, Markus Mitterhofer in Kiens, ­Alexandra Ganner in Algund, Alexander T­urato in Riffian, Christoph Pircher in Dorf Tirol, Leo Tiefenthaler in Montan und ­Christine Kaaserer in Schlanders. 

Bürgermeister: einer von sechs Gewählten ist bäuerlich
Somit sind 15 Prozent aller Bürgermeister im Lande bäuerlich. Auch hier könnte es noch Nachnominierungen geben, da auch andere neugewählte Bürgermeister einen landwirtschaftlichen Hintergrund haben. Fazit: Die politische Vertretung ist in den Gemeindestuben weiterhin sehr viel stärker als es dem bäuerlichen Bevölkerungsanteil entspricht. Diese überproportionale Vertretung braucht es, um den Anliegen der Landwirtschaft auch in Zukunft Gehör zu verschaffen und diese umzusetzen. Der Ortsbauernrat war laut Satzungen aufgefordert, die Kandidaten im Verbund mit den bäuerlichen Organisationen zu nominieren und damit diese politische Vertretung sicherzustellen. Die Gruppe der Kandidatinnen und Kandidaten von Südtiroler Bauernbund, Südtiroler Bäuerinnenorganisation, Südtiroler Bauernjugend und der Seniorenvereinigung im Südtiroler Bauernbund trat von Anfang an als Team auf. Die bäuerliche Familie hat dieses Angebot angenommen und wiederum vom Wahlrecht und von den Vorzugsstimmen Gebrauch gemacht. Das ist eine große Stärke der Landwirtschaft und lässt mit Zuversicht in die Zukunft blicken, denn nur wer wählt, entscheidet auch mit. Entschieden wird nämlich immer, die Frage ist nur von wem! 104 Bäuerinnen und 31 ­Jugendkandidaten haben den Sprung in die Ratsstuben geschafft. Besonders hervorzuheben ist das Ergebnis der Bäuerinnen. Der Anteil der weiblichen Gemeindemandatare konnte mehr als verdoppelt werden. 

Unterstützung gut angenommen
Unterstützung erhielten die Ortsgruppen und Kandidaten vom Bauernbund bei der Erarbeitung von Wahlmaterialien und Wahl­briefen. Viele Ortsgruppen nahmen dieses Angebot in Anspruch. Besonders viele Ortsgruppen setzten auf die persönliche Verteilung von Wahlbriefen und Broschüren oder auf SMS- bzw. WhatsApp-Nachrichten. Auch Kurzvideos für die Verwendung in den Sozialen Medien waren nachgefragt. Wichtig war es dabei, über die unterschiedlichen Kanäle vor Ort zu mobilisieren und ein Unterstützernetzwerk aufzubauen. 

Freude herrscht bei der Bauernbund-Spitze …
Bauernbund-Landesobmann Daniel Gasser freut sich über den Erfolg: „Die Bäuerinnen und Bauern wissen um die Bedeutung einer starken bäuerlichen Vertretung in den Gemeindestuben. Wie schon 2020 ist das Ergebnis dementsprechend sehr gut. Ein Dank daher an alle, die sich engagiert haben!“ 15 Prozent aller Bürgermeister und ein gutes Fünftel aller Mandate in den Südtiroler Ratsstuben seien – so Gasser weiter – ein großer Erfolg, Bestätigung und Auftrag zugleich. „Die Landwirtschaft steht gut da und Bauern und Bäuerinnen werden von der Gesellschaft geschätzt. Nun geht es darum, alles zu unternehmen, um bei der Vergabe der Referentenposten gemäß dem Wahlergebnis zum Zuge zu kommen.“ Hier brauche es den kompakten Einsatz der Gewählten und der Ortsobleute der bäuerlichen Organisationen. „Ich möchte auch gleich nach dem Wahltag alle Ortsbauernräte einladen, die gewählten Mandatare als ihre bäuerlichen Mandatare zu bestätigen und regelmäßig zu Sitzungen und Versammlungen einzuladen. Denn im Zusammenspiel erreichen wir mehr“, ist Gasser überzeugt. Für Bauernbund-Direktor Siegfried Rinner war der Zusammenhalt von Bauernbund, Bäuerinnen, Bauernjugend und Senioren auf Ortsebene bei diesen Wahlen vorbildhaft: „Darauf kann man bauen. Der Bauernbund wird auch in Zukunft die bäuerlichen Bürgermeister, Referenten und Gemeinderäte durch Information und Veranstaltungen – auch in Webinarform – unterstützen und begleiten. Vor allem im Zusammenhang mit dem Gemeindeentwicklungsprogramm ist der Informationsbedarf sehr groß“, weiß Rinner.

… und auch beim zuständigen Landesrat
Auch Landwirtschafts-Landesrat Luis Walcher blickt „mit großer Freude auf das Ergebnis der Gemeinderatswahlen am Sonntag, 4. Mai.“ Die bäuerlichen Kandidatinnen und Kandidaten hätten erneut eindrucksvoll bewiesen, dass sie in ganz Südtirol, und besonders im ländlichen Raum, großes Vertrauen genießen. „Dass rund ein Fünftel aller Mandate in bäuerlicher Hand liegt, unterstreicht den hohen Stellenwert der Landwirtschaft in unserer Gesellschaft. Die bäuerlichen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie Gemeindemandatarinnen und -mandatare werden weit über die Landwirtschaft hinaus für ihre Handschlagqualität und ihren Pragmatismus geschätzt. Sie erkennen die Probleme und packen sie zum Wohle der Gemeinschaft an“, freut sich Walcher. Diese starke Präsenz in den Südtiroler Gemeinden sei kein Selbstläufer, sondern das Ergebnis harter Arbeit und enger Verbundenheit mit den Menschen vor Ort. „Darüber hinaus stellt sie sicher, dass bäuerliche Anliegen auch künftig Gehör finden und in kommunale Entscheidungen einfließen. Als Landesrat für Landwirtschaft bin ich deshalb besonders stolz auf das hervorragende Wahlergebnis und gratuliere allen bäuerlichen Gewählten zu diesem großartigen Erfolg. Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit“, betont Walcher abschließend.  

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