„Zusammen Anliegen umsetzen“

Die großen Herausforderungen in der Landwirtschaft, die EU-Agrarpolitik und die Landespolitik standen im Mittelpunkt des großen bäuerlichen Infotages des Südtiroler Bauernbundes in Bruneck. Für Bezirksobmann Manfred Vallazza und den Landesrat Luis Walcher war es der erste Infotag in ihren neuen Ämtern.

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SBB Politik

Vor zahlreichen Mitgliedern im NOBIS rief Bezirksobmann Manfred Vallazza in Bruneck zur Geschlossenheit und Zuversicht auf: „Nur wenn wir zusammenhalten, können wir unsere Anliegen umsetzen.“ Wie wichtig etwa eine gute Vertretung in Brüssel sei, habe sich besonders in dieser Amtsperiode gezeigt. Daher sollten die Bäuerinnen und Bauern dem Südtiroler EU-Abgeordneten Herbert Dorfmann ihr Vertrauen schenken.

Schwierige Amtszeit in Brüssel
Herbert Dorfmann selbst blickte in seinem Kurzreferat auf eine turbulente Amtszeit mit einer Pandemie und dem Ukrainekrieg zurück, die die Arbeit in Brüssel bestimmt hätten. Die schwierige Einkommenssituation in der Landwirtschaft hat in den letzten Wochen zudem zu Bauernprotesten geführt. „Die Preise für Lebensmittel sind in den letzten zwei Jahren um dreißig Prozent angestiegen. Davon landet aber kaum etwas beim Produzenten. Hinzu kommt, dass sich die Produktionskosten erhöht haben, was zu Einkommensverlusten geführt hat. Darauf und auf die zunehmende Bürokratie machten die Bauern aufmerksam“, berichtete Dorfmann. Für Südtirols kleinstrukturierte Landwirtschaft sei wichtig gewesen, dass es in der aktuellen Agrar-Finanzperiode eine Umverteilung von den großen hin zu den kleinen Betrieben gegeben habe. Auch habe die Landwirtschaft seit der Corona-Pandemie an Bedeutung gewonnen, weil deutlich wurde, dass die Versorgungssicherheit nicht selbstverständlich sei. Kritisch sieht Dorfmann das Naturwiederherstellungsgesetz und den – mittlerweile abgelehnten – Versuch, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bis 2030 zu halbieren. Nachhaltigkeit sei wichtig, müsse aber mit Hausverstand angegangen werden und dürfe nicht die Versorgungssicherheit gefährden. Ein wichtiges Thema sei derzeit auch das Großraubwild. Dorfmann hofft, dass der Schutzstatus des Wolfes abgesenkt werden kann, damit ein Management möglich wird. Nun seien die Mitgliedsstaaten gefordert.

Bauernproteste zeigen Wirkung
Für den Direktor des Südtiroler Bauernbundes, Siegfried Rinner, würden die Bauernproteste bereits eine erste Wirkung zeigen: „Die EU hat Erleichterungen in Aussicht gestellt. Für Betriebe unter zehn Hektar soll es Vereinfachungen bezogen auf Kontrollen und Sanktionen geben. Und auch für Betriebe über zehn Hektar Kulturfläche sind Erleichterungen in Sicht.“ Die Umwandlung von Dauergrünland soll zukünftig leichter möglich sein. Was die neue EU-Agrarfinanzierung für Südtirols Bäuerinnen und Bauern bringe, sei noch nicht ganz klar. Was sich aber abzeichnet, ist, dass es wohl nicht mehr Unterstützung als in der vergangenen Finanzperiode gibt.

Kleine Kreisläufe stärken
Der neue Landesrat für Landwirtschaft Luis Walcher sprach sich in Bruneck für eine noch engere Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Tourismus aus. „Wir müssen kleine Kreisläufe stärken. Davon profitieren sowohl die Landwirtschaft als auch der Tourismus. Gäste, die in unser Land kommen, wollen heimische Produkte auf ihrem Teller.“ Erfreut war Walcher über die höheren Milchpreise, die besonders für die Berglandwirtschaft wichtig seien, da es am Berg in vielen Fällen keine Alternative zur Milchwirtschaft gebe. Weiter an Lösungen arbeiten will Walcher beim Großraubwild. Auch der Landesobmann des Südtiroler Bauernbundes, Daniel Gasser, appellierte, rasch eine Lösung beim Großraubwild zu finden. Nach den drei Impulsreferaten hatten die zahlreich erschienenen Mitglieder das Wort. Themen, die den Bäuerinnen und Bauern im Pustertal unter den Nägeln brennen, sind der Borkenkäfer und die Bringungsprämie in der Waldwirtschaft, der Schutz der Almwirtschaft, der Milchtransport auch in abgelegenen Gebieten, die Einkommenssituation der bäuerlichen Betriebe und Höfeverkäufe.
Neben den Referenten konnte der Bauernbund-Bezirksobmann Manfred Vallazza auf dem großen bäuerlichen Infotag in Bruneck auch die Bezirksbäuerin Renate Taschler, den Obmann von Bergmilch Südtirol, Joachim Reinalter, sowie den Landtagsabgeordneten Franz Locher, begrüßen.

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