Apfelmarkt: Die Lage stabilisiert sich
Die Prognosen für die europäische Apfelernte 2025 sind gut, die Marktsituation präsentiert sich solide: Die Prognosfruit im französischen Angers setzte insgesamt positive Vorzeichen für die Branche. Für Bäuerinnen und Bauern aber bleibt der Druck hoch.
Europa steuert in diesem Jahr auf eine etwa gleich große Erntemenge bei Äpfeln zu wie im letzten Jahr: Bei der Prognosfruit, die in diesem Jahr von 6. bis 8. August im französischen Angers stattfand, sprach die World Apple and Pear Association WAPA von 10.455.000 Tonnen Erntevolumen für die EU-27. Das bedeutet zwar eine um 7,5 Prozent geringere Erntemenge im 3- und 5-Jahres-Durchschnitt, sie scheint sich aber auf diesem Niveau neu einzupendeln, wie die Experten vermuten. Die stabile Erntemenge lässt auf einen ausgeglichenen Markt hoffen, ein gutes Vorzeichen für die kommende Vermarktungssaison und letztendlich für Produzentinnen und Produzenten. Die wiederum kämpfen mit täglichen Herausforderungen, die nicht kleiner werden, im Gegenteil: So war beim Kongress auch von steigenden Betriebskosten, neuen Schädlingen und Krankheiten bei immer weniger Wirkstoffen und von der Bedrohung Klimawandel und Wetterextreme die Rede.
Polen legt wieder zu
Nun die Daten im Detail: Der größte Apfelproduzent innerhalb der EU, Polen, kehrt auf sein Erntevolumen von 3.300.000 Tonnen zurück und verzeichnet damit ein Plus von drei Prozent gegenüber dem Vorjahr (siehe Tab. 1). Auch Frankreich kann mit einer Erntemenge von 1.484.000 Tonnen vier Prozent mehr Äpfel erwarten als 2024, während Deutschland voraussichtlich 1.000.000 Tonnen Äpfel und damit 15 Prozent mehr Äpfel ernten wird als im Jahr davor. Auch Österreich (142.000 t) mit einem Plus von 89 Prozent, die Tschechische Republik (107.000 t) mit 197 Prozent, Dänemark (24.000 t) mit 14 Prozent und die Niederlande (226.000 t) mit 16 Prozent Plus gehören innerhalb der EU zu jenen Apfelproduzenten, die in diesem Jahr mehr Äpfel ernten werden als im Jahr zuvor.
Dem gegenüber stehen einige EU-Länder, die im Vergleich zum Vorjahr weniger ernten werden: Italien beispielsweise, mit 2.248.000 Tonnen prognostiziertem Erntevolumen, wir etwa drei Prozent weniger Äpfel ernten als im Jahr zuvor. Damit bleibt der Stiefelstaat nach Polen zweitgrößter Apfelproduzent der EU, gefolgt von Frankreich (1.484.000 t), Deutschland (1.000.000 t) und Spanien (501.000 t), wo man heuer allerdings ein Minus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr hinnehmen wird müssen.
Gala und Golden Delicious stabil
Auch bei den Sorten gibt es unterschiedliche Entwicklungen: So werden für die Leit-
sorten Golden Delicious mit 2.059.000 Tonnen (–1 %) und Gala mit einer Erntemenge von 1.429.000 Tonnen und damit in etwa derselben Erntemenge wie 2024 stabile Erträge erwartet (siehe Tab. 2). Für die Sorte Red Delicious, die in Europa mit einer Erntemenge von 487.000 Tonnen Platz drei einnimmt, werden allerdings 19 Prozent weniger Ernte prognostiziert als im Vorjahr. Mit 465.000 Tonnen und damit neun Prozent weniger Erntevolumen rechnet man bei der Sorte Idared. Denselben Rückgang verzeichnet man auch für die Sorte Fuji mit 283.000 Tonnen geschätztem Erntevolumen.
Stetig im Steigen begriffen ist die Erntemenge bei der Sorte Cripps Pink: Mit einer voraussichtlichen Erntemenge von 334.000 Tonnen werden 2025 wieder vier Prozent mehr Äpfel dieser Sorte geerntet werden. Damit ist sie die achtstärkste Sorte in Europa, gleich hinter Granny Smith (347.000 t), Shampion (379.000 t) oder Red Jonaprice (390.000 t), zwei Sorten, die im italienischen und Südtiroler Sortenspiegel keine Rolle spielen und deshalb nicht separat in der Tabelle angeführt sind, sondern in die Kategorie „Andere Sorten“ einfließen. Für die Sorte Pinova wird mit 211.000 Tonnen Erntevolumen ein Erntezuwachs von zehn Prozent gerechnet. Damit nimmt sie auf europäischer Ebene mengenmäßig Platz zehn ein. Deutlich im Steigen begriffen ist der Anteil neuer Sorten an der Gesamtproduktion: Sie schlagen laut Ernteprognose mit 680.000 Tonnen Erntemenge zu Buche, was einer Steigerung von 14 Prozent gegenüber dem (allerdings schwachen) Vorjahr bedeutet.
Italien und Südtirol: –3 Prozent
In Italien wird, wie bereits erwähnt, mit einem Minus von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr und einer Erntemenge von 2.248.000 (exakt 2.248.025) Tonnen Äpfeln gerechnet (siehe Tabelle 3). Davon entfallen 164.099 Tonnen auf Bioäpfel (12 % weniger als im Vorjahr) und – aus aktueller Sicht – 289.515 Tonnen auf Industrieware, was einem Minus von zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Ebenfalls drei Prozent weniger Erntemenge werden für Südtirol erwartet: Für den mit Abstand größten Apfelproduzenten Italiens wird mit einem Erntevolumen von 1.011.533 Tonnen gerechnet (siehe Interviews). Das Trentino wird dagegen mit einem Plus von fünf Prozent und einer Erntemenge von 501.374 Tonnen in die nächste Verkaufssaison starten. Im Piemont ist ein Minus von 15 Prozent und einer Erntemenge von 241.421 Tonnen veranschlagt, nachdem dort im Jahr zuvor eine Rekordernte zu verzeichnen war. In Venetien, das teils von Hagelschlägen heimgesucht wurde, werden elf Prozent Minderernte und 207.367 Tonnen Äpfel erwartet. Auf Platz fünf rangiert im italienischen Vergleich die Emilia-Romagna mit einem gesamten Erntevolumen von 176.880 Tonnen, was einem Rückgang von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Wie in Europa, so ist die Sorte Golden Delicious auch in Italien nach wie vor mengenmäßig die wichtigste Sorte. Mit einem Erntevolumen von 688.326 Tonnen wird man heuer von dieser Sorte drei Prozent mehr ernten als 2024, das für den Golden Delicious eine schwache Ernte abgab. Alle anderen traditionellen Sorten zeigen Ernterückgänge, zum Beispiel die mengenmäßige Nummer zwei – Gala: Sie wird mit einer Minderernte von sieben Prozent und 396.087 Tonnen zu Buche schlagen. Von der Sorte Granny Smith werden ebenfalls 16 Prozent weniger geerntet und damit 160.418 Tonnen eingelagert, während von der Sorte Fuji drei Prozent weniger und damit 157.480 Tonnen geerntet werden. Die Sorte Red Delicious trifft mit minus
21 Prozent ein Rekordtief von 156.366 Tonnen auf italienischer Ebene und wird so mengenmäßig auf Platz fünf verwiesen. Gleich dahinter rangiert die Sorte Cripps Pink mit einer Rekordernte von 132.913 Tonnen, was einem Zuwachs von drei Prozent entspricht und den Trend der letzten Jahre fortschreibt.
Im Gegensatz zu den traditionellen Sorten ist in Italien der Anteil der neuen Sorten stetig am Wachsen: So werden hier diesen Herbst 303.746 Tonnen und damit zehn Prozent mehr Äpfel neuer Sorten in den Obstlagern liegen. Auch das entspricht dem langjährigen Trend und belegt, dass Italiens Apfelbäuerinnen und -bauern stark auf neue (Club-)Sorten setzen.
Zwei Interviews zum Thema, unter anderem mit Walter Pardatscher und Martin Pinzger, finden Sie ab Freitag in der Ausgabe 15 des „Südtiroler Landwirt“ vom 29. August ab Seite 34, online auf „meinSBB“ oder in der „Südtiroler Landwirt“-App.
