Bauernkost für starke Zähne
Simon Moser ist Zahnarzt in Klausen. Im Gespräch mit dem „Südtiroler Landwirt“ erklärt er, wie Ernährung und Landwirtschaft die Zahngesundheit beeinflussen, welche Lebensmittel besonders empfehlenswert sind und warum sorgfältige Mundpflege unverzichtbar bleibt.
Südtiroler Landwirt: Herr Moser, wie sind Sie Zahnarzt geworden und was fasziniert Sie an Ihrem Beruf am meisten?
Simon Moser: Nach dem Abschluss an der Gewerbeoberschule habe ich gemerkt, dass mir das Bedienen von Maschinen oder das Konstruieren am Computer keinen Spaß macht. Ich habe mich gefragt, wie ich ein Handwerk mit dem persönlichen Kontakt zu Menschen verbinden kann – so bin ich erstmals auf die Zahnmedizin aufmerksam geworden. Nach der Aufnahmeprüfung habe ich das Studium in Wien begonnen und bin seitdem begeistert. Am meisten gefällt mir an meinem Beruf, dass ich vielen Menschen helfen kann. Etwa indem ich sie von ihren Schmerzen befreie, ihnen ihr Lächeln zurückgebe und so oftmals ihr Selbstbewusstsein stärke.
Zahngesundheit betrifft jeden. Erkennen Sie Unterschiede zwischen bäuerlichen und nicht-bäuerlichen Familien, was Zahngesundheit und Ernährung betrifft?
Es gibt Unterschiede zwischen bäuerlichen und nicht-bäuerlichen Familien – allerdings sind diese Unterschiede im ländlich geprägten Südtirol kaum zu erkennen.
Viele bäuerliche Familien konsumieren regelmäßig Milch und Käse. Stimmt es, dass Milchprodukte besonders gut für die Zähne sind – oder ist das ein Mythos?
Das ist kein Mythos. Milchprodukte sind eine hervorragende Quelle für Calcium und Phosphat, die den Zahnschmelz stärken und ihn widerstandsfähiger gegen Karies machen. Außerdem ist der pH-Wert von Milchprodukten leicht basisch, was hilft, Säureerosionen durch z. B. Zitrusfrüchte oder Softdrinks zu verhindern.
Äpfel gehören zu den wichtigsten Südtiroler Produkten. Wegen der Fruchtsäure heißt es aber oft, dass sie die Zähne angreifen. Wie sehen Sie das?
Die Fruchtsäure in Äpfeln kann den Zahnschmelz vorübergehend weicher machen, da sie den pH-Wert im Mund senkt. Allerdings gleicht der Speichel diesen Effekt aus. Deshalb sollte man mit dem Zähneputzen etwa 30 Minuten nach dem Apfelessen warten und idealerweise nachher ein Glas Wasser oder Milch trinken. Es ist auch besser, einen Apfel am Stück zu essen, statt über den Tag verteilt Stücke zu naschen.
Auch Zitrusfrüchte gelten als schlecht für den Zahnschmelz – aber enthalten sie nicht auch wichtige Vitamine, die wiederum gut für Zähne und Zahnfleisch sind?
Zitrusfrüchte senken ebenfalls den pH-Wert und machen den Zahnschmelz kurzzeitig angreifbarer. Andererseits enthalten sie viel Vitamin C, das wichtig für gesundes Zahnfleisch ist. In Maßen und mit etwas Vorsicht überwiegen die Vorteile.
Haben Pestizid- oder Spritzmittelrückstände auf Obst und Gemüse einen Einfluss auf die Zahngesundheit?
Pestizidrückstände auf Obst und Gemüse greifen den Zahnschmelz nicht direkt an, können aber indirekt die Mundgesundheit beeinflussen. Sie könnten die Mundschleimhaut reizen, die Mundflora stören und bei häufiger Aufnahme Entzündungen im Zahnfleisch begünstigen. Zur Vorbeugung sollten Obst und Gemüse gut gewaschen oder geschält werden. Bioprodukte enthalten meist weniger Rückstände und sind daher empfehlenswert.
Welche landwirtschaftlichen Produkte sind für eine gute Mund- und Zahngesundheit besonders empfehlenswert?
Milchprodukte wie Käse, Joghurt stärken den Zahnschmelz durch Mineralien und regen den Speichelfluss an. Rohes Gemüse wie Karotten, Paprika reinigt die Zähne mechanisch und liefert wichtige Vitamine für das Zahnfleisch. Auch Vollkornprodukte, Nüsse und Kräuter wie Salbei, Thymian unterstützen die Mundgesundheit.
Gibt es Nahrungsmittel, die Sie als Zahnarzt selbst lieber meiden?
Ich achte darauf, mich halbwegs ausgewogen zu ernähren, esse aber auch gerne, worauf ich Lust habe. Genuss ist erlaubt – aber immer in Maßen. Für mich persönlich ist die individuell angepasste häusliche Mundpflege der wichtigste Faktor für gesunde Zähne.
Wie oft sollte man die Zähne putzen – und besser vor oder nach dem Essen?
Ich empfehle, die Zähne morgens und abends zu putzen – mindestens zweimal täglich. Noch wichtiger als die Häufigkeit ist die Gründlichkeit, inklusive der Zahnzwischenräume. Wer einmal am Tag richtig putzt, schützt seine Zähne oft besser als jemand, der mehrmals oberflächlich putzt.
Viele vergessen unterwegs die Zahnbürste. Haben Sie Tipps, wie man sich trotzdem helfen kann?
Dann hilft es, den Mund mit Wasser auszuspülen und zuckerfreien Kaugummi zu kauen, um den Speichelfluss anzuregen. Man kann auch vorsichtig mit einem sauberen Tuch oder Finger die Zähne abwischen. Zuckerhaltige Snacks sollte man besser meiden.
Immer wieder hört man von „Hausmitteln“ für gute Zähne – z. B. Kaugummi kauen, Mundspülungen mit Kräutern. Was halten Sie davon?
Hausmittel wie Kaugummi kauen, Kräuter-Mundspülungen können wirklich hilfreich sein – aber sie ersetzen auf keinen Fall das gründliche Zähneputzen. Zuckerfreier Kaugummi regt den Speichelfluss an, was super ist, weil Speichel die Säuren im Mund neutralisiert und die Zähne schützt. Kräuter-Mundspülungen können das Zahnfleisch beruhigen und haben oft eine leicht antibakterielle Wirkung. Trotzdem gilt: Hausmittel sind eine nette Ergänzung, aber kein Ersatz.
Welche Lebensmittel fördern frischen Atem?
Petersilie, Minze, Äpfel sowie knackiges Gemüse wie Karotten, Sellerie helfen durch Chlorophyll oder den angeregten Speichelfluss, den Atem frisch zu halten. Joghurt unterstützt eine gesunde Mundflora. Viel Wasser zu trinken, ist ebenfalls wichtig.
Und welche Lebensmittel führen besonders schnell zu Mundgeruch?
Vor allem Knoblauch und Zwiebel, aber auch stark gewürzte Speisen und Alkohol können Mundgeruch verursachen. Zuckerhaltige Lebensmittel fördern zudem geruchsbildende Bakterien.
Unterscheidet sich die Wirkung von Lebens-mitteln auf die Zähne bei Kindern im Vergleich zu Erwachsenen?
Ja, Milchzähne sind empfindlicher und der Zahnschmelz ist dünner als bei Erwachsenen. Das bedeutet, dass zuckerhaltige oder saure Lebensmittel bei Kindern schneller zu Karies oder Zahnschmelzerosion führen können. Außerdem sind Kinder oft anfälliger dafür, Süßigkeiten häufiger und über den Tag verteilt zu naschen, was das Risiko zusätzlich erhöht. Kurz gesagt: Kinderzähne brauchen besonders viel Schutz, deshalb ist es wichtig, den Zuckerkonsum zu begrenzen und regelmäßiges Zähneputzen von klein auf zu fördern.
Welchen wichtigsten Tipp würden Sie unseren Leserinnen und Lesern für eine gute Zahngesundheit mitgeben?
Nehmt euch Zeit für eine gründliche und regelmäßige Zahnpflege – am besten zweimal täglich die Zähne putzen mit Reinigung der Zahnzwischenräume. Denn egal wie gesund man isst oder wie oft man zum Zahnarzt geht – ohne eine sorgfältige Mundhygiene können die Zähne und das Zahnfleisch auf Dauer nicht gesund bleiben. Und noch etwas: Genießt eure Lieblings-speisen ruhig, aber mit Maß, und sorgt danach gut für eure Zähne.

Simon Moser freut es besonders, wenn er Menschen ihr Lächeln zurückgeben kann.